"A dr Aare, si mir däheimä..."

Hier ist der Platz, um Eure Fänge zu präsentieren.
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track
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"A dr Aare, si mir däheimä..."

Beitrag von track »

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Im Mittelland gehört für mich der Mai normalerweise zu den spektakulärsten Monaten im ganzen Jahr: Mauersegler im Quartier, knallgrüne Ufer am Fluss, länger werdende Tage, Hechteröffnung, gemütlich Feierabendbier im Freien und T-Shirt-Wetter.

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2021 kommt das alles so zögerlich in die Gänge, im April noch diese komische Bise bei tiefen Temperaturen und - mir graute schon wieder - die Trockenheit... nicht gut.

Heute sind wir ein paar Tage über die Monatshälfte hinaus und wahrscheinlich ist die mittlere Niederschlagsmenge für einen gewöhnlichen Mai schon gefallen. Nichtsdestotrotz kommt die Aare - zumindest in Bern - nicht als braune Suppe, sie schillert in grün, in türkis, strömt kräftig um Innen- und Altstadt, treibt Kraftwerke an, fliesst auf der Restwasserstrecke um die Engehalbinsel (Ausflugstipp!), an Bremgarten BE vorbei in den Wohlensee.

So nahm ich an einem Nachmittag an Auffahrt reissaus um im Urbanen ans Wasser zu gehen. Die Strömungsverhältnisse an der Strecke, die ich zuletzt befischt hatte, präsentierten sich stark verändert: der deutlich erhöhte Wasserpegel verschluckte fast alles, Ausgangslage same same but different (?): obwohl ich am Prallhang stand, entdeckte ich auf meiner Seite eine Zone, die die Wassermassen etwas abbremsen konnte, gerade so, dass es mir nach einem guten Aufenthaltsort für eine Rotgepunktete ausschaute. Ich warf flussabwärts und twitchte die vermeintliche Beute vorsichtig zu mir rauf. Die Annahme erwies sich nach wenigen Metern als richtig: eine kleine Fario hing am (nunmehr ausgetauschten!) Einzelhaken, erlangte aber kurze Zeit später selbständig die Freiheit wieder.

Auf den nächsten 1.5 km hatte ich kein schnelles Glück und auch keinen Bock, mich länger mit meiner pseudo-limnologischen Hypothesentesterei aufzuhalten. Es ist nämlich schon länger her, dass sich dort mein Puls durch einen äusseren Reiz erhöht hat. Für die jüngere Vergangenheit ist es der joggende, etwas abgekämpft wirkende Roger aka "grinsende Abrissbirne" Köppel mit Weihnachtsmannsmütze während der letzten Session, was mir dazu spontan einfällt.

Wie ich mich ruhigeren Gewässerabschnitten näherte, haute es für ein paar Sekunden ein zweites Mal rein, und zwar richtig! Leider ging aber auch der Fisch wieder vom Haken, diesmal ohne dass ich ihn zu Gesicht bekommen hätte. Ich schickte ein facepalm emoji nach Hause und erklärte mich zum Tierschützer. Glücklicherweise überwog dennoch die Freude über die Beisslaune der Fische die Enttäuschung und ich konnte dem erneuten Scheitern sogar eine gewisse Ästhetik abgewinnen.

Ein paar hundert Meter weiter unten nochmal das gleiche Spiel wie zu Beginn: ein Jungspund in den 20ern, der sich im Wasser gleich selber rettete.

Entschlossen steuerte ich den letzten Platz an und stellte mich hin, um noch einmal 10 Minuten zu bleiben. Ich hatte letztes Jahr an diesem und weiteren Spots erfolglos den Spätherbsthechten nachgestellt, bisweilen fast trotzig war ich mehrmals an unzähligen Äschenfischern vorbei gefahren und hatte meine plumpen Köder ins Wasser flattern lassen. Grosse Gummifische, Tokyo Rigs, XL Wobbler... allerdings, ein schöner Hechtnachläufer und ein noch schönerer, aufgescheuchter Egli-Trupp waren dann das höchste der Gefühle. Gezielt auf Esoxe in der Aare um Bern zu fischen ist wohl noch schwieriger als den nicht mehr allzu zahlreich vorhandenen (mässigen) Forellen und Äschen nachzustellen. Für den Hecht gibt es nicht einmal ein Schonmass, das fängt erst nach der Neubrück, vor dem Wohlensee, an. Theoretisch wären da dann glaub ich sogar Widerhaken erlaubt...

Dass mir heute einer drauf gehen könnte, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte ihn schlicht vergessen und wäre wahrscheinlich wieder spät im Jahr auf die grandiose Idee gekommen, die Spinnrute nochmal aus dem Keller zu holen. Irgendwann im 2027+ hätte es dann vielleicht auch geklappt mit dem ersten "Stadtberner".

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Unverhofft kam diesen Mai die Premiere. 61 cm, das Messresultat zuhause verblüffte mich. Das Rasenfoto ist mir zu schäbig, um es hier rein zu stellen...sorry. Aber ich schwöre beim heiligen Petrus, dass ich genau gemessen habe.

Gute Zeit beim Fischen euch allen, ob erfolgsverwöhnt oder nicht. Manchmal muss man sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.

Nachtrag: heutige Boulevardblattschlagzeile...

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...und Klimaaktivismus (?) an der Strassenlaterne

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Re: "A dr Aare, si mir däheimä..."

Beitrag von Grundeli »

Habe deinen Bericht eben erst entdeckt aber🤣🤣🤣
Danke dafür ind weiterhin Petri.
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