Bei einigen - also z.B. bei mir - hat es eher damit zu tun, dass wir diese Argumente alle schon mal vorgebracht haben und wir sie eigentlich einfach per copy/paste aus anderen Threads einfügen könnten. Und zum anderen hat Rolandus einige Pro-Argumente ja schon im Eingangsbeitrag gebracht, was soll man diese also noch wiederholen?! Deshalb waren ja von Anfang an die Gegner am Zugpassionfisher hat geschrieben:JA sagen ist halt einfacher als sich selbst eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu verteidigen
Selbstverständlich habe ich mit Ja gestimmt. Nicht, weil die erste Antwort perfekt ist, sondern weil sie sozusagen das kleinste Übel ist. Das vorgeschlagene Modell würde ich zwar nicht einheitlich für alle Gewässer in der ganzen Schweiz einführen wollen, aber es geht tendenziell in die richtige Richtung. Es ist für mich eigentlich recht offensichtlich, dass die Bachforelle in kleinen und mittleren Patentgewässern einem zu hohen Fischereidruck ausgesetzt ist und dass dieser - wohlgemerkt natürlich zusammen mit einer ganzen Reihe anderer Faktoren - zu tieferen und unnatürlich strukturierten Beständen führt. Mit einer Fangzahlbeschränkung löst man daher längstens nicht alle Probleme, aber das eine oder andere eben schon. Und dass man die Forellenbestände in gewissen Gewässern tatsächlich überfischen kann, steht für mich aufgrund verschiedener Erfahrungen ausser Frage.
Ob so ein Modell jetzt ein 1/10er ist (1 pro tag, 10 pro Jahr), ein 2/20er oder ein 3/30er, ist ein Detail. Diese Frage sollten die Fischer in Zusammenarbeit mit den Verwaltungen lokal und regional beantworten.
Die "23.8-cm-Krankheit", wie sie hier so schön genannt wurde, ist in gewissen Gewässern übrigens ein Fakt. Das ist für mich einer der ganz grossen Nachteile des heutigen Modellen mit Mindestschonmassen. In stark befischten Gewässern ist der Bestand an älteren Bachforellen, also der reproduktiven Substanz einer jeden Population, möglicherweise beeinträchtigt. Es ist eigentlich eine Dummheit, nur grosse Forellen zu nehmen, junge hingegen nicht. Wenn man schon in Wildtierbestände eingreift, dann sollte man dies eigentlich primär in der Jugendklasse tun (hier spricht jetzt der Jäger in mir). Jungtiere haben ohnehin ein hohes Sterblichkeitsrisiko - was wir dort entnehmen, würde in der Natur ohnehin innerhalb der kompensatorischen Sterblichkeit wegkommen. Die alten Fische hingegen haben sich bewährt, sich in der Natur durchgesetzt und reproduzieren eben mehr. Eine 35er Bachforelle wird noch für wesentlich mehr Nachkommen sorgen als eine 15er. Entsprechend schaden wir mit der Entnahme der 35er viel mehr als mit der Entnahme der 15er.
Ich plädiere deshalb mal ganz provokativ dafür, die Schonmasse umzudrehen:
Die Schonmasse sind nicht mehr als Mindestgrösse zu verstehen, sondern als Maximalgrösse. Jeder Fisch, der das Schonmass erreicht hat, muss wieder zurückgesetzt werden. Alle anderen müssen entnommen werden (mit einem Entnahmezwang ist nämlich das persönliche Kontingent schneller ausgeschöpft, womit die Fischerei beendet ist und die Verangelung - ein völlig unterschätztes Problem - eingedämmt wird).
Subsidiär würde ich aber die Einführung von Fangfenstern schon mal einen ganz guten Ansatz finden.
Optimal wäre natürlich ein Modell, in dem die Selbstverantwortung aller Fischer zum Zuge kommen würde: Jeder entnimmt wirklich nur so viel, wie er verwerten kann; alle gönnen der Natur auch mal eine Pause und verzichten freiwillig auf den einen oder anderen Fischerausflug, wenn sie nur Fische plagen wollen und dämmen damit die Verangelung ein; und alle entscheiden selber anhand des Zustandes des Fisches (Verletzungen, Erschöpfung, etc.), ob hier die Entnahme oder ein releasen Sinn macht. Dann bräuchten wir keine Schonmasse mehr und auch keine Fangzahlbeschränkungen. Aber so ein Modell bleibt wohl ein Wunschtraum.
Wohlgemerkt gelten obige Vorschläge für mich nur für Fischarten, die intensiv befischt werden und auf die wir wirklich einen Einfluss haben können. Also eben Bachforellen, aber auch Äschen und in manchen Gewässern vielleicht auch noch für Hechte und anderes. Eine ganze Reihe anderer Arten wird aber so wenig befischt oder ist dermassen häufig, dass irgendwelche Einschränkungen völlig sinnlos sind (diverse Cypriniden, Egli, etc.).