Hier ist der Platz, um Eure Fänge zu präsentieren.
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alpfish
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Beitrag
von alpfish » Di 25. Okt 2011, 19:58
Trocken auf Eis gelegt

Im Herbst wenn die Tage rasch kürzer werden gibt es oft noch die Gelegenheit bei schönstem Wetter in die Berge zu gehen. Am Tag, bei wenig Wind und Sonnenschein, kann es noch angenehm warm sein, was Besucher und Einheimische gleichermassen erfreut:
Da liegt mein kleiner Liebling vor mir, der hochgelegene See im frühen Sonnenschein mit einem glänzenden Spiegel:

Tja, die kalten langen Nächte und der erste Kälteeinbruch mit Schneefall haben es vollbracht. Das Wasser ist auf der Oberfläche mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Etwa 2 bis 3 cm werden es sein.
Das Eis singt - ein ganz eigenartiges fremdartiges Klangerlebnis - für mich aber doch schon ein vertrautes Geräusch. Das Eis dehnt sich an der Oberfläche aus, die Spannung erzeugt Druckwellen und feine Risse, die Eisfläche bildet den Resonanzkörper. Man hört die Risse vorbeiziehen, mal kurz mal lang, mal hoch mal tief, ohne Takt mit immer wieder überraschenden Wendungen und vielen Pausen. Schwer zu beschreiben, aber schön zu hören. Wäre das Eis dicker, so könnte man beim Betreten die Geräuschkulisse erweitern, auch mit Tönen die einem unter die Haut fahren können, aber das ist ein anderes Thema
. Das Fischen ist hier kaum möglich. Es gäbe den Trick, mit Steinen ein Loch zu werfen und durch das Loch den Köder einzubringen. Aber ich möchte ja Fliegenfischen und will keine Fische über das Eis ziehen. Erstmal gut beobachten! Beim Umwandern vom See findet man im hintersten Teil beim kleinen Wassereinlauf eine viel dünnere Eisschicht vor, die beim seichten Einlauf auf ein par Meter sogar ganz verschwindet:
Die steigende Tagestemperatur, der leichte Wind vom Ufer her und die Sonneneinstrahlung werden das Eis hier allmählich weiter schmelzen.
Von einem leicht erhöhten Picknickplatz lässt sich dieser Teil gut überblicken und es dauert keine Stunde für ein schönes Schauspiel am Eisrand:



Der Jäger in mir erwacht. Die Fliegenrute ist bald bereit - mit einer kleinen schwarzen Trockenfliege.
So im Halbstundentakt kommen einzelne Forellen vorbei. Da sehe ich wieder eine kommen. Die Rute liegt neben mir mit am Boden ausgelegter Schnur bereit. Zwei, drei Schwünge und die Fliege ist ein par Meter vor dem Fisch platziert. Er erschrickt und weicht zurück. Doch kurz darauf kommt er neugierig Richtung Fliege. Ich habe diese aus dem Auge verloren und beobachte die Forelle. Sie kommt ganz gemütlich daher, unendlich langsam steigt sie hoch, bei dem klaren Wasser, keinem Wind und Sonnenschein stellen sich meine Gedanken schon darauf ein das sie gleich abdrehen wird, weil da der Faden glänzt, die Fliege zu fremd im Wasser liegt oder was auch immer. Noch langsamer steigt sie hoch. Ruhig bleiben - und ja nicht zu früh anziehen! Endlich durchdringt das Forellenmaul die Wasseroberfläche - es wird ja wohl bei meiner Fliege sein? Jetzt ist das Maul wieder geschlossen und der Fisch sinkt ab. Zug und der Haken sitz, Erleichterung. Doch gleich wieder steigt die Spannung an, die Regenbogenforelle ist fitt, hat sich Winterspeck anfressen können. Sie springt aus dem Wasser, zieht unter das Eis. Die Schnur schneidet das Eis und ich versuche die Rute so flach wie möglich zu legen damit das nicht wieder passiere. Jetzt wirbelt der Fisch Sedimente am Boden auf. Widerwillig folgt er dem Zug Richtung Ufer und ich kann eine wunderschöne Regenbogenforelle behändigen.

Eine Forelle von 300g und 31 cm, gut gewachsen, mit leckerem rötlichem Fleisch. In ihrem Magen finde ich vorwiegend Zuckmückenlarven. Es war wohl die letzte Forelle auf Trockenfliege in diesem Jahr.


Trotz dem neuen Kälteeinbruch bin ich doch noch zuversichtlich einen anderen grösseren See ohne Eis besuchen zu können.
Vielleicht lässt sich auch dort noch mit der Trockenfliege über Mittag ein Fisch locken? Forelle wird es keine sein. Aber dort lauern schöne Saiblinge…
Zuletzt geändert von
alpfish am Fr 28. Okt 2011, 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
mit Gruss alpfish
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helix
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Beitrag
von helix » Di 25. Okt 2011, 20:13
Deine Begeisterung für die Fischerei ist wirklich spürbar und solche Berichte sind einfach einzigartig, das kann nicht jeder! Many thanks und Gratulation zum kerngesunden Regenbögler und deinem Talent, deine nicht alltäglichen Erlebnisse so authentisch und genial rüberzubringen

Gruess helix
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Kingfisher
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von Kingfisher » Di 25. Okt 2011, 20:21
Thx fürn toll geschriebenen Bericht

Petri !
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Ricci
Beitrag
von Ricci » Di 25. Okt 2011, 21:10
Joo, sehr schön, und jetzt bitte Saiblinge.
Super Alpfish Klasse, wie immer.
Thx für den tollen Bericht und die fantastischen Pics !!!
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gianandri
Beitrag
von gianandri » Di 25. Okt 2011, 21:13
Ich glaube, ich habe noch nie eine solch schöne Forelle gesehen. Petri
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forellenfreak
Beitrag
von forellenfreak » Di 25. Okt 2011, 21:50
Ein wunderbarer Bericht

Petri zur prächtigen Regenbogenforelle, und auf den Bericht mit den Saiblingen freue ich mich schon.........
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JJwizard
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Beitrag
von JJwizard » Di 25. Okt 2011, 21:57
Stimmung pur! Herzlichen Dank für den ersten wirklich stimmungsvollen Eisfischer-Bericht des beinahe Winters 2011/2012!
Tight-lines
JJ
Born to fish - forced to work!
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gianni91
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von gianni91 » Mi 26. Okt 2011, 00:25
einfach wunderschön
danke
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Loup
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Beitrag
von Loup » Mi 26. Okt 2011, 09:50
Danke, ganz toller Bericht
Gruss vom Murtensee
Loup
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fetch
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von fetch » Mi 26. Okt 2011, 10:17
Sehr schöner Bericht, macht Spass zu lesen!
Petri zur Forelle!
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MS Tripper
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Beitrag
von MS Tripper » Mi 26. Okt 2011, 10:51
Herzlichen Dank für die tollen Impressionen aus dem Oberland und den absolut fesselnd geschriebenen Bericht!
Wenn immer nur die Klügeren nachgeben, wird die Welt irgendwann von den Dummen regiert

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gonefishing
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Beitrag
von gonefishing » Mi 26. Okt 2011, 12:01
Toller Bericht und super Bilder, danke dafür!
Gruss, Mattu
Anstatt zu jammern dass wir nicht all das haben was wir wollen sollten wir dankbar sein dass wir nicht all das bekommen was wir verdient hätten. (Dieter Hildebrand)
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thymallus
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Beitrag
von thymallus » Mi 26. Okt 2011, 13:45
wie immer bei deinen berichten: super geschrieben und toll fotografiert! danke für's teilen und chapeau zu fisch und bericht.
God made one third of the earth land and two thirds water which clearly shows that he intended man to spend one third of his time plowing an two thirds fishing!
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genoni33
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Beitrag
von genoni33 » Mi 26. Okt 2011, 14:27
Herzlichen Dank für den coolen Bericht. Da hast du wohl die ReFo im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt

...Flyfishing...
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fishfinder
Beitrag
von fishfinder » Mi 26. Okt 2011, 21:36
Salut alpfish
Toller Bericht mit super Fotos wieder.
Besonders angetan hats mir die auf dem Eis "schwebende" Forelle mit den makellosen Flossen.
Wunderbar...