Der Gletschersee

Hier ist der Platz, um Eure Fänge zu präsentieren.
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Uwe
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von Uwe »

Merci für Deinen toll geschriebenen Bericht :thanks:

Das sind sicherlich die Sternstunden eines jeden Fischers :!:
Gruss Uwe
Eine Seeforelle zu fangen ist wie ein wunderschöner Sonnenuntergang. Man kann es nicht beschreiben, man muss es erlebt haben.
siu

Re: Der Gletschersee

Beitrag von siu »

vielen dank für den tollen bericht... muss ein schönes plätzchen sein! :up:

und petri zur schönen kanadierin!
oliman76

Re: Der Gletschersee

Beitrag von oliman76 »

Danke für deinen super geschriebenen Bericht...Der Namaycush ist wunderschön und hat sicher auch schon einige Jahre auf dem BUckel---

Petri Heil
Schweizer Angler

Re: Der Gletschersee

Beitrag von Schweizer Angler »

@ gsus und alle

Der Namaycush ist wie auch der Bachsaibling als Wildfisch extrem langsamwüchsig. Dies besonders in Bergseen wie wir sie zuhauf haben, also mit rund 6-7 Monaten Winter und oberhalb der Waldgrenze.
Oberhalb der Waldgrenze heisst, dass auch wenig Nahrung vorhanden ist, grosse Insekten wie Köcherfliegen oder Eintagsfliegen fehlen meist, und es schwärmen nur Zuckmücken (extrem klein) und vereinzelte Eintagsfliegen die gemäss dem dortigen Habitat auch sehr klein sind. Der Saibling ernährt sich in solchen Seen (bei uns ziwschen 18oo m ü M und 2300 M ü M) sehr oft auch von Plankton, ja es ist mit den Zuckmückenlarven sogar seine Hauptnahrung. Auf Fische geht er nur über, wenn solche von uns Menschen als Futterfische ausgesetzt wurden (bei uns meist Elritzen), oder wenn der eigenen Nachwuchs das fressbare Alter erreicht hat.

Dementsprechend kann er wie gesagt nie mit den bei uns eingesetzen Regenbogenforellen verglichen werden, denn in der Zucht haben die mit eineinhalb Jahren oft schon das Mass von rund 28 cm erreicht, sind also mit einer wild lebend und aufgewachsenen Bachforelle verglichen nur "Babys". Das sind sie faktisch auch, denn geschlechtsreif werden auch sie meist dann erst mit rund 35-40cm und werden in der Zucht mit proteinhaltigem Futter versehen so dass sie schnell wachsen. Und - sie laichen in Bergseen nicht ab, höchtens in Ab- und Zuflüssen.
Da sie aber im Gegensatz zum Bachsaibling oder Namaycush in Amerika/Kanada gar nicht in Bergseen natürlich vorkommen, sondern rein für uns Fischer allein eingesetzt wurden, kommen sie oft auch nicht mit dem wenigen Futter und den langen Wintern zurecht. Glück wenn sie vorher rausgefangen werden, denn im Winter gehen in Bergseen oft viele Regenbögler ein, zumal sie schlecht angepasst sind und als Massfische eingesetzt werden.

Der Namaycush und auch der Bachsaibling können besser knappes Futter umsetzen, ja ihre Kiemen können selbst Plankton filtern und wie Alpfish richtig beobachtet hat, sind sie somit opporrtunistische "Allesfresser und Allesverwerter". Das kalte Wasser im Gletschersee beeinflusst allerdings auch den Stoffwechsel, heisst die Fische schwimmen wenig im See herum und fressen wenig, damit sie eben wenig Energie verbrauchen und wenig in Form von Futter zu sich nehmen müssen.
Der kanada-Sailbing von Alpfisch kann also potentiell 15 Jahre alt und dabei nur um die 40 cm lang sein, denn aus Kanada wissen wir von vielen Namaycush, die in hochgelegenen Seen erst mit 8-10 Jahren geschlechtsreif werden (Bachforelle 2-3 jahre) und dann nur rund 30 cm Länge haben. In einem hochgelegenen Bergsee im Tessin haben wir vergleichsweise Bachsaiblinge die mit 18 cm schon den zweiten Herbst gelaicht haben, Grösse allein sagt also wenig aus. In Kanada ist scheins ein Namaycush verbürgt der rund 50 Jahre alt wurde, aber dies ist ein Einzelfall, normal werden Kanadier bis 20 Jahre alt, sofern sie nicht vorher ins Metz gehen :-). Damit leben sie länger als z.B. Regenbögler oder Bachforellen die rund 6 jahre alt werden.

Apropos ist der Kanadier in der Wildnis ein relativ schlechter Laichfisch, den das Weibchen produziert maximal bis zu 1200 Eiern, in hochgelegenen Gletscherseen eher nur um die 300-400. hat der See einen Abfluss und einen ufluss, so laicht er vorallem dort, aber auch über unterirdischen Quellen, die Brut muss wie bei allen Salmoniden genug sauerstoffreiches Frischwasser haben, und je kälter je besser ist der Sauerstoff gelöst.


Anders sicher in tiefer gelegenen Seen wier der Engstlensee oder die Melchseen, wo es mehr Futter hat, z.B. Elritzen, Köcherfliegen, Wasserschnecken, Plankton, Ameisen (die die im August fliegen und oft zu Hunderten aufs Wasser fallen und dort ein Leckerbissen für die Saiblinge und Regenbögler sind weil sie viel Protein beinhalten. und manchmal nehmen die Fische nur solche Ameisen und sonst gar nichts mehr).

Der Namaycush kann sich auch mit anderen Saiblinge paaren, insbesondere mit dem Bachsaibling, dieser Hybrid ist dann die "Splake-Trout", die optisch mehr an einen Kanadier als einen Bachsaibling erinnert, und teils ist der Hybrid auch schwer von anderen, echten Kanadiern zu unterscheiden. Die "Splake" ist interessanter schnellwüchsiger als die "echten" Eltern, aber auch hier spielt das Habitat eine übergeordnete Rolle. Die Splake kann sich auch selbst weiter vermehren, was viele andere Hybride nicht können, aber meist kreuzt er sich wieder mit kanadiern ode Bachsaiblingen, so dass die Splake-Gene bald wieder "herausgearbeitet" werden und nicht mehr klar ist, ob es nun mehr Splake oder Kanadier/Bachsaibling ist.

Heute haben wir in Bergseen immer mehr Probleme mit saurem Wasser, heisst der PH-Wert verändert sich zu ungunsten der Fische. Das ist auf der ganzen Welt bei bergseen zu beobachten, wir wissen von zunehmenden Problemen mit Fischen in Bergseen in Kanadas, Alaskas, der Schweiz und den Pyrenäen. Das saure Wasser kommt von der Klimaveränderung und dem immer mehr zunehmenden Co2 Anteil in der Luft, die Luftverschmutzung macht also nicht in rund 10km um eine Stadt halt, sondern schleicht sich immer mehr bis auf rund 3000 M ü M zu unseren Seen und Fischen.

Hier noch eine klene Info für Alpfish zur Schuppenbestimmung;

Apropos kannst Du den/eine anderen und ganzen Fisch auch an das FIWI in Bern einsenden (http://www.itpa.vetsuisse.unibe.ch/fiwi/), das kostet zwar was, dafür erfährst du mehr effektives über den Fisch, als von einem Züchter oder einem Forum.

Gruss und merci Alpfish für die jeweils tollen Berichte, die immer durch kein Anglerlatein auffallen und uns Fischer mit der echten Natur konfrontieren.

sa
alpfish

Re: Der Gletschersee

Beitrag von alpfish »

SA bemerkt richtig dass die Nahrung nur ein limitiertes Wachstum zulässt. Und was die Überlebenschancen von Zuchtfischen in einem Hochgebirgsee betrifft seh ich das genau so. Da hab ich mal arme Schläuche in einem Patentgewässer im nachfolgenden Jahr gefangen, schrecklich anzuschauen - mit Sömmerlingsbesatz passiert das nicht.
So hier jetzt mal ein Bild von besagtem Kiemendeckel...

Bild
ich lass euch mal raten....
Zuletzt geändert von alpfish am Fr 24. Okt 2008, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
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grosserböserfish
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Iceland

Re: Der Gletschersee

Beitrag von grosserböserfish »

schöner bericht mit super foto!!!!
Börni

Re: Der Gletschersee

Beitrag von Börni »

Hallo Alpfisch

Vielen Dank für deinen tollen Bericht! Es zeigt uns, dass unser Hobby eigentlich nicht nur aus dem Fischen an sich besteht, sondern noch viel mehr Potenzial hat! Ebenso bewundere ich deine Geduld; ich wäre wahrscheinlich jedes Jahr schauen gegangen um zu sehen, ob noch etwas lebt! :wink:
Ach und wegen der Schuppe: Ich habe so auf die Schnelle gemeint sicher 10 Ringe gezählt zu haben. Und da ich da eigentlich sicher ein paar überschaut habe (da ich keine Ahnung davon habe), denke ich schon, dass es eine der eingesetzten Fische sein könnte.

Vielen Dank noch mal für deinen Bericht!

@Schweizer Angler

Auch dir möchte ich für die vielen wertvollen Infos danken! ...Bin jetzt schon wieder etwas schlauer :wink: Was ich allerdings nicht richtig herauslesen konnte war, ob du denkst, dass sich die Fische in diesem See verlaichen (könnten) oder eben nicht. Ich weiss, mit 300-400 Eiern pro Weibchen stehen die Chancen nicht so gut, aber kann man es ausschliesse?
fishersam

Re: Der Gletschersee

Beitrag von fishersam »

@ alpfish und SA: Sehr viel hoch interessantes habt ihr da bereits zusammen getragen :!:

Zum Thema Altersbestimmung eignet sich der Kiemendeckel bei vielen Fischarten bestens (v.a. auch Egli, Zander). Auch in allen anderen Knochen kann man die Jahresringe erkennen. Beim nächsten Mal, empfehle ich dir auch die Otholiten (Gehörsteine) zu entnehmen, wenn du weisst wie diese zu finden sind. Damit lässt sich das Alter ebenfalls mehr oder weniger gut bestimmen. Diese Otholiten werden (neben den Schuppen, welche man auch entnehmen kann ohne den Fisch zu töten) meist bevorzugt für die Altersbestimmung bei Salmoniden. Allerdings braucht das Finden der etwa Stecknadelkopf-grossen Otholiten etwas Geduld. Besonders beim ersten Mal (und bei Forellen&Co) ist es nicht ganz einfach die Dinger zu finden. Du erkennst sie anhand eines anderen Kratzgeräusches, wenn du mit der Pinzette danach suchst...

Die Schuppen können ebenfalls für die Altersbestimmung benutzt werden. Allerdings ist dies oft deutlich schwieriger, besonders bei älteren Fischen (wie deinem Namaycush). Ausserdem können Schuppen im Laufe eines Fischlebens auch einmal ausfallen und wachsen dann nach.

Ich kann versuchen mal einen Blick auf ein paar Schuppen zu werfen, kenne dazu auch noch ein paar Gurus, welche ich beiziehen könnte. Kannst mir mal eine PM schicken. Aber erwarte nicht zuviel! Wie gesagt, bei solch alten Fischen wird es sehr schwierig!

Anhand deines Kiemendeckels schätze ich (ist nie ganz einfach anhand eines Fotos), dass der Fisch mit allergrösster Wahrscheinlichkeit aus deinem Besatz stammt.

Gruss
Salmoniformes

Re: Der Gletschersee

Beitrag von Salmoniformes »

DAS sind die derb geilen fische
unglaublich dickes petri :v:
Schweizer Angler

Re: Der Gletschersee

Beitrag von Schweizer Angler »

@börni

bachaiblingeund namaycush können in solchen gewässern wenn futter da ist und kein massiver eisgang im winter (september bis november) sehr wohl im see ablaichen, tun es aberm eist bei bach ein-und ausläufen wo die strömung frisches wasser, repektive stömung bringt. oder eben über, besser nahe von unterirdischen quellen.

gruss

sa
Eisfresser

Re: Der Gletschersee

Beitrag von Eisfresser »

Danke für den tollen Bericht und die spannende Diskussion. Ist einfach ein geniales Forum hier.
genoni33

Re: Der Gletschersee

Beitrag von genoni33 »

Hi Alpfish, sorry dass ich den Thread ausgrabe, aber es interessiert mich sehr. Was ist jetzt mit dem See passiert? Konntest du noch andere Fische nachweisen? Wie alt war die Namaycush wirklich?

Gruss Leo
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JJwizard
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von JJwizard »

uuppppppss uralt doch immern noch schön!
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forellenfreak

Re: Der Gletschersee

Beitrag von forellenfreak »

Interessiert mich auch :wink:
alpfish

Re: Der Gletschersee

Beitrag von alpfish »

hmmm... nah ja, war seither natürlich schon vielmals wieder dort. Aber wenn es 15 Jahre bis zum ersten Fang dauerte, geht es wohl leider noch etwas länger bis es vielleicht nochmals klappt. Werde es diesen Herbst sicher wie jedes Jahr versuchen. Ich bin mir eigentlich sicher, dass die Namaycush 15 Jahre alt war. Jetzt wären die Besatzfische 19 Jahre alt. Namaycush können ja gut 30 Jahre alt werden - habe also noch etwas Zeit. Der See ist recht gross und Fischen auf gut Glück wohl wie ein Sechser im Lotto. Die richtigen Bedingungen um einen Fische an der Oberfläche ausmachen zu können sind selten. Seither habe ich wie Jahre lang vorher nie etwas gesehen. Falls es doch nochmals klappen sollte melde ich das hier. Aber der Ausnahmefall macht diesen Fisch umso wertvoller. Es kommt mir vor als wenn es gestern war.
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