Das Jiggen mit Gummiködern

Hier kommen die Fragen und Antworten zum Raubfisch-, Spinn- und Schleppfischen rein.
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Lahnfischer

Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Lahnfischer »

Das Jiggen mit Gummiködern


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Eine der wohl erfolgreichsten Spinnangelmethoden auf Raubfische wie Hecht, Barsch und Zander ist der Jiggen mit verschiedenen Gummiködern wie Gummifisch, Twister, Fischtwister ect. am Bleikopf.

Die weiche Welle, wie das Gummifischangeln damals genannt wurde, schwappte in den 80ern nach Deutschland und revolutionierte nahezu das Spinnfischen auf Hecht, Barsch und vor allem Zander.
Zander galten damals als fast unfangbar mit Kunstködern, was sich aber sehr schnell ändern sollte.

Dieser Bericht hier soll einfach eine kleine zusammenfassende Anleitung für das Jiggen mit Gummiködern sein und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder stellt etwa eine revolutionäre neue Angelmethode dar. Sie soll einfach erklären, wie das Jiggen mit den Gummiködern funktioniert…

Das Jiggen an sich meint nichts anderes, als einen bleibeschwerten Gummiköder mit Sprüngen über den Grund hüpfen zu lassen, wobei regelmäßige Grundberührungen sich abwechseln mit einer Aufsteig- und Sinkphase.

Gerade diese Sinkphase ist dabei die wichtigste Komponente, kommen doch in dieser recht kurzen Zeit mehr als 90 % aller Bisse auf den Köder und sollte deswegen möglichst lange ausfallen.

Zielfische:

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Die wichtigsten Zielfische beim Jiggen sind, wie oben schon beschrieben, der Barsch, Hecht und Zander. Jedoch lassen sich eigentlich alle gängigen Räuber mit dieser Angelmethode fangen, wie z.B. Döbel, Forellen, Waller, Rapfen usw.

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Köder:

Gab es zu Anfang der Gummiwelle in Europa lediglich relativ kleine gelbe Twister als Gummiköder (Mister Twister“), so gibt es heute eine mittlerweile schier unüberblickbare Auswahl an den verschiedensten Köderformen, Farben und Größen.
Angefangen von Gummifischen in allen Größen mit oder ohne Hammerschwanz, Twister, Fischtwister, Gummifröschen, Gummikrabben und –Krebsen bis hin zu Fantasiegebilden ist alles erhältlich.
Eines aber haben sie alle gemeinsam, sie werden zum Jiggen auf einen Jighaken mit Bleikopf gezogen, evtl. dann zusätzlich noch mit zusätzlichen Drillingen, den so genannten Angstdrilling oder Stingern, bewehrt.

Ködergrößen:

Je nach Zielfisch und nach Jahreszeit/Temperatur variieren die verwendeten Ködergrößen deutlich. Eine einfache Abgabe von Ködergrößen ist deswegen nicht so einfach. Ich beschränke mich mal auf die 3 gängigsten Raubfische und meine bevorzugt verwendeten Ködergrößen.
Dabei gilt i.d.R.: je kälter die Jahreszeit, desto größer können die Köder sein und natürlich umgekehrt je wärmer das Wasser, desto kleiner die Köder.

Barsch: Köder von etwa 3-10 cm
Zander: Köder von etwa 8-15 cm, im Herbst/Winter auch noch größer
Hecht: Köder von 15 cm aufwärts, im Herbst/Winter durchaus auch deutlich bis 25 cm


Jighaken:

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Diese sind i.d.R. schon mit einem fest aufgegossenen Bleikopf beschwert, Die Hakengröße richtet sich dabei nach der Ködergröße und etwaigen zusätzlichen Angstdrillingen.

Da die Hakengrößen nicht irgendwelchen Normen unterliegen, hier mal eine ungefähre Angabe über das Verhältnis Ködergröße/Jighakengröße am Beispiel von VMC-Jighaken:

Ködergröße: Jighakengröße:

3 cm 1
5 cm 1/0
6-7 cm 2/0
8 cm 3/0
10 cm 4/0
12 cm 5/0
14-16 cm 6/0
18-20 cm 8/0
23 cm 10/0

Stinger:

Die Zusatzdrillinge (Stinger oder Angstdrilling) verwende ich persönlich erst ab einer Ködergröße von etwa 12 cm.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Platzierung, vorne am Kopf, im hinteren Drittel oder beides. Am gebräuchlichsten ist sicherlich die Anbringung des Drillings im hinteren Köderdrittel.

Hier hat lediglich der Zusatzdrilling den Fisch gebracht und sicher gehakt:

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Die Drillingsgrößen variieren ebenso stark wie die Jighakengrößen von Hersteller zu Hersteller, hier wieder meine bevorzugt verwendeten Größen anhand von VMC-Drillingen und abhängig von der Köderform. Große hochrückige Köder brauchen einen größeren Drilling als ein schmaler so genannter No-Action Shad:

Hier 23er Shads mit 2 Zusatzdrillingen:

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Ködergröße: Drillingsgröße:

12 cm 6 oder 4
14-16 cm 4 bis 2
18 cm 1 oder 1/0 (evtl. 2 Drillinge)
20-23 cm 1/0 bis 2/0 (2 Drillinge)

Der Bleikopf:

Bleiköpfe gibt es nicht nur in den unterschiedlichsten Gewichten, sondern auch in verschiedenen Formen.

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Allgemein bekannt und universell einsetzbar ist sicherlich der normale Rundkopfjig, doch daneben gibt es an wichtigen Hauptformen z.B. noch:

- den Eriekopf, der sich besonders für tiefe und stärker strömende Bereiche eignet, durch den tiefen Schwerpunkt bleibt er immer in Bodennähe (auch erhältlich mit Frontbefestigung als „Special Stand Up Erie-Jig“)

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- den Bananenkopf, der sich besonders für flachere Abschnitte eignet, steigt durch die Frontbefestigung auf Zug sofort auf und durch die Frontbefestigung lassen sich Hänger deutlich besser lösen!

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- den Fischkopf, der sich vor allem für starke Strömungen eignet, bietet durch seine Stromlinienform wenig Wasserwiderstand
(Bild mit freundlicher Genehmigung von http://www.angel-technik.de )

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- den Football-Jig, der sich, ähnlich wie der Eriejig, zum Fischen in tieferen Gewässern eignet.

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Daneben gibt es weitere Jigkopfformen wie Stand-UP-Jigköpfe, Jigköpfe mit Krautschutz, Wobbelköpfe, mit Spinnerblatt usw., auf die ich aber nicht weiter eingehen möchte.

Das verwendete Bleigewicht am Jighaken ist abhängig von einer Vielzahl an Faktoren, grundsätzlich gilt aber: So schwer wie nötig und so leicht wie möglich.

Faktoren, die das benötigte Jigkopfgewicht beeinflussen, sind:

- Gewässertiefe: je tiefer das Gewässer ist, desto schwerer muss der Bleikopf gewählt werden

- Strömung: Je stärker die Strömung ist, um so schwerer muss der Jigkopf sein

- Wind: starker Wind sorgt für einen Schnurbogen und erschwert die Köderkontrolle. Hier kann es nötig sein, den Jigkopf deutlich schwerer als überhaupt nötig zu wählen, um den Köder noch kontrolliert führen zu können.

- Ködergröße und –Form: je größer ein Köder ist, desto schwerer muss i.d.R. auch der Jigkopf gewählt werden, um eine gute Köderkontrolle und Laufverhalten zu gewährleisten. Dabei kommt es aber auch auf die Köderform und den Schwanz des Köders an. Hochrückige, breite Köder mit großem Schaufelschwanz benötigen deutlich mehr Bleigewicht als ein gleichgroßer Twister oder ein ganz schlanker No-Action-Shad gleicher Länge. Je mehr Wasserverdrängung ein solcher Köder hat, umso schwerer muss er bebleit werden!

- Auch die Gummimischung beeinflusst das benötigte Bleigewicht. Köder aus festem hartem Material brauchen meist mehr Bleigewicht, um optimal zu spielen, wie vergleichbare Köder mit einer weichen Gummimischung.

- Manchmal überbleit man den Köder auch absichtlich, um durch die Erschütterungen, die das jeweilige Auftreffen des Köders auf den Boden verursachen, die Fische zum Biss zu reizen.

- Manchmal überbleit man den Köder auch, um damit auf genügend Wurfweite zu kommen

Letztendlich muss man sich durch Testen das jeweils für die gegebene Situation geeignete Jigkopfgewicht heraussuchen, mit ein wenig Erfahrung geht das aber recht schnell.
Anfänger sollten ihren Bleikopf lieber eine Nummer zu schwer wählen wie zu leicht, damit sie ein richtiges Ködergefühl entwickeln.

Es gibt übrigens neben den unlackierten Jigköpfen auch bunt lackierte. Ob jemand diese Mehrkosten auf sich nehmen will, sei ihm überlassen, ich bevorzuge die klassischen unlackierten Köpfe.

Das geeignete Gerät:

Zum Jiggen eignen sich längst nicht alle gängigen Spinnruten, die richtige Rutenaktion ist entscheidend. Gerade wenn man sich die Attacken von Barsch und Zander anschaut, sieht man, dass diese den Köder durch Aufreißen ihres Maules mittels entstehenden Unterdrucks einsaugen. Dies geschieht in Sekundenbruchteilen und genauso schnell spucken sie den Köder auch wieder aus, wenn ihnen etwas spanisch vorkommt. Nun ist nicht jeder Biss richtig hart, oft halten die Fische den Köder auch nur zart fest, so genannte Festhaltebisse, also nichts, was einen richtigen Schlag oder das begehrte Tock auslöst.
Die Rute sollte deswegen einen schnellen Blank haben, der nicht nachschwabbelt und ein hartes Rückrad, Bestens geeignet sind Ruten mit Spitzenaktion, die sich erst bei stärkerer Belastung gerne bis ins Handteil durchbiegen lassen. Nur mit einer schnellen harten Rute kann man die feinen Bisse überhaupt wahrnehmen und schnell genug anschlagen.
Eine weiche Rute, die sich schon durch das Ködergewicht deutlich durchbiegt, hebt den Köder nicht oder nicht weit genug und nur verzögert vom Grund ab. Das hat eine schlechte Köderpräsentation und eine Menge an Hängern zur Folge, vom schlechten Ködergefühl oder den nur verzögert und in ihrer Wirkung verminderten Anschlägen gar nicht zu reden.
Die Rutenlänge sollte beim Uferangeln um die 2,70 bis etwa max. 3,00 Meter betragen, vom Boot aus darf es gerne etwas kürzer sein. Ich bevorzuge in jedem Fall eine Rutenlänge von 2,70 Meter, die 3-Meter-Ruten sind meist deutlich kopflastig, was auf Dauer ermüdend und anstrengend ist.

An Rollen eignen sich hochwertige Rollen mit ordentlicher Bremse, stabiler Achse und Getriebe. Eine saubere Schnurwicklung ist sehr wichtig, da fast ausschließlich geflochtene (multfile) Schnüre zum Einsatz kommen. Rollen, die hierfür geeignet sind, müssen keine sehr teuren Rollen sein, aber billige Rollen halten den enormen Belastungen beim Jiggen nicht lange stand und verschleißen recht schnell.
Ich bevorzuge hier Rollen mit einem Wormshaftgetriebe, diese sind normalerweise sehr stabil und besitzen eine ausgezeichnete Schnurverlegung.
Fürs leichte Jiggen auf Barsch und co. Ist eine 2000er Rolle meist ausreichend, fürs Jiggen auf Hecht und Zander darf es ruhig eine 3000er oder 4000er Rolle sein.

Mein persönlicher Rollentipp:

Die RedArc von Spro erfüllt alle genannten Voraussetzungen und besitzt ein ausgezeichnetes Preis/Leistungsverhältnis. Ich fische sie in der Größe 10200 auf Barsch, in der Größe 10400 ist sie seit 4 Jahren mein treuer Begleiter auf Hecht und Zander. Man bekommt sie im Fachhandel für etwa 70-80 €, davon ist sie aber jeden einzelnen Cent wert!

Die Schnur:

Wie bereits oben erwähnt, sind geflochtene (multfile) Schnüre zu bevorzugen. Sie haben bei gleichem Durchmesser eine wesentlich höhere Tragkraft gegenüber monofilen Schnüren, man kann also mit dünneren Schnüren bei gleicher Tragkraft fischen. Noch wichtiger aber ist eine andere Eigenschaft der geflochtenen Schnur: sie hat so gut wie keinerlei Dehnung. So wird jede Berührung des Köders, sei es durch Grundkontakt, Fischkotakt oder sei es nur, das sich Kraut oder ähnliches am Köder verfangen hat, sofort und deutlich an die Rute weitergemeldet und man kann entsprechend schnell reagieren.

Die Tragkraft der Schnur sollte beim Hecht/Zanderfischen in etwa zwischen 6-9 Kilo liegen, beim Barsch entsprechend weniger.

Bei der Schnurfarbe hat man mittlerweile die Qual der Wahl, es gibt weiße, grüne, gelbe, rote, rosa… Schnüre. Ich bevorzuge eindeutig eine gelbe Schnur, denn die ist in den meisten Fällen am besten sichtbar und den Fischen ist es i.d.R. egal, welche Farbe die Schnur hat. Skeptiker können sich ja die ersten Meter einer bunten Schnur mit einem Edding grün färben.
Außerdem kommt zwischen Hauptschnur und Köder ja noch das Vorfach, das aus Gründen der Waidgerechtigkeit, beim Vorkommen von Hechten im Gewässer, nur ein bißfestes Stahlvorfach sein kann.
Lediglich bei kleineren leichten Ködern und dem Fischen im Nahbereich ist eine monofile Schnur manchmal angesagt. Hier ist der Faktor Dehnung nicht so wichtig und gerade schnurscheue Fische wie Barsche können in Verbindung mit kleinen Ködern leichter überlistet werden. Aber auch hier gilt die Stahlvorfachregel, am Markt gibt es ganz feine dünne Stahlvorfächer mit Tragkräften ab 3 Kilo, die aber einem Hechtgebiss standhalten.

Die Köderführung:

Sicherlich fängt ein Gummifisch oder Twister auch bei gleichmäßigem einleiern den einen oder anderen Fisch, ihre Stärken spielen diese Köder aber erst richtig beim Jiggen über den Grund aus.

Kaum irgendwo wird so viel gestritten, wie über die richtige Köderführung beim Jiggen. Hier gibt es verschiedene Meinungen, die die bekannten Angelprofis strikt vertreten und als die einzig wahre propagieren, ja sogar teilweise für sich in Anspruch nehmen wollen, sie hätten diese Art der Führung und damit das Rad neu erfunden…*g*

Wichtig bei der Köderführung ist vor allem, ständigen Kontakt zum Köder zu haben, was man auf verschiedene Weise erreichen kann:

Beim Wurf sollte man vor dem Auftreffen des Köders auf der Wasseroberfläche bereits die Schnur abbremsen, damit man ohne großen Schnurbogen gleich den direkten Kontakt zum Köder hat. (Manchmal erfolgen Bisse auch direkt nach dem Auftreffen des Köders im Wasser.) Dann einen evtl. vorhandenen restlichen Schnurbogen durch 2-3 schnelle Kurbelumdrehungen beseitigen, schon kann der Köder an gespannter Schnur absinken.

Ist der Köder am Grund angekommen, merkt man das entweder in der Rute oder kann dies am Zusammenfallen der Schnur erkennen (hier kommt wieder der Vorteil der gut sichtbaren Schnur zum Tragen). Bei weichen, schlammigen Böden ist natürlich das Auftreffen des Jigkopfes schwerer in der Rute zu spüren wie auf hartem, gar steinigem Boden.
Ideal ist es, wenn man es schafft, in der Absinkphase einen Finger an die Schnur zu legen, denn dann entgeht einem nichts mehr. Dazu ist, zugegebener Maßen, etwas Übung nötig und funktioniert nicht mit jeder Rolle, aber es lohnt sich eindeutig, sich dies anzueignen.

Ich stoppe zu diesem Zweck mit dem Zeigefinger der Rutenhand den Rotor der Rolle am Schnurlaufröllchen und habe den Finger sofort an der Schnur.

Der Köder ist also jetzt am Grund, nun beginnt die eigentliche Führung, die auf verschiedenste Art und Weise erfolgen kann:

Gerade für den Anfänger bietet sich die so genannte Faulenzermethode an, die überall in den Medien propagiert wird, ganz einfach aber mit der Abkürzung KKS (Kurbel, Kurbel, Stopp) beschrieben werden kann.

Hierbei wird die Rute parallel zur Wasseroberfläche in Richtung des Köders gehalten. Ist der Köder nach dem Wurf an gestreckter Schnur am Grund angekommen, erfolgen nun 2-3 schnelle Kurbelumdrehungen. Der Köder wird dabei vom Grund abgehoben, in der Stopp-Phase sinkt er wieder an gestreckter Schnur zum Grund. Hier ist dauernder Kontakt zum Köder gegeben, eigentlich also eine gute Variante, oder?

Meine persönliche Meinung dazu: Auch ich „faulenze“ hin und wieder, allerdings halte ich die Rute nicht direkt zum Köder, sondern etwas nach links versetzt. Ich kann so die Schnur besser beobachten, außerdem schlage ich meist nach links oben an und da kommt mir diese Rutenhaltung eher entgegen. Im Übrigen ist diese Führung sehr statisch, gleichmäßig und eintönig, die Sprünge des Köders fallen eher flach und weit aus, und es gibt deswegen recht viele Hänger.

Die nächste Möglichkeit der Köderführung ist die über die Rute, hierbei kann man wesentlich variabler sein.
Durch Anheben der Rute wird gleichzeitig der Köder mit angehoben, das Ausmaß bestimme ich über die Rutenbewegung. Sofort anschließend wird die Rute wieder in die Ausgangsstellung (9-10 Uhr) gebracht, unter gleichzeitigem Aufkurbeln der losen Schnur. Dann wird der Köder wieder an der gestreckten Schnur absinken lassen und das Spiel erfolgt von neuem. Hier bei kann man die Sprunghöhe wunderbar variieren, bis man die Vorliebe der Fische in etwa herausgefunden hat, man kann in der Absinkphase den Köder noch einmal anjiggen oder durch einen Ruck seitlich ausbrechen lassen, man kann den Köder etappenweise mit 2-3 kleinerer Rucken aufsteigen lassen, gleichzeitig mit dem Anheben der Rute zusätzlich kurbeln, was den Köder viel schneller beschleunigt usw.

Grundsätzlich ist die Führung über die Rute also viel variabler und aktiver, allerdings ist es gerade für den Anfänger deutlich schwerer, immer den Kontakt zum Köder zu halten. Auch muss man aufpassen, dass man den Köder nicht zu schnell und heftig führt, sonst kann es sein, dass ein den Köder verfolgender Räuber das Interesse an dem Köder verliert, weil er ihn aus seinem Sichtbereich verliert.

Oftmals vereine ich auch die beiden genannten Methoden und gebe dem Köder beim ankurbeln einfach einen Ruck mit der Rutenspitze mit, damit er etwas höher und steiler aufsteigt.

Je näher der Köder am Ufer ist, desto höher ist die Hängergefahr, vor allem beim Angeln in Buhnenfeldern. Hier empfiehlt es sich, die Rute steiler zu halten und beim leichtesten Grundkontakt sofort wieder anzujiggen. Auch muss man bedenken, je näher der Köder kommt, desto heftiger wird er beim anjiggen/ankurbeln aufsteigen. Also in Ufernähe lieber etwas dezenter führen…
Eine weitere Methode der Führung ist das so genannte schleifen, dabei wird der Gufi einfach langsam, über den Grund schleifend, eingeholt, Pausen sind hierbei durchaus bißfördernd.

Im Wasser abfallende Kanten sind wahre Fischmagneten. Diese lassen sich eindeutig leichter und erfolgreicher von oben nach unten als umgekehrt befischen, bergab ist die Absinkphase viel länger.

Letztendlich muss sich jeder Jigger seine eigene persönliche Führung aneignen, mit der er am besten zurechtkommt und fängt. Hier gilt wieder einmal das alte Sprichwort: wer fängt, hat recht!
Hinzu kommt, das die Fische das eine Mal auf dezente Köderführung stehen, das andere Mal kann man sie nur mit einer aggressiven Köderführung reizen.

Übrigens kann man dieses Jiggen auch im Freiwasser betreiben, ohne jeglichen Grundkontakt. Man lässt den Köder einfach in die gewünschte Tiefe absinken (hierbei ist das Sekunden-Zählen sehr hilfreich), jiggt den Köder dann an, lässt ihn entsprechend wieder absinken …

Bisserkennung und Anschlag:

Wie oben schon erwähnt, gibt es die verschiedensten Arten von Bissen auf die gejiggten Köder, die sich nicht immer sofort und eindeutig bemerkbar machen.
Manchmal sind die Bisse unmissverständlich, es mach deutlich Tock oder es schlägt richtig in die Rute ein, dann ist der Fall klar. Oft ist es aber nur ein kurzes Verharren des Köders, die Schnur zieht leicht seitlich weg, oder die Schnur fällt zusammen, obwohl der Köder noch gar nicht am Grund angekommen sein kann, usw.…
Klar im Vorteil ist, wie schon oben beschrieben derjenige, der den Finger an der Schnur hat, denn der Finger ist der sensibelste Bißanzeiger überhaupt.
Von Vorteil ist es, wenn das mit dem Finger an der Schnur nicht klappt, den Finger zumindest an den Blank zu legen.
Also: entweder Finger an die Schnur, an den Blank und die Schnur über Wasser beobachten!

Prinzipiell ist bei jedem leisen Verdacht, bei jeder Unregelmäßigkeit im Köderlauf sofort ein kräftiger Anschlag zu setzen.

Merke: lieber einmal zu oft und umsonst angeschlagen, wie den vielleicht einzigen Biss des Tages mangels Anschlag nicht zu verwerten.

Der Köder wurde volley inhaliert, der Biß war eindeutig:

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Wichtig ist hierbei auch die richtige Einstellung der Bremse: sie darf unter keinen Umständen schon beim Anschlag Schnur freigeben, sonst verpufft dieser. Deswegen ist eine stramme Bremseinstellung vonnöten, man kann sie ja gegebenenfalls während des Drills etwas lockern.
Ich setze meinen Anschlag i.d.R. nach schräg links oben und habe damit beste Erfahrungen gemacht.

Hänger lösen:

Da das Jiggen ja, wie bereits beschrieben, überwiegend hart am Grund durchgeführt wird, gibt es regelmäßig den einen oder anderen Hänger und das lässt sich auch gar nicht vermeiden.

Hier ein paar gute Tipps zum Hängerlösen:

Rütteln und leicht schlagen: Hängt der Köder fest, dann sollte man erst einmal versuchen, diesen durch rütteln mit erhobener Rute und leichten Schlägen wieder frei zu bekommen.
Dabei wenn möglich etwas am Ufer lang laufen, um die Zugrichtung zu ändern.
Beim Bootsfischen ist das relativ einfach, dann einfach über den Hängerort drüber hinaus fahren und Zug von der entgegen gesetzten Richtung ausüben.

Die Schnalztechnik: Hängt der Köder richtig fest und löst sich nicht durchs rütteln, dann sollte man die Schnur an der Rolle mit dem Finger blockieren, den Schnurfangbügel öffnen, richtige Spannung mit der Rute aufbauen und dann die Schnur schnalzen lassen. Bei Nichtgelingen das Ganze mehrmals wiederholen. Durch den plötzlich nachlassenden Druck und das Zurückschnalzen der Rute kommt ein verkanteter Köder oftmals wieder frei. Erfolgsquote je nach Hängerart und Jigkopfform (Frontbefestigung) bis deutlich über 50 %

In Flüssen mit Strömung, vor allem an Buhnenköpfen hilft es oft, Schnur zu geben und die losen Schnur mit der Strömung abtreiben zu lassen. Hat sich dann ein etwas größerer Schnurbogen bis über den Hängerplatz gebildet, kräftig anschlagen, durch den Schnurbogen kommt nun der Schnurzug aus der entgegen gesetzten Richtung und zieht oftmals den Köder aus dem Hindernis.

Sollten diese Tipps alle nicht geholfen haben, z.B. weil der Haken sich irgendwo rettungslos festgesetzt hat, hilft oft nur noch brachiale Gewalt. Diese sollte man allerdings nicht über Rute und Rolle ausüben (Schäden sind sonst vorprogrammiert), sondern man sollte die Schnur vor der Rute um z.B. einen Stock ect. mehrfach wickeln und dann langsam aber stetig Druck ausüben bis entweder der Köder freikommt oder abreißt. Macht man das über Rute und Rolle, sind Schäden vorprogrammiert. Damit hierbei nicht viele Meter der teuren Geflochtenen Schnur abreißen, benutze ich das Stahlvorfach als Sollbruchstelle und wähle es von der Tragkraft her etwas schwächer wie die Hauptschnur.

Ich hoffe, euch die wichtigsten Grundzüge des Jiggens hiermit ein wenig näher gebracht zu haben und wünsche euch dabei viel Spaß und ein kräftiges Petri Heil!

Euer Lahnfischer
Zuletzt geändert von Lahnfischer am Fr 21. Aug 2009, 16:28, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Bassmaster »

Meister Lahni, wie immer einfach sensationell :up:
Vielen Dank für deinen Aufwand.
Gruss Pädu

Merke: Der schlechteste Angeltag ist immer noch besser als der beste Arbeitstag!
Rhybann.Bs

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Rhybann.Bs »

toller bericht!!!!
Mario

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Mario »

Hallo Thomas,

vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung , einfach klasse :up:
Marc 85

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Marc 85 »

Danke für den super Bericht.
Jetzt will ich sofort wieder ans Wasser :lol:
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Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Basler-Felchen-Pimper »

Ich sag nur: HAMMMMER!!!

Vielen Dank Lahnfischer.

Ich hatte diese Methode fast aufgegeben, da ich praktisch null Erfolg hatte, habe, doch Du hast mir gerade wieder Mut eingehaucht.

Danke Dir!
Gruss Marco
habakuk

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von habakuk »

danke thomas!
einfach eine bereicherung deine erfahrungsberichte, ich hab den bericht
mit viel interesse verfolgt - und viel bekanntes, selber erfahrenes gelesen -
und genossen, dass ich nicht ganz danebenliege...
das eine oder andere unbekannte fand ich auch, und werde dies bei gelegenheit
versuchen umzusetzen! (ich fische wohl iwie oft mit zu flachen sprüngen, das hab
ich schon selber bemerkt, bin aber noch nicht geübt genug um leichtere bleiköpfe
zu verwenden)
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Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Uwe »

Hoi Thomas,

vielen Dank für Deinen Bericht. Allererste Sahne :!: :!:
Lahnfischer hat geschrieben:
Ich hoffe, euch die wichtigsten Grundzüge des Jiggens hiermit ein wenig näher gebracht zu haben und wünsche euch dabei viel Spaß und ein kräftiges Petri Heil!
Dein Bericht ist super aufgebaut und spiegelt sicherlich mehr als nur die ersten Grundzüge de Jiggens. Un dich bin mir sicher, dass selbst erfahrene Jigger unter uns doch noch einiges dazu gelernt haben.

:thanks:
Gruss Uwe
Eine Seeforelle zu fangen ist wie ein wunderschöner Sonnenuntergang. Man kann es nicht beschreiben, man muss es erlebt haben.
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Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Rolf »

Einfach der Hammer Thomas :up:


Vielen Dank :!:
Gruss Rolf

Rettet die Würmer, fischt mit der Nymphe!
Eagleeye

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Eagleeye »

Super Bericht!!! :thx:

Werde wohl das Jiggen doch auch mal ausprobieren müssen.
gonefishing

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von gonefishing »

Super Bericht, danke dafür!

Gerade vor kurzem ist mir aufgefallen, dass uns noch ein Artikel zum Jiggen fehlt.
Nur was mache ich jetzt mit meinem halbfertigen Artikel?
Fertig schreiben und demnächst noch einen Bericht einstellen ist ja doof.
Ich hänge das unfertige Teil einfach zur Ergänzung an, damit ich es nicht ganz umsonst geschrieben habe...
gonefishing

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von gonefishing »

Hier also noch mein halbfertiger Jig-Artikel... ;-)

JIGGEN

Jump around -Grundsätzliches


Jiggen kommt aus dem Englischen von ‚to jig about’ oder ‚jigging’, was ‚herumhüpfen(d)’ bedeutet. Dies beschreibt die Art der Fischerei schon ganz gut, denn man lässt dabei einen Köder herumhüpfen, meist auf dem Gewässergrund.

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Da wir uns in der Schweiz befinden, möchte ich mich vor allem auf das Jiggen im Süsswasser konzentrieren. Auch beschränken sich meine Erfahrungen sozusagen ausschliesslich auf das Jiggen vom Ufer. Ich habe versucht auch die Unterschiede beim Fischen vom Boot zu berücksichtigen, jedoch ist das bei mir grösstenteils Theorie und nicht wirklich erprobt.
Beim Jiggen befischt man Raubfische, meist solche die sich grundnah aufhalten. Bei uns sind dies vor allem Zander und Egli (Barsch), aber auch auf Hecht und Forelle ist diese Methode erfolgsversprechend.
Die Bewegung des Köders wirkt auf den ersten Blick sehr unnatürlich, doch betrachtet man das Leben unter Wasser genauer, so sieht man dass dabei sehr natürliche Verhaltensweisen imitiert werden.

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Viele Fische sammeln ihre Nahrung am Grund, dabei schwimmen sie knapp über dem Grund, stossen mehr oder weniger schnell Kopf voraus zum Grund, um dort teilweise länger in einer schrägen Position den Grund abzusuchen oder Nahrung einzusammeln.

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Einige bodenbewohnende Fischarten und auch andere Grundbewohner bewegen sich eher hüpfend als schwimmend vorwärts, die Position am Grund ist dabei waagrecht liegend und nicht schräg oder vertikal wie bei der Nahrungssuche.

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Am Grund bieten sich auch häufig die einzigen Versteckmöglichkeiten, so dass viele Kleinfische sich hier aufhalten oder bei Gefahr dort hin flüchten. Zudem taumeln verletze oder tote Fische häufig zum Grund, nicht selten weil sie durch raubende Zander gezielt verletzt wurden, um danach aufgesammelt zu werden.

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Der Gewässergrund hat aber auch für raubende Fische einen grossen Vorteil, dort gibt es zwar Versteckmöglichkeiten, aber die Fluchtmöglichkeiten sind eingeschränkt und die Beute lässt sich ‚in die Enge treiben’. Dementsprechend erfolgen die meisten Bisse in der Absinkphase des Köders oder wenn er auf dem Grund aufliegt.

Diese Verhaltensmuster habe ich so eingehend beschrieben, da sie zeigen was beim Jiggen imitiert wird, und welche Variationsmöglichkeiten es gibt. Vor allem durch unterschiedlich schwere und unterschiedlich geformte Jigköpfe lässt sich die Sinkgeschwindigkeit und das Verhalten des Köders am Grund entsprechend verändern.


Führungsqualitäten – Die Technik

Beim klassischen Jiggen lässt man den Köder auf den Gewässergrund sinken, hebt ihn ruckartig an, um ihn dann wieder auf den Grund sinken zu lassen.

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Nach dem Auswerfen lässt man den Köder also Absinken. Bei geringer Wassertiefe erfolgt dies bei geschlossenem Schnurfangbügel und leicht gestraffter Schnur, um mögliche Bisse erkennen und parieren zu können. Fischt man tief, so empfiehlt es sich den Schnurfangbügel zunächst offen zu lassen, hierdurch verhindert man dass der Köder auf einen zu pendelt, und kann eine längere Strecke befischen. Ich schliesse den Bügel aber dann ein ganzes Stück bevor der Köder den Grund erreicht, hierdurch zieht es mir den Bogen aus der Schnur, und ich bin parat für Bisse in der ‚heissen Zone’.
Nach dem Auftreffen auf den Grund beginnt das eigentliche Jiggen, also das ruckartige Anheben und wieder Absinken lassen. Hierfür gibt es grundsätzlich 2 bzw 3 Techniken:

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1. Jiggen über die Rolle:
Über 1-3 schnelle Kurbelumdrehungen wird der Köder vom Grund gehoben. Nun folgt eine Pause, bis der Köder wieder auf den Grund gesunken ist, und das Ganze wird wiederholt. Die Rute wird dabei in etwa parallel zur Wasseroberfläche auf 10 oder 2 Uhr gehalten (Richtung Köder entspricht 12 Uhr). Die Rute wird die ganze Zeit ruhig gehalten, weshalb diese Technik auch ‚Faulenzermethode’ genannt wird.
Der grosse Vorteil dieser Methode ist der ständige Köderkontakt, der Nachteil eine etwas eintönige Führung.

2. Jiggen über die Rute:
Hierbei wird der Köder durch ein ruckartiges Anheben der Rute vom Grund gehoben.
Dies kann ein gleichmässiger Ruck oder ein Doppelruck (winzige Pause in der Bewegung). Auch kann über die Rute gerade oder schräg zur Seite angehoben werden, wodurch diese Methode sich durch eine sehr variable Köderführung auszeichnet.
Nach dem Anheben gibt es wiederum zwei Methoden:

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a) Die Rute bleibt in der angehobenen Position bis der Köder den Grund erreicht hat. Dann wird die Rute schnell in die Ausgangsposition gesenkt, die erschlaffende Schnur dabei eingekurbelt, um die Rute sofort wieder anzuheben. Der Vorteil dieser Methode, neben der variablen Köderführung, ist der optimale Köderkontakt in der Absinkphase. Die Nachteile sind der, durch die angehobene Rute, verkürzte Anschlagweg, sowie die etwas lange Pause des Köders auf dem Gewässergrund (die aber auch erwünscht sein kann).

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b) Sofort nach dem Anheben wird die Rute wieder sehr schnell in die Ausgangshaltung gesenkt und dabei die schlaffe Schnur eingekurbelt. Der Nachteil dieser Methode ist, dass man im ersten Teil der Absinkphase (während dem Rute senken und Einkurbeln) den Köder nicht unter Kontrolle hat. Der Vorteil, im Vergleich zu Methode a), ist der volle Anschlagweg und die kurze Pause des Köders auf dem Grund. Ein grosser Vorteil dieser Methode ist das anschlagartige Anheben im Moment wenn der Köder auf den Grund trifft. Hierdurch werden gerade Anfänger teilweise Bisse mit einem ‚Anschlag’ parieren, welche sie gar nicht als solche erkannt haben.

Eine grundsätzlich beste Methode gibt es nicht, zum einen muss man ausprobieren was einem persönlich am meisten liegt. Zum zweiten gilt es herauszufinden, was die Fische gerade am meisten mögen, gleichmässiges hoch und runter, oder eine aggressive, unregelmässige Führung. Von daher empfiehlt sich zumindest zu Beginn einer Session eine Kombination der Führungsarten.

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Fischt man auf grössere Distanz in nicht allzu tiefem Wasser, so wird der Winkel der Schnur sehr flach. Irgendwann wird der Köder kaum mehr angehoben (Absinkphase sehr kurz), oder schleift nur noch über den Grund. Mit der Faulenzermethode passiert dies am schnellsten, durch ein Höherhalten der Rutenspitze kann man den Winkel verbessern (auf Kosten des Anschlagweges). Mit Jiggen über die Rute ist man in diesem Fall aber besser dran, bei beiden Methoden spielt natürlich dann die Rutenlänge eine wichtige Rolle.
Je nachdem macht also auch der Winkel zum Gewässergrund einen Wechsel der Führungsmethode notwendig.

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Je nach Zielfisch muss sich das Jiggen nicht am Gewässergrund abspielen. Auf Hecht ist z.B. auch das Jiggen im Mittelwasser oder oberflächennah erfolgsversprechend. Der einzige Unterschied dabei ist, dass man den Köder nicht bis zum Grund absinken lässt, sondern bereits in der gewünschten Tiefe wieder ruckartig anhebt.
Das Jiggen (über die Rute) lässt sich auch mit anderen Führungsmethoden (Jerken, Twitchen) kombinieren. Das hat sich bei mir vor allem auf Hecht bewährt.


Alles unter Kontrolle – Bisserkennung und Köderführung

Bisserkennung und Köderführung gehen Hand in Hand, nur wer ständig sieht und fühlt was der Köder macht, wird ihn richtig führen, Bisse erkennen und verwerten.
Die Kontrolle erfolgt zum einen über die Beobachtung des leichten Schnurbogens zwischen Rutenspitze und Wasser. Während des Absinkens des Köders bewegt sich das ‚Ende’ an der Wasseroberfläche langsam und gleichmässig auf einen zu. Trifft der Köder auf den Grund, sackt der Schnurbogen durch.
Ein Biss kann sich auf verschiedene Arten zeigen, ein Straffen des Schnurbogens bis hin zu einem Schlag in die Rute, ein Durchsacken des Schnurbogens (obwohl der Köder doch noch gar nicht am Grund sein sollte), ein leichtes Zittern in der Schnur, oder auch ein Ausbleiben des Durchsackens.
Unterstützt wird diese visuelle Kontrolle durch Erfühlen. Hierfür wird ein Finger an den Blank oder an die Schnur gelegt. Stimmen Gerät und Ködergewicht, so fühlt man das Auftreffen des Jigkopfes auf dem Grund, und im optimalen Fall auch das Spiel des Köders. Fühlt man nichts, so ist entweder die Rute zu weich, die Schnur hat zuviel Dehnung, oder der Köder ist für das Gerät oder die Bedingungen (Wind, Strömung) zu leicht, wodurch sich die Schnur nicht genügend strafft.
Spürt man den Köder optimal, so spürt man auch jeden Biss, und die visuelle Kontrolle kann im Prinzip entfallen.
Das wichtigste, neben einer guten Ausrüstung, ist volle Konzentration und eine schnelle Reaktion. Bei den Bissen wird der Köder meist sehr schnell eingesaugt, und ebenso schnell wieder ausgespuckt. Ein leichtes Zucken in der Schnur, oft verbunden mit einem spürbaren ‚Tock’, sofort muss der Anschlag kommen. Um den Anschlag so schnell setzen zu können, muss der Körper des Fischers schon etwas angespannt sein. In Verbindung mit der Konzentration macht dies die Fischerei relativ anstrengend, und es empfiehlt sich öfters Pausen zu machen, und lieber kürzer aber 100% parat zu fischen.


Der direkte Draht - Rute, Rolle und Schnur

Jede Bewegung der Rute soll sich möglichst direkt auf den Köder übertragen, und jede Bewegung des Köders soll sich möglichst direkt über Schnur und Rute auf unsere Finger übertragen.
Die Rute muss daher sehr straff sein, über eine sensible Spitze und Spitzenaktion verfügen. Natürlich sollte sie kein Besenstiel sein, damit sie ihrer Funktion im Drill auch noch gerecht wird. Das Wurfgewicht hängt von Zielfisch und Köder ab, von UL-Jigruten für Minitwister auf Egli bis hin zu 500gr-Stecken für Giant-Jigheads auf Dorsch gibt es alles. Für Egli 20-30gr, für Zander 40-60gr und für Hecht 80-120gr ist ein ungefährer Richtwert.
Die Länge der Rute hängt vom Winkel zwischen Gewässergrund und der theoretischen Linie Köder-Fischer ab. Je kleiner dieser Winkel ist, desto länger muss die Rute sein. Beim Vertikalfischen (Winkel 90°) reicht eine sehr kurze Rute, auf grosse Distanz in flachem Wasser braucht es eine sehr lange Rute. Dementsprechend reicht das Spektrum der Jigruten von 1.5-3.3m. Als Richtwert sei hier für das Fischen vom Boot eine Rute von 1.8-2.4m, vom Ufer von 2.4-3.0m empfohlen.

Bei der Schnur gibt es nur eine Möglichkeit: Geflochtene, Monofil hat zu viel Dehnung. So dünn wie möglich und so dick wie nötig, denn je dicker die Schnur desto mehr Angriffsfläche bietet sie Wind und Strömung, was wieder schwerere Köder notwendig macht. In Gewässern in denen auch Hechte vorkommen sollte aber schon ein Durchmesser von 0.12-0.17 gewählt werden.
Bei ‚Hechtgefahr’ sollte auch unbedingt ein Stahlvorfach (7x7, Flexonit...) vorgeschaltet werden. Nach meiner Erfahrung überträgt es das Geschehen besser und beeinflusst das Köderspiel weniger als Hardmono.
Bei geringer Hechtgefahr, klaren Wasser und heiklen Fischen empfiehlt sich ein Flourocarbon-Vorfach.
Fischt man auf steinigen Grund oder an Steinpackungen braucht man ein abriebfestes Vorfach. Sonst kann man den Köder auch direkt an die Geflochtene knoten.
Will man auch in der Dämmerung fischen, empfiehlt sich bei der Farbe der Schnur weiss oder gelb. Erfolgt Köderkontrolle und Bisserkennung nur über Erfühlen kann die Farbe der Schnur natürlich so unauffällig wie möglich gewählt werden.

Mit der Rolle muss man die Schnur sehr schnell einholen können, der Schnureinzug (Übersetzung x Spulenumfang) sollte entsprechend hoch sein. Multirollen konnten sich aus diesem Grund noch nicht durchsetzen, auch wenn bei diesen das ‚Finger an die Schnur legen’ einfacher wäre.
Für die geflochtene Schnur braucht es natürlich eine saubere kreuzweise Schnurverlegung. Durch die harte Rute und die geflochtene Schnur ist eine sehr gute, ruckfreie, fein einstellbare Bremse besonders wichtig.
Erfolgt das Jiggen vor allem über die Rolle, so wird diese sehr stark beansprucht, entsprechend muss die Qualität sehr gut sein.


Die Qual der Wahl - Köder

Zum Jiggen werden fast ausschliesslich Gummiköder verwendet, im Prinzip eignen sich aber alle Köder die sich wie beschrieben führen lassen und sich dabei nicht am Grund verhaken.
Neben Gummiködern sind dies z.B. Köderfische am geeigneten System , Würmer am Jigkopf oder mit vorgeschaltenem Blei, Bleikopf-Streamer, Jigs mit Fransen aus ‚Lammetta’, Metall-Jigs (v.a. zum Speedjiggen am Meer)...

Die Auswahl an Gummiködern ist riesig, die meisten sind zum selbst montieren, also Gummiköder, Bleikopf mit Haken und allfällige Zusatzhaken einzeln zu kaufen. Daneben gibt es auch vormontierte oder fertige Gummiköder, wie z.B. Gummifische mit integriertem Bleikopf und Haken.

Bleiköpfe / Jigheads:

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Von Oben links nach unten rechts: Zum Jiggen geeignetes System, Fischkopf-, Rundkopf-, Football-, Erie- und Standup-Jig (verstellbares Modell)

Die Funktion der Bleiköpfe ist es, den Köder für’s Auswerfen zu beschweren und ihn zum Grund zu ziehen. Von der Form des Bleikopfes hängt der Lauf des Gummiköders und dessen Verhalten am Grund ab.

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Der Lauf des Köders hängt vor allem von der Lage des Einhängers ab. Liegt dieser sehr weit vorne, so schiesst der Köder bei einem steilen Winkel beim Anheben Kopf voraus nach oben. Bei einem flachen Winkel hebt es den Köder dagegen gleichmässiger an.
Liegt der Einhänger weiter hinten, so bleibt der Köder bei einem steilen Hebewinkel eher in der Waage. Bei einem flachen Winkel tendiert der Köder aber dazu den Grund umzupflügen, mit seiner ‚Nase’ Kraut aufzusammeln oder gar hängen zu bleiben.
Von daher sind Bleiköpfe mit Einhänger ganz vorne eher für das Fischen vom Ufer geeignet, Bleiköpfe mit Einhänger weiter hinten vom Boot zu bevorzugen.

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Der Lauf des Köders wird auch durch die Form des Bleikopfes beeinflusst. Liegt der Schwerpunkt unterhalb der Körperachse (z.B. Erie- und Standup-Jig) läuft und sinkt der Köder eher stabil. Liegt der Schwerpunkt in der Körperachse (z.B. Rundkopf-Jig) flankt und taumelt der Köder mehr.

Die Form des Bleikopfes beeinflusst auch das Verhalten des Köders, wenn er am Grund auftrifft. Bei rundlichen Formen (Rundkopf-Jig, Bananen-Jig, Fischkopf-Jig) fällt ein sinkender Köder meist um. Bei flachen oder verbreiterten Formen (Erie-Jig, Football-Jig, StandUp-Jig) bleibt ein sinkender Köder bei ebenem Untergrund stehen. Dabei liegt er entweder mit dem Bauch auf dem Grund (Football-Jig) oder steht mehr oder weniger schräg mit dem Schwanz nach oben (Erie-Jigs, StandUp-Jigs). Letztere können verständlicherweise am besten von einem Fisch vom Grund genommen werden. Viele neuere Gummiköder haben allerdings Auftrieb, während es bei solchen Gummis bei Erie- und StandUp-Jig ähnlich aussieht, machen Rundkopf- und Football-Jig meist einen ‚Kopfstand’.

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Der Badewannentest, links mit sinkenden, rechts mit schwimmenden Gummiködern. Bei Erie- und Standup-Jig vorne sozusagen kein Unterschied. Rundkopf- und Football-Jig hinten dagegen mit völlig veränderten Verhalten.

Neben diesen sehr verbreiteten Formen gibt es noch jede Menge Misch- und Spezialformen. Erwähnt seien Fireball- und Finesse-Jigs, bei denen der Köder nicht auf dem Haken ‚aufgefädelt’ wird, und dadurch mehr Aktion behält.

Neben dem Verhalten am Grund beeinflusst der Bleikopf das Lauf- und Sinkverhalten durch seinen Wasserwiderstand. Tendenziell sind im Stillwasser Modelle mit grossen Wasserwiderstand (z.B. Football-Jig), bei starker Strömung solche mit wenig (z.B. Fischkopf-Jig) von Vorteil.

Die Wahl des Gewichtes des Bleikopfes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der Köder soll einigermassen schnell den Grund erreichen, ohne dabei selbst oder durch Zug in der Schnur zu stark verdriftet zu werden. Die Absinkphase, in der zumindest bei Zandern die meisten Bisse kommen, soll aber möglichst lang sein. Auch soll der Köder in der Absinkphase nicht unbedingt senkrecht Kopf voraus nach unten donnern. Zwar schwören einige auf einen möglichst lauten Aufschlag, nach meinen persönlichen Erfahrungen ist eine ‚schöne’ Absinkphase aber wichtiger. Dies mag daran liegen dass ich vor allem an Gewässern mit eher weichen Grund (Bieler- und Murtensee) fische, wo durch hartes Auftreffen kaum Lärm entsteht, der Köder aber einsinkt.
Daneben muss man aber den Köder auch mehr oder weniger weit werfen können. Auch wirkt sich ein zu leichter Bleikopf, wie schon erwähnt, negativ auf den Kontakt zum Köder aus.
Am besten testet man das Laufverhalten (Steigen und Sinken) des gewählten Köders auf Sicht. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei zunehmender Distanz die Schnur das Absinken bremst, und die Zugrichtung eine andere ist.

Die Hakengrösse ist natürlich von der Ködergrösse abhängig, als Richtwert lässt sich sagen: 5cm:1, 8cm:2/0, 12cm:4/0, 16cm:6/0, 20cm:8/0. Wobei natürlich die Form des Köders auch noch eine Rolle spielt, bei schlanken Ködern eher etwas kleinere Haken, bei sehr voluminösen eher grösser.

Für das Fischen am Stillgewässer ist ein Sortiment an Bleiköpfen von 7-15gr empfehlenswert, an Fliessgewässern von 10-25gr. Modelle mit unterschiedlichen Verhalten (z.B. Rundkopf- und StandUp-Jigs) bieten mehr Variationsmöglichkeiten. Für das Fischen vom Ufer empfehlen sich Modelle mit vorne liegendem, vom Boot solche mit weiter hinten liegenden Einhänger. Die Hakengrösse wählt man in Abhängigkeit von Zielfisch und Köder (z.B. auf Zander 2/0-6/0)

Gummiköder:

Bei den zum Jiggen geeigneten Gummiködern gibt es ein schier unüberblickbares Angebot, von verschiedensten Nachbildungen natürlicher Beutetiere (Fische, Krebse, Frösche, Molche, Würmer, Insektenlarven...), über Mischformen (Twister, Fransenköder...), bis hin zu undefinierbaren Gebilden (Creature Baits, Stick Baits, Tubes...).


Die Gummifische werden zumeist nach den verschiedenen Schwanzformen unterschiden. Diese zeichnen sich durch eine unterschiedliche Aktion aus, von starker Bewegung mit viel Schallwellen (Schaufelschwanz, Twisterschwanz), über mittlere Bewegung mit wenig Schallwellen (Fransenköder, OktoTails, Biberschwanz oder lange Gabelschwänze), bis hin zu wenig Bewegung mit kaum Schallwellen (Fadenschwänze, kleine Gabelschwänze). Die Bewegung des Köders hängt auch stark von der Gummimischung (weicher=mehr Bewegung) und von der Dicke des Schwanzansatzes ab.

Tendenziell gilt dass bei kälterem Wasser weniger Bewegung besser ankommt. Jedoch ist die Schwanzform hier nur ein kleiner Faktor, den Grossteil der Bewegung stellt ja die Köderführung an sich dar. Beim Jiggen vom Ufer lässt sich die Geschwindigkeit des Köders durch niedrigeres Gewicht und höheren Wasserwiderstand des Köders reduzieren. Den höheren Wasserwiderstand haben aber meist Köder mit viel Aktion, ein dicker Shad mit grossem Twisterschwanz lässt sich langsamer führen als ein schlanker mit Fadenschwanz.

‚No-Action’ gibt es also beim Jiggen vom Ufer eigentlich nicht, da nimmt man im Winter besser auch noch die DropShot-Ausrüstung mit. Vom Boot sieht das etwas anders aus, beim Vertikalfischen lassen sich Köder mit wenig Aktion auch langsam führen.
....

(Sollte eigentlich noch weiter gehen, aber ich lasse das jetzt mal einfach so)
habakuk

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von habakuk »

olala - geballte ladung! danke mattu - das muss ich heute abend fertig studieren...
Trüsche

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Trüsche »

besten Dank für die Berichte, meine heutige Bettlektüre :wink:
Lahnfischer

Re: Das Jiggen mit Gummiködern

Beitrag von Lahnfischer »

Freut mich, das Bericht gefällt :D
gonefishing hat geschrieben: Gerade vor kurzem ist mir aufgefallen, dass uns noch ein Artikel zum Jiggen fehlt.
Nur was mache ich jetzt mit meinem halbfertigen Artikel?
Fertig schreiben und demnächst noch einen Bericht einstellen ist ja doof.
Ich hänge das unfertige Teil einfach zur Ergänzung an, damit ich es nicht ganz umsonst geschrieben habe...

Hätte ich das gewußt, hätte ich mich zurückgehalten :wink:

So paßt es aber doch auch prima, dein Bericht ist absolut super, ergänzt meinen noch und so schöne Grafiken kann ich eh nicht basteln... :up:
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