Es ist immer interessant zu lesen wie die Rückmeldungen nach der Seeforelleneröffnung in der Schweiz sind. Da sind ja z.T. herrliche Fänge zu bewundern. Was ich hier genau für Forellen in den Seen fange ist mir nicht so klar. Regenbogenforellen oder Brown trout oder soll ich denen dann auch Seeforellen sagen weil ich sie ja im See fange. Vielleicht hat mir ja jemand eine Antwort auf die Frage meines Kollegen gestern, was wir in der Schweiz denn für Forellen in den Seen fingen. Ich war etwas überfordert. Sagt mir bitte nicht, was für eine blöde Frage. Seeforellen eben, logo! Ist etwas tricky! Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht kann mich da jemand aufklären am Schluss des Beitrages.
Was ihr hier seht ist das Seeforellenparadies von Neuseeland. Jene Seen da im Zentrum der Nordinsel und jene Menge Forellen.
Der Lake Tarawera ist nur einer dieser Traumseen. Im Hintergrund der Mount Tarawara Vulkan, der letztmals 1886 ausbrach und eine Reihe Mao-risiedlungen an seinen Hängen mit Schlamm und Asche überschüttete. Die Wanderung auf den Gipfel ist ein Erlebnis..... ich schaffte es mit der Rute nur etwas dem Ufer entlang. War aber auch superschön obwohl ich keinen einzigen Fisch fing.
Wenn man länger Zeit hat und etwas aufgeschlossen ist und auf die Leute zugeht lernt man jene Menge netter Fischer kennen. So hatte ich dann das Glück, Roger kennen zu lernen, der hier eine Fischerlegende ist und die Seen kennt wie kaum ein anderer. Ich hätte mir keinen besseren Guide wünschen können. Hier wassern wir in der Boatshed Bay am Lake Tarawera ein an einer nicht ganz einfachen Rampe – aber kein Problem für Roger.
Er hat auf seinem Boot einen Minn Kota Elektromotor und fährt präzise den Drop Offs entlang. Obwohl er das Boot sorgfältig auf einem langsamen Kurs hielt, den Fischfinder mit den Bodenstrukturen beobachtete wäh-rend wir unsere Softbait dem sorgfältig am Grund entlang führten verpass-te er an seiner Rute kaum mal einen Biss. Oft kamen die Fische zuerst und nuckelten nur ein wenig am Köder. Ich mit meiner Felchenreaktion riss durch Anschlagen den Fischen immer wieder den Köder aus dem Mund. Also warten, schauen was an der Rutenspitze geht und dann im richtigen Augenblick anschlagen war das Erfolgsrezept.
Forelleneröffnung in der Schweiz, wie sind da die Temperaturen so? Was ich da lese eher kaum etwas für Warmduscher! Was für harte Kerle eben! Schaut die Situation hier an! Der Tag war einfach nur traumhaft, die Temperatur um die 18 Grad, kein Wind, es war einmalig..... und Fische hatte es auch noch.
Auch die Kontrolle war unterwegs. Die Fische wurden alle gemessen. Roger kannte den freundlichen Kontrolleur Nigel natürlich. Kein Stress, Gedankenaustausch, es würden kaum Fische gefangen meinte er.... so so. Also wir konnten uns nicht beklagen!
Sagen wir in der Schweiz nicht immer, das Wasser sei zu klar, zu sauber, und daher hätten die Fische kaum was zu Fressen und die Population ginge deswegen zurück? Schaut euch mal das Wasser hier an. Es hat so viele Fische im See, dass man pro Tag sechs Fische entnehmen darf. Man wird sogar ermuntert, das auch zu tun. Es hätte zu viele Fische im See und es bestehe die Gefahr, dass sie dann zuwenig Futter finden würden. Es werden jedes Jahr auch ca. 15'000 Fische ausgesetzt, man will diese Zahl aber reduzieren.
Im grössten der Seen, dem Lake Rotorua hat es auch sehr viele Fische, weil infolge des vulkanischen Untergrundes warme Quellen die Wassertemperatur auch im Winter in gewissen Buchten höher halten und so die Reproduktionsrate hoch ist.
Solche Fischimitationen, "Smelt", sind gute Köder und werden von vielen Fischern genutzt. Drei Anbissstellen sind erlaubt. Entweder fischt man sie als Jig oder wie wir auf die Felchen oder schleppt die Gambe langsam hinter dem Boot her. Harling heisst diese Methode hier. Andere Schleppen auch Tasmanian devil oder Toby Löffel hinter den Booten her. Unsere Spangen sah ich nirgends. Kaum jemand nutzt Rappala oder gar einen Wanderer. Sah ich in keinem Laden.... da wäre also noch ein Markt zu erschliessen!
Es kann auch gut sein, dass es plötzlich mal röhrt und donnert auf dem See. 540 PS hat das Bootli an Bord und wie schnell der fährt weiss nicht mal der Besitzer genau, aber es geht echt schnell! Viel ärgerlicher sind aber die Jet Ski die gelegentlich auf dem See ihre Pirouetten drehen und mit ihren agressiven Motoren einen erstaunlichen Radau machen. Glückli-cherweise sind sie etwa auf dem Lake Okataina verboten..... und es hat auch einfach weniger Leute als in der Schweiz am See. Selbst an einem Sonntag in der Ferienzeit sieht man kaum je viele Boote obwohl die Neu-seeländer es schon als eine extreme Belastung empfinden! Die sollen mal im Juli an einem sonnigen Sonntag an den Bielersee kommen!
Ja, und das war eigentlich das Ziel des Tages. Knapp 4 kg wog diese 61er Regenbogenforelle.
Roger landete sogar noch eine etwas grössere. Ich habe noch nie eine so schön gezeichnete Regenbogenforelle gesehen. Unglaublich. Ich sah schon Regenbögeler die silbrig waren wie Lachse.... aber so rot, einmalig!
Ich schrieb meinen Alaskakollegen mal, dass ich hier auch Sockeye Lach-se fangen könne! Was für ein Glück.... und jeder glaubte es mir, wenn er die Filets anschaute. Schaut mal die Farbe an, roter geht kaum.
Die Forellen fressen hier diese Koura Krebse und das gibt dann die tiefrote Farbe im Fleisch. Sie schmecken dann auch hervorragend. Allerdings nicht aus allen Seen. Diejenigen aus dem Rotoiti, dem Okataina und Tarawera sind die besten. Die aus dem Lake Rotorua haben einen leichten Schwefelgeschack infolge der unterirdischen Solfataren im See. Nicht alle zwar, aber Roger würde nie eine Forelle aus dem Lake Rotorua in die Pfanne hauen oder räuchen. Viele Fischer brauche die Forellen aus dem See dann auch als Köder für die beliebten Snapper im Meer.
Das war unsere Ausbeute des Tages die wir zur Verwertung mitnahmen. Einige im Forum sprechen von Silberbarren, recht haben sie.
Roger ist nicht nur Meisterfischer, sondern auch Räuchermaster. Ich glaubte einigermassen filetieren zu können, wenn ich aber ihm zuschaue ist da noch einiges an Luft nach oben. Und seine Räucherkunst ist eine Wissenschaft für sich, angefangen bei der Marinade und dann beim Steuern der Luftzufuhr zum Erhalten der besten Temperatur über mehrere Stunden im Ofen. Vorher lässt er die gewürzten Filets noch an der Luft 24 Stunden trocknen.
Das Resultat! Seht ihr die Lachsfilets? Besser jedenfalls als die Filets aus jeder Lachszucht, das kann ich euch versichern! Beim Vergleich mit den kaltgeräuchten Rotlachsfilets aus Alaska, sei es von Trappers Creek oder der Alaska Sausage gäbe es aber sicher interessante Diskussionen!
Sollten die Fischer mal nicht beissen... das gibt es, auf den letzten 1000 Ausfahrten passierte es Roger genau 1x! Dann hat es hier jene heisse Quellen und sogar warme Flüsse. Leider keine Massageliegen am Ufer wie in Phuket, aber man kann auch nicht alles haben, nicht war?
Oder man macht einen Ausflug in das Lokal des Anglerclubs den man in Begleitung eines Mitglieds auch besuchen darf, und bestellt einen Sea-food platter. Der reicht sogar für hungrige Würmlibader!
Nun also zu der Frage nach den Seeforellen. Ich fing schon schön silbrige Browntrout aus dem Lake Taupo. (Siehe Beitrag zum Forellenfluss ohne Fischer). Sie sieht den silbrig glänzenden Seeforellen im Forum schon recht ähnlich. Die gefangenen Seeforellen im NE oder Zürichsee sind auch ähnlich. Sie gleichen dann wiederum sehr den Meerforellen, alles Browntrout, die in in NZ in viele Flüsse aufsteigen um hier zu laichen. Ihre Punkte sind nicht rund, sondern eher kreuzförmig. Wie sieht das denn nun aus mit unseren Seeforellen? Sind das genetisch eigentlich Meerforellen, Browntrout, die man hier als landlocked bezeichnen würde weil sie ja nicht ins Meer raus schwimmen sondern nur in die Seen. Regenbogenforellen sind es jedenfalls nicht. Fangen wir in der Schweiz auch grosse Regenbogenforellen in den Seen? Ich sah noch nie eine! Doch, einmal, im Thunersee. Und die schien aus der Fischzucht im Blausee zu stammen und wurde bei einem Hochwasser rausgeschwemmt.
Also, liebe Kollegen, wenn ihr mir hier helfen könnt, als erfahrene Seefo Fischer, wäre das toll. Ich würde Roger gerne seine Frage fundiert beant-worten. Besten Dank und Gruss aus Rotorua bei viel Wind und Wellen und Regen infolge des Taifunausläufers Fili heute über Neuseeland. In einigen Gebieten geht echt die Post ab, mein Motorhome schaukelt nur. Kommt nur nicht auf dumme Gedanken, es ist echt nur der Sturm.
Seeforellenfang um Rotorua - Neuseeland
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Seeforellenfang um Rotorua - Neuseeland
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Re: Seeforellenfang um Rotorua - Neuseeland
Schau dir mal diese Studie an: http://www.vfab.ch/downloads/Bafu_genet ... cherei.pdf. Auf Seite 23 steht da:
"Zunächst wurde untersucht, ob es an selektiv neutralen Markern einen genetischen Unterschied zwischen den Forellen mit dem Seeforellenphänotyp und denen mit dem Bachforellenphänotyp gibt. Dies war nicht der Fall. Der genetische Unterschied zwischen Bachforellen aus verschiedenen Zuflüssen des Thunersees war grösser als der genetische Unterschied zwischen den Seeforellen und den Bachforellen innerhalb der Kander.
Die Studie bestätigt, dass die Seeforelle keine eigenständige Art, sondern eine Lebensform der atlantischen Forelle ist.
Im Englischen gibt's beim Menschen den kleinen aber feinen Unterschied zwischen gender und sex. Darauf dürfte es wohl auch bei den Forellen rauslaufen: alle geboren als Forellen (salmo trutta) und geendet als Seeforellen, Bachforellen, Meerforellen, Lachsforellen, Portionsforellen - und Forellen die sich in keine Kategorie einordnen lassen
"Zunächst wurde untersucht, ob es an selektiv neutralen Markern einen genetischen Unterschied zwischen den Forellen mit dem Seeforellenphänotyp und denen mit dem Bachforellenphänotyp gibt. Dies war nicht der Fall. Der genetische Unterschied zwischen Bachforellen aus verschiedenen Zuflüssen des Thunersees war grösser als der genetische Unterschied zwischen den Seeforellen und den Bachforellen innerhalb der Kander.
Die Studie bestätigt, dass die Seeforelle keine eigenständige Art, sondern eine Lebensform der atlantischen Forelle ist.
Im Englischen gibt's beim Menschen den kleinen aber feinen Unterschied zwischen gender und sex. Darauf dürfte es wohl auch bei den Forellen rauslaufen: alle geboren als Forellen (salmo trutta) und geendet als Seeforellen, Bachforellen, Meerforellen, Lachsforellen, Portionsforellen - und Forellen die sich in keine Kategorie einordnen lassen
There's a fine line between fishing and just standing on the shore like an idiot.
- Rolf
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Re: Seeforellenfang um Rotorua - Neuseeland
Danke für den wieder extrem tollen Bericht aus Neuseeland.
Da hast du echt Glück gehabt. Einen Tag auf einem See zu verbringen in Neuseeland ohne Wind, schafft nicht jeder.
In der Schweiz ist der Besatz von Regenbogenforellen verboten. Also gibt es sie kaum. Nur 2 Ausnahmen kenne ich, wo Regenbogenforellen in grösseren Seen gefangen werden.
Das sind die Tessiner/Italiener Seen. Da munkelt man, dass da manchmal nachgeholfen wird.
Dann ist da noch der Bodensee. Da gibt es einen Bestand an Regenbogenforelle die sich reproduzieren im Rhein. Es werden da auch sehr grosse Regenbogenforellen gefangen, obwohl in den letzten Jahren es ruhiger geworden ist um die Fänge.
Da hast du echt Glück gehabt. Einen Tag auf einem See zu verbringen in Neuseeland ohne Wind, schafft nicht jeder.
In der Schweiz ist der Besatz von Regenbogenforellen verboten. Also gibt es sie kaum. Nur 2 Ausnahmen kenne ich, wo Regenbogenforellen in grösseren Seen gefangen werden.
Das sind die Tessiner/Italiener Seen. Da munkelt man, dass da manchmal nachgeholfen wird.
Dann ist da noch der Bodensee. Da gibt es einen Bestand an Regenbogenforelle die sich reproduzieren im Rhein. Es werden da auch sehr grosse Regenbogenforellen gefangen, obwohl in den letzten Jahren es ruhiger geworden ist um die Fänge.
Gruss vom Murtensee
Loup
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