Früh morgens am Samstag 24.10.09 machten mein Kollege Noldi und ich uns auf den Weg Richtung Süden. Die Hürde Gotthard war schnell genommen…Inspiriert von einem Artikel im Fisch und Fliege Nr. 19 war Sondrio im Veltlin unsere Destination.
Die äschen der Adda (fliesst durchs Veltlin) wollten wir mit unseren Fliegen bezirzen.
Um 7Uhr morgens erreichten wir pünktlich unsere Unterkunft (agriturismo il forno) in Albosaggia…Nach freundlichem Empfang (leider kein Grappa) wollten wir uns auf die Socken machen. Ich sah dann durch eine Tür, wo bereits ein deutscher und ein irischer Fischer mit einem Einheimischen sprach. Ich deutete Noldi, dass wir doch kurz hallo sagen könnten und uns so im Voraus informieren würden. Als ich den Einheimischen sah, dachte ich, denn kenn ich doch! Es war Doriano, der im Bericht im Fisch und Fliege den Autor begleitete…Genial, wir stellten uns vor und erzählten von dem grossen Zufall, dass wir wegen seinem Artikel hier her kamen. Weiter stellte sich heraus, dass der deutsche Fischer Markus, der Autor dieses Berichts war….Wow…so klein ist die Welt.
Die beiden waren geehrt, dass ihr Bericht so gut ankam…Kurz entschlossen sagte uns Doriano, dass wir doch mit ihnen kommen sollten… Patente lösen und Strecke kennenlernen…Für uns war dies Gold Wert, denn die Orientierung dort unten war nicht einfach. Angezogen dings dann mit Rute und Fliege auf die Pirsch.
Wir wurden von Doriano den ganzen Tag begleitet und er zeigte uns die ganze Strecke und erklärte uns die 14 grossen Stellen an der Piateda-Strecke der Adda. Gleichzeitig mit uns, hatte der örtliche Verein ein Treffen mit anderen italienischen Vereinsvertretern…So geschah es, dass wir auch das Abendessen zusammen einnahmen (pizoccheri/Bresola))…Es wurde in allen Sprachen gefachsimpelt und ausgetauscht. Die Einheimischen erzählten vieles über Zucht und Besatz an ihren grossartigen Gewässern. Besonders gut hörte ich zu, wenn das Thema Marmorata diskutiert wurde.
Das sind tatsächlich ideale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Fischerwochende…
Ja…gefangen haben wir auch. Die äschen zeigten sich in dieser C&R Strecke recht wählerisch und vorsichtig, im Gegensatz zu den Farios, die wehement nahmen.Wir fingen jeden Tag gut ein Dutzend Fische zwischen 30 und 45 cm…. Da wir von Doriano wussten, was wann lief, konnten wir uns auf verschiedene Situationen einstellen. Beim Eindunkeln hatten wir mit der black sedge Erfolg auf grosse Farios. Wir haben morgens jeweils mit der Nymphe (Tandem) und am Nachmittag mit der Trockenen gefischt.
Die Piateda Strecke ist 4.6km lang und bietet eine abwechslungsreiche Fliegenfischerei. Schnelle und verblockte Stellen wechseln sich mit tiefen Rinnen, langsam fliessenden Passagen und Rieselstrecken ab. Gefischt werden darf nur am Montag, Mittwoch, Samstag und Sonntag. Es darf nur mit einer Schwimmschnur gefischt werden, Bissanzeiger sind auch verboten. Das einzige Negative war aber schon, dass man bis am Mittag einen Lauf fast besetzen musste, vor lauter Fliegenfischer. Alle Fischer waren aber Gentleman und liessen genug Platz. Trotz C&R ist die Strecke nicht puffmässig…die Fische mussten sich wirklich mit viel Fleiss erkämpft werden. Die UPS provincia Sondrio verwaltet im ganzen 110 km Adda, sämtliche Seitenbäche und sagenhafte 104 Bergseeen…Entlang der Adda gibt es verschiedene Reviere. C&R Zonen wechseln sich mit catch Zonen ab. Es wird in den öffentlichen Strecken regelmässig Fischbesatz mit Refos durchgeführt. Ich habe keine einzige Refo gesehen oder gefangen. In der Piateda Strecke findet kein Besatz statt(seit anfangs 2000 wird aber wegen einer ausserordentlichen Kormoranplage der äschenbesatz mit einigen Tausend Winzlingen unterstützt.)
Mensch habe ich einen Nachmittag im flachen schnellfliessenden Teil Ring um Ring angeworfen und keine der stattlichen äschen wollte beissen…Hatte leider nur Prachutemuster bis Grösse 16 am Start. Kleiner sollten sie sein. Leider war Doriano mit Markus und Ken unterwegs…
Meine beste äsche fing ich in einer tiefen (ca. 2m) und schnellfliessenden Aussenkurve. Unter Bäumen fischte ich so gut es ging mit Nymphe ganz am Ufer…Ich hatte dort 2 Bisse…Plötzlich sah ich eine freche äsche, die vor meinen Füssen stieg (siehe Video). Zitternd und erstaunt montierte ich ein feineres Vorfach und gab einer 16er red-tag eine
Chance. Werfen kam hier gar nicht in Frage also schoss ich die Fliege auf eine Geissart aufs Wasser, wo ist sie nur. Da stieg der Fisch wieder vor meinen Füssen…hätte ich doch die Fliege dort, schoss es mir durch den Kopf…Als ich die Rute hob, spürte ich Widerstand und derselbe Fisch bewegte sich in die Hauptströmung…Was folgte war mein bis jetzt bester äschendrill….
Ich glaube das wars von meinem Fangbericht vom Valtellina…
Da ich wohl heuer nur dieses eine Mal auf äschen fischen konnte, fiel halt der Bericht auch nicht zu kurz aus…. Unglaublich, am Sonntag hatte ich das Gefühl, ich fischte dort schon eine Woche ….