Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Fragen und Antworten zum Thema: Der Fisch in seiner natürlichen Umgebung Verhalten, Habitat, Nahrung und Besatzmassnahmen/Bewirtschaftung.
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zanderjacksonpro

Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von zanderjacksonpro »

:v: :v: :v:

rasch hat geschrieben:Schon komisch wie man sich alles schönreden kann ... zwischen 1900 und 1950 wies der Bodensee den gleichen Phosphatgehalt wie heute auf .... nix Steinzeit :!: :!:
Zwischen 1900 und 1950 hatte es ein vielfaches an Berufsfischern auf unserem See gegenüber Heute ...
Der Bodensee war schon immer nährstoffarm, dies ist kein neues Phenomen, dies ist normal und dies ist gut so.

Denn es hatte immer genügend Fische im See :!: :!: Die schlechten Jahre auf Felchen sind ein neues Phenomen ... aber dafür gibt es Gründe.

In der ganzen Berichterstattung, resp. Kampagne der Berufsfischer werden doch einige Fakten verschwiegen, so zum Beispiel, dass nach der Einführung der Nylonnetze der Ertrag bei den Berufskollegen steil nach oben schoss und seit dieser Zeit immer mehr zurück geht. (einfach nachzuschauen in den Statistiken der letzten Jahrzente)
Ebenso sind in den Statistiken alle Reduktionen der Maschenweiten abzulesen, da gieng es mal kurz nach oben, doch nun sind wir leider an einem Punkt angelangt wo durch die engen Netzmaschen der Felchensätze bereits juvenile Tiere in den Maschen hängen bleiben. Forscher der Uni Konstanz haben nachgewiesen, dass vor allen die schnell wachsenden Felchenstämme in unserem See dadurch dezimiert wurden und wir nun einen überwiegenden Anteil an langsam wachsenden Felchen im See haben … so was könnte man schon fast Gen-Technik nennen.
Das heraufsetzen der Maschenweiten würde aber über Nacht alle Berufsfischer am Bodensee pensionieren, denn es würde in den nächsten 2 -3 Jahre kein Fisch mehr in den Netzen hängen bleiben.

Diese Suppe haben sie die Berufsfischer eingebrockt und hat nix mit Phospat zu tun, der Bodensee hätte einen tollen Fischbestand wenn er nicht überfischt wäre und wenn man Fische erst laichen lassen würde bevor sie mit Nylonnetzen gefangen werden. Ausserdem muss jemand der für sein Berufspatent sagenhafte 750.-CHF pro Jahr bezahlt (350.- für das Haldenpatent und 400.- für das Hochseepatent, bei ca. 150 Berufsfischern) nicht dermassen jammern, wenn die Kollegen vom Hobby ca. 13'000 x 140.- CHF bezahlen.
Der Bodensee wird von den Hobbyfischern finanziert ....

Und zu guter letzt noch eine Rechenspielerei ... bei einem Seevolumen von 48 Milliarden m3 würden man pro Milligramm Phosphat ca. 48t Phosphat benötigen, dies müsste aber sauber gelöst auf den gesamten See verteilt werden ... dass dies nicht funktioniert beweist auch die Tatsache, dass zwar 1961 die int. Gewässerschutz-Kovention und die Abwasserreinigung im grossen Stil begonnen wurde, der Phosphatgehalt des See's jedoch noch bis 1979 stetig weiter anstieg und eben erst jetzt … 50 Jahre später wieder im Lot ist.
Am Nährstoffhaushalt eines See sollte man nicht einfach wegen einigen jammernden Fischern herumspielen … meine Meinung ...
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Garrick
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Garrick »

Hi Chris

noch was zu deiner Signatur "Schützt und schont die Laichgebiete der Bodensee-Steelhead!"
Hier zu lesen: http://www.fv-chur.ch/index.php?page=170

Bei uns im Verein wird nicht nur das Laichgebiet, respektive die laichenden RB geschützt, sondern vor allem auch die Leitfische
die dazumal bei höherer Phosphorkonzentration hier ihre Nahrung in Hülle und Fülle fanden.

Nun nachdem die ausgedehnten Algenweiden verschwanden, vorschwand die Nase bevor die Wasserkraftnutzung so aggressiv wurde.
Neben dem Sunk und Schwall der Kraftwerke eine nicht untergeordnete Tatsache dass sie nicht mehr ausreichend Nahrung finden.
Ebenso dezimierte sich der Strömer auf magere Restbestände.

Im Bündner Alpenrhein gab es zu Zeiten ohne Phosphatfällung und Verbot eine enorme Vielfalt an Wassergetier.
Sogar Steinfliegen fand man im Kiesgrund unter algenbewachsenen Steinblöcken.

Dasselbe im hochgelegenen Hinterrhein Gebiet. Kaum Einfluss durch Kraftwerke aber mit der Einführung der Phosphorfällung
verschwand geschätzte 80% an Kleinlebewesen. Klar ist dass auch die Artenvielfalt enorm gelitten hat.
Dort waren aber die Fischbestände vor dem Menschen vermutlich auch sehr mager. Doch bedrohte Lebewesen gab es
trotz Einleitung von Nährstoffen menschlicher und tierischer Herkunft nie.

Am Hinterrhein bei Andeer/Zillis war nach dem Neubau der modernen Kläranlage in einem Jahr der Forellenbestand
von enormem Ausmass auf einen kläglichen Rest geschrumpft. Millionen von Wasserinsekten schwärmten Abends aus
und dienten den damals massenhaft vorkommenden Schwalben als Nahrung. Steinfliegen als Paradebeispiel sucht man Heute vergebens.

Klar ist noch Leben drin. Aber ist im Zusammenhang mit der Unterbindung des natürlichen Nährstoffeintrages aus der umliegenden
Landschaft garantiert auf ein unnatürlich tiefes, sehr tiefes Niveau gesunken und scheint sich zu stabilisieren, soweit das obliegende Kraftwerk nicht Mist baut.
Stabilisiert sich! Aber in welchen Zustand? Geht mal an dieses Wasser, welches stellvertretend für viele Schweizer Bäche ist.

Für mich sofort klar, dass wenn die Vergewaltigung unserer Gewässer ein Ende hat, keine zusätzlich Nährstoffe hinein gehören.
Aber auch da bin ich der Überzeugung dass der Mensch ruhig etwas Einfluss haben darf. Denn wir gehören mit unserem Verhalten eben auch dazu.
Schaut euch das vierte Bild mit dem See mit der Flachwasserzone an!
Riesige Algenweiden in den Zuflüssen und überquellender Fischbestand fernab menschlicher Zivilisation.
Ohne Wasserkraftwerke die annährend nährstofffreies Wasser ins Tal donnern lassen, lösen sich natürlichen Phosphate und weitere Nährstoffe aus
dem umliegenden Land (Wildtiere, Rentiere) und den Steinen.
http://www.fv-chur.ch/index.php?page=185

Überlegt doch mal was alle Zuflüsse des Bodensees an Nährstoffen herantransportierten als der Mensch keinen Einfluss nahm.
War der Bodensee wirklich so nahrungsarm und karg? Kann ich mir mit bestem Willen nicht vorstellen.
Vielleicht nicht allzu viel Phosphor aber sicher massiv mehr Gesamtnährstoffe als jetzt!
berufsfischer

Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von berufsfischer »

sorry für ot...aber das verstehe ich jetzt nicht.
rasch hat geschrieben:Nachhaltigkeit ist wenn ...
Im Februar auf der Halde (ca. 20m Wassertiefe) mit Brachsmen-Netzen gefischt wird.
Alle absteigenden Seeforellenböcke in den Handel gehen und die Weibchen im Abfall entsorgt werden ... weil kein Fleisch dran ist.
was soll denn nicht nachhaltig daran sein, wenn im februar mit derart weitmaschigen bodennetzen in 20 meter tiefe gefischt wird?
und wieso soll ein bf weibliche seefos im abfall entsorgen nur weil sie wegen des laichgeschäftes etwas weniger fleisch auf den rippen haben? im prinzip wäre das ja wie geld zum fenster heraus werfen, oder nicht?

zum ot.
in der neuesten ausgabe (4/2013) des magazins umwelt vom bafu wird in der vorschau auf heft 5 das thema wald angesprochen. da heisst es wörtlich:
"Der Wald, der Ende dieses Jahrhunderts in unserem Land anzutreffen sein wird, entsteht bereits heute. Die Welt wird dannzumal anders aussehen. Welchen klimatischen Bedingungen werden die Bäume, die jetzt keimen, ausgesetzt sein? Wofür werden wir den Wald brauchen und nutzen? Und welche Massnahmen sind heute erforderlich, damit er auch für unsere Enkelkinder noch all seine Funktionen erfüllen kann – etwa als Holzlieferant, Schutzschild gegen Natur- gefahren, Hort der Biodiversität oder Erholungsraum?"

ersetzt man zwei drei wörter, sieht es so aus:
Die Seen, die Mitte oder Ende dieses Jahrhunderts in unserem Land anzutreffen sein werden, entstehen bereits heute. Die Welt wird dannzumal anders aussehen. Welchen klimatischen Bedingungen und sonstigen Belastungen werden die Seen ausgesetzt sein? Wofür werden wir die Seen brauchen und nutzen? Und welche Massnahmen sind heute erforderlich, damit sie auch für unsere Enkelkinder noch all seine Funktionen erfüllen können – etwa als Nahrungslieferant, Schutzschild gegen Natur- gefahren, Hort der Biodiversität oder Erholungsraum?

ich finde, alleine der blick in die zukunft rechtfertigt die frage, ob der bodensee, welcher enormes ertragspotenzial beinhaltet, auch zukünftig als nahrungslieferant dienen soll, oder ob er bis zur superoligotrophie "saniert" werden soll und nur noch trinkwasserreservoire, hochwasserausgleichsbecken, energielieferant und vergnügungsfläche sein soll.
das ganze ist eine wichtige gesellschaftliche, politische und wissenshaftliche frage und kein "marketinggag der berufsfischer".
heute sehen das evtuell einige noch anders, was ich verstehe, doch die zeit wird es zeigen.

noch etwas zum thema "düngen".
im grunde ist es das eigentlich gar nicht. denn man kann genau so gut auch sagen, dass dem bodensee heute künstlich nährstoffe enzogen werden. sprich, dass wenn der eintrag an phosphat gleich gering bleibt, der pghosphatwert im wasser weiter sinken wird und aus dem natürlicherweise oligotrophen bodensee mit der zeit ein superoligotrophes gewässer werden könnte, wie es bergseen oder der brienzersee sind, was ganz und gar nicht seinem "natürlichen" zustand entspräche.
einzelne warnen hier wegen einiger weniger mg phosphat polemisch von europhen gewässer und wollen nur ertragsmaximierung von ein paar einzelnen auf kosten der natur als grund für die forderungen sehen. übersehen dabei jedoch die tatsache, dass der wert von 12 mg phosphat/kubik im epilimnion, wie ihn die berufsfischer am bodensee fordern, noch immer dem eines oligptropen und somit nährstoffarmen gewässers entspräche.
P würde im see weiterhin vollständig gefällt werden und die sauersteffsättigung währe selbst bei mehrjährigen phasen unvolständiger durchmischung im ganzen seekörper gewährt, was alle vergleichsdaten und -werte bestätigen (klimaerwärmung ect einbezogen).
der seezustand entspräche anhand der forderungen vom phosphatwert her wieder dem vom jahr 2000. namlich dem einem oligotrophem, nährstoffarmen see.
durch das erhoffte geringe mehraufkommen von algen würde allerhöchstens die sichtiefe einige cm abnehmen, ansonsten sind keinerlei auswirkungen an "negativauswirkungen" unter solchen voraussetzungen bekannt.
da phosphor als limitierender faktor der produktionskapazität bekannt ist, weiss man was das mehraufkommen von algen bewirken würde. vereinfacht gesagt würde es dadurch in der folge mehr zooplankton geben und somit auch wieder mehr futter für die fische. womit halt eben nicht nur dem umstand, dass die angestammten fischarten verringertes wachtum wegen futterknappheit erdulden müssen, entgegen gewirkt werden könnte.
der zustand des sees entspräche auch anhand der forderungen noch immer einem, der dem einstigen von vor der eutrophierung nahe kommt, mit der ausnahme, dass er auch künftig als nahrungslieferant dienen könnte.
anhand der vergleichsdaten und -werte weiss man auch, dass grosse, tiefe seen mit einem mittleren phosphatgehalt um 10 mg/kubik, eine höhere artenfielfalt (flora und fauna) aufweisen, als grosse tiefe seen, welche einen mittleren phosphatgehalt von 0,001 bis 5 mg/kubik aufweisen. das wird auch beim bodensee so sein, und die zeit wird es zeigen.
das mit dem "natürlichen zustand der seen", als argument gerne missbraucht, ist ohnehin so eine sache. denn alleine schon die nährstoffverfrachtung im falle des bodenseesees, hat sich aufgrund der rheinkorrekturen derart verändert, dass der natürliche kreislauf irreparabel zerstört wurde. dazu kommen zig andere faktoren aus der vergangenheit und der gegenwart, welche teils von schon vorschreibern erwähnt wurden, die vielen von unseren gewässern ihrer natürliche beschaffenheit raubten und das natürlichen gleichgewicht für immer verändert haben werden.

mein grossvater hatte noch vor dem zweiten weltkrieg eine zeit lang auf dem bodensee gefischt. er schwärmte gerne von diesen angeblich ausserordentlich tollen fischereilichen erinnerungen.
die felchestämme waren damals noch rein, und eine bodenseefelchenarten war angeblich vom phänotyp her die schönsten von allen felchenarten welche er je sah.
was die anthropogene eutrophie dem bodensee und anderen seen antat, brach ihm, und vielen anderen berufsfischern das herz.
aus diesem schrecken der vergangenheit, welcher unter berufsfischern über generationen und alle zeit anhalten wird, sind die berufsfischer mit abstand die letzten, die es sich wünschen, dass der see, dem sie ihre existenz zu verdanken haben, jemals wieder in einen eutrophen zustand geraten sollte...

und ganz nebenbei...ein offensichtlich inteligenter mensch, der an seen lebt und fischt, welche nie irgendwelche negativerscheinungen anhand der damaligen anthropogenen eutrophierung aufwiesen, da die sanierungsmassnahmen dies verhinderten, und eigentlich wissen müsste, dass wirklich alle lebewesen eines oligotrophen gewässeres, da sie in seinen hausgewässern sogar unter mesotrophen verhältnissen überlebt haben, mit den von bf geforderten phosphatwerten nicht ansatzweise mit problemen konfrontiert wären, sollte eigentlich die zahlreichen widersprüche in seinen aussagen selber bemerken :wink:
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von helix »

Deine Erläuterungen und Fachwissen in Ehren, aber schau dir doch mal die Statistik (Quelle: IBKF) an:

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Noch vor zwei Jahren wurde von der IBKF mitgeteilt, dass die Fangerträge der Berufsfischer stabil seien ( http://www.sg.ch/news/1/2011/06/ertrags ... herei.html ) und noch im letzten Jahr gab es sogar eine Ertragssteigerung im Vergleich mit den Vorjahren. Jetzt ist wieder einmal ein etwas "schlechteres" Jahr gekommen. Ein Auf und Ab gab es schon immer, auch viel extremere jährliche Unterschiede der Ertragszahlen wie z.B. in den 70er-80ern Jahren und dies ohne dass an Nährstoffwerten herumgeschräubelt wurde. Das ist ganz normal. Aufgrund dieser Entwicklung ist trotz des letzten Jahres überhaupt kein Negativtrend ersichtlich und meines Erachtens die Forderung von Seiten BF überstürzt, denn es sind langjährige und träge Prozesse, welche in einem so grossen Ökosystem passieren.

Wenn man die ganze rund hundertjährige Statistik betrachtet, lässt es die Frage zu, ob denn in den letzten Jahren nicht zu viele Felchen entnommen wurden? Fand nicht möglicherweise in den letzten Jahrzehnten doch eine Übernutzung/Überfischung statt?

Entspricht es denn einer natürlichen Entwicklung, dass man heute Fanggerträge von mehr als dem Doppelten der ersten 50 Jahren des 20. Jhdts. erwarten darf?
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Rainbowwarrier »

Garrick & Berufsfischer :v: :v: :v:

@Garrick: Schöne Bilder in deinem Link! :)
Wenn man früher an den Rhein kam, gab es unzählige Steinfliegen, Köcherfliegen usw. und überall am Ufer hingen ihre leeren Hüllen!
Das ist vorbei, ein kleines Indiz in dieser ganzen Kette!

@Berufsfischer: Deinen letzten Satz mußt du nicht verkleinern, sonst bilde ich mir noch ein, daß ich eine Brille brauche! :lol:

@Helix: Wer nicht die letzte 30-40 Jahre die Dynamik des Bodensee´s "erlebt" hat und nur Grafiken/Statistiken kopieren und einfügen kann, den kann ich in diesem "speziellen" Thema nicht ernst nehmen!

Greetz Chris.
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von helix »

Rainbowwarrier hat geschrieben:Wer nicht die letzte 30-40 Jahre die Dynamik des Bodensee´s "erlebt" hat und nur Grafiken/Statistiken kopieren und einfügen kann, den kann ich in diesem "speziellen" Thema nicht ernst nehmen!
:lol: ...du wiederholst dich! Vielleicht solltest du mal etwas Anstand lernen... im gleichen Forum in andern Threads fleissig Infos erhaschen wollen und ständig nachfragen, gleichzeitig bei Leuten mit anderer Meinung unsachlich austeilen - passt irgendwie nicht zusammen, oder?
Bild
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Rainbowwarrier »

helix hat geschrieben:
Rainbowwarrier hat geschrieben:Wer nicht die letzte 30-40 Jahre die Dynamik des Bodensee´s "erlebt" hat und nur Grafiken/Statistiken kopieren und einfügen kann, den kann ich in diesem "speziellen" Thema nicht ernst nehmen!
:lol: ...du wiederholst dich! Vielleicht solltest du mal etwas Anstand lernen... im gleichen Forum in andern Threads fleissig Infos erhaschen wollen und ständig nachfragen, gleichzeitig bei Leuten mit anderer Meinung unsachlich austeilen - passt irgendwie nicht zusammen, oder?


:lol: :lol: :lol: ...sorry, bist wohl ein bischen wehleidig, wenn man kein Blatt vor den Mund nimmt!

Und mir vorwerfen zu wollen, ständig nachzufragen, weil ich 1 Frage in diesem Forum gestellt habe?
Vor allem habe ich nicht von dir ne PN bekommen, das war ein netter anderer Fischerkollege :D
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von berufsfischer »

zum ot.
helix, das es im grunde gar nicht darum geht, dass der einzelne berufsfischer in zukunft mehr fische fängt, sondern dass es um fragen mit übergeordnetem wert geht, um fragen, die letztlich viel weiter reichen und uns alle betreffen, solltes du eigentlich zugeben können sollen :wink:
die gesellschaft als gesamtes ist auslöser der ursachen und verantwortlich für die konsequenzen. die berufsfischer stehen nur im mittelpunkt der debatte, weil die ereignisse sie als direktbetroffene äuserst direkt und empfindlich trifft.

und wenn du schon eine grafik hernimmst, dann solltest du sie schon auch richtig interpretieren können und dazu nicht durch absichtliches weglassen der relevanden fakten deine meinug versuchen zu bestätigen...
helix hat geschrieben:Noch vor zwei Jahren wurde von der IBKF mitgeteilt, dass die Fangerträge der Berufsfischer stabil seien und noch im letzten Jahr gab es sogar eine Ertragssteigerung im Vergleich mit den Vorjahren.
diese aussage in der mitteilung der IBKF bezieht sich explizit auf die fänge der beiden vorjahre.
wenn fangerträge über einen zeitraum von drei jahren stabil sind, sagt das nicht mehr aus, als dass die fangerträge drei jahre lang ungefähr gleich hoch waren, nicht mehr und nicht weniger. doch über den der grund, warum dem so ist, darüber sagt die eingefügte statistik nichts aus.
will man die stabilität der erträge aus diesen drei jahren erklärbar darstellen, kann man die sache halt nicht nur von der ertragseite her betrachtet, sondern muss sie im zusammenhang mit der reoligotrophierung sehen.
vergleicht man nähmlich die statistik der erträge mit der des gesamtphors im see, zeigt es sich, wieso die erträge nach jahrzehntelanger phase extremer schwankungen in den jahren 2008 bis und mit 2010 stabil waren und ein direkter zusammenhang zwischen gesamtphospor und ertrag besteht.
sprich, über 50 jahre lang waren die phosphatwerte des bodensees entweder stark steigend oder stark sinkend. somit herrschte im see über 50 jahre lang nie eine konstante gesamtphosphorkonzentration. dadurch konnte sich, wie deine statistik es ganz anschaulich zeigt, in dieser ganzen zeit nie eine konstante produktivität und daher auch keine konstante ertragslage ergeben.
ab dem jahre 2000 erreichte der see anhand seines gesamtphosphorgehaltes wieder die eutrophiestufe 1 und ist seither oligothrop.
im jahr 2005 sank der wert dann unter 10 mg/kubik. und obwohl seit dann weiterhin eine leichte wertverringerung zu verzeichnen ist, kann man erstmals seit über 50 jahren über einen zeitraum von mehreren jahren einen stabilen gesamtphosphorwert feststellen (2005-2008 8mg/kubik und seither 6 mg/kubik).
diese konstante hat mit wenigen jahren verzögerung die produktivität des sees für die folgenden jahre bestimmt und dadurch die ertäge über drei jahre stabil gehalten. was phosphor als der limitierende faktor in bezug auf die produktivität nun mal erwirkt.
daraus lässt sich jedoch nicht schliessen, dass jetzt angeblich alles in ordnung ist und dieses ertragsniveau auch weiterhin zu verzeichnen sein wird. was die erträge von 2011 und 2012 schon andeuten, welche dieses konstante nicht aufweisen, und als die bekanntlich um einige jahre verzögerte reaktion auf die weitere senkung von 8 auf 6mg/kubik hindeuten. die fänge der künftigen jahre werden den selben mustern folgen.
so lange der phosphatwert weiterhin gesenkt wird, können die endgültigen auswirkungen der reoligotrophie des bodensees daher gar nicht abschliessend beurteilen werden.
helix hat geschrieben: Ein Auf und Ab gab es schon immer, auch viel extremere jährliche Unterschiede der Ertragszahlen wie z.B. in den 70er-80ern Jahren und dies ohne dass an Nährstoffwerten herumgeschräubelt wurde. Das ist ganz normal
es stimmt schon, dass erträge eines gewässers, selbst bei konstanten phosphatwerten schwanken (können). die gründe dafür sind jedoch gewässerspezifisch sowie artenabhängig und im ursprung so vielfältig wie die meinungen der fischer :wink:
zudem sind es heute oftmals nicht mehr nur natürliche faktoren welche zu bestandesschwankungen führen, sondern menschlich verursachte.
somit lässt sich pauschal nicht sagen, bestandesschwankungen seien normal.

die extremen ertragsschwankungen der 70er und 80ern welche du ansprichst, waren alles andere als natürlich sondern eine direkte folge der anthropogenen europhie, und fast ausschliesslich durch den mensch verursacht.
dass der mensch damals nicht am "nährstoffgehalt herumgeschräubelt" haben soll, ist eine totale verdehung der tatsächlichen situation. denn in dieser zeit pumpte der mensch den see regelrecht voll mit phosphaten und verzehnfachte dadurch innert nur 30 jahren dessen gesamtphosphorkonzentration. dadurch zerstörte der mensch als einziger verursacher innert kurzer zeit ein natürliches (auch wenn schon angeschlagenes) gleichgewicht, und zwar unwiederruflich.
fact ist, dass der phosphateintrag und dadurch der gesamtphosphorwert des bodensees seit den 50ern vom menschen künstlich sehr stark beeinflusst wurde und seit den 90ern gezielt gesteuert wird.

so wie du argumentierst, könnte man es auch umdrehen und vereinfacht genau so gut sagen, dass einige der meinung sind, mann solle, jetzt wo der bodensee wieder nährstoffarm ist, versuchen den phosphorwert auf einem niveau der trophiestufe 1 (oligotroph) "einzufrieren". damit sich dadurch die nährstoffbasis stabilisieren könnte und sich folgedessen wieder ein gleichgewicht zwischen produzenten und konsumenten einstellen könnte, anhand diesem man die künftige bewirtschaftung und nutzbarkeit messen und ausrichten könnte.
während andere sagen, man soll weiterhin schräubeln :wink:
helix hat geschrieben:Wenn man die ganze rund hundertjährige Statistik betrachtet, lässt es die Frage zu, ob denn in den letzten Jahren nicht zu viele Felchen entnommen wurden? Fand nicht möglicherweise in den letzten Jahrzehnten doch eine Übernutzung/Überfischung statt?
wie wir beide wissen erreicht auch die berufsfischerei nur einen teil der fische, zumindest in einem derart grossen und vor allem tiefen see. und wenn heute noch immer mehr als doppelt so viele felchen gefangen werden können als vor 100 jahren, deutet doch nicht das geringste auf eine übernutzung hin.
zudem wird gerade am bodensee durch die drei anrainerstaaten, die, wie auf keinem anderen europäischen see penibel darauf schauen, dass ja nicht (natürlich durch die anderen :wink: ) geräubert wird, besonders genau auf die berufsfischerei geschaut.
wie in diesem thread schon mal erwähnt wurde, ist der bodensee dazu eines der am besten erforschten und dokumentierten gewässer europas. wenn dort durch die berufsfischerei raubbau betrieben würde, wäre dies längst bekannt und es wären entsprechend massnahmen ergriffen worden, die ebenfalls bekannt wären.
helix hat geschrieben:Entspricht es denn einer natürlichen Entwicklung, dass man heute Fanggerträge von mehr als dem Doppelten der ersten 50 Jahren des 20. Jhdts. erwarten darf?
betrachtet man die fischerei als gesamtes, oder die kommerzielle fischerei im einzelnen, oder aber die menschliche nahrungsgewinnung und -erzeugung im generellen über diesen zeitraum, dann ja lieber helix.
denn so gut wie kein mensch im kreislauf unserer hochleistungsgesellschaft arbeitet, produziert, bewirtschaftet, bearbeitet, lebt, konsumiert, benötigt, denkt und ist noch wie vor 100 jahren.
was aber schon heute zählt, ist die duskussion um die planung einer sinnvollen, umweltverträglichen, möglichst naturnahen, nachhaltigen nutzung unserer eigenen ressourcen von morgen.

gruss und perti
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von helix »

Hey berufsfischer

Danke für deine ausführliche Stellungnahme! Ohne auf jeden Punkt eingehen zu können, finde ich es grundsätzlich schön, dass trotz unterschiedlichen Haltungen auf diese Art und Weise miteinander diskutiert werden kann. Du hast dir deine Argumente sehr genau studiert und überlegt - werden solche Forderungen demnächst auch für den Züsi gestellt? Ohne stur auf meinen Ansichten und Erklärungen beharren zu wollen, kann ich dir in einigen Punkten sicherlich zustimmen und es regt zu weiteren Überlegungen an. :up:
berufsfischer hat geschrieben:
helix hat geschrieben:
Entspricht es denn einer natürlichen Entwicklung, dass man heute Fanggerträge von mehr als dem Doppelten der ersten 50 Jahren des 20. Jhdts. erwarten darf?
betrachtet man die fischerei als gesamtes, oder die kommerzielle fischerei im einzelnen, oder aber die menschliche nahrungsgewinnung und -erzeugung im generellen über diesen zeitraum, dann ja lieber helix.
denn so gut wie kein mensch im kreislauf unserer hochleistungsgesellschaft arbeitet, produziert, bewirtschaftet, bearbeitet, lebt, konsumiert, benötigt, denkt und ist noch wie vor 100 jahren.
Das meinst du - Genau in diesem Punkt unterscheiden sich unsere Ansichten! Für dich und andere steht primär eine maximale Nutzung durch den Menschen im Vordergrund. Ein Gewässer sollte demnach auf möglichst grosse, einheitliche (ergiebige Felchenarten) Erträge forciert werden, um den Menschen ausreichlich mit frischem "Wildfisch" versorgen und ernähren zu können.

Für mich sind aber unsere Seen grundsätzlich Lebensräume, deren natürlichen Verhältnisse wie Wasserwerte und die daraus resultierende Artenvielfalt zu schützen und zu bewahren sind, soweit dies möglich ist. Das heisst in meinen Augen, dass diese natürliche Ressource vom Menschen genutzt werden darf, dass eine massvolle Anzahl Berufsfischer auch in Zukunft von der Fischbewirtschaftung leben soll. Eine Nutzung gab es schon immer und daran haben sich die Populationen auch gewöhnt. Wird der Mensch jedoch gierig, kann es für die Natur schwer sein, solche Veränderungen zu verkraften, was in jüngster Zeit immer wieder bewiesen wurde.

Naturforscher und Wissenschafter haben klar aufgezeigt, dass ein höherer Phosphateintrag die Biodiversität gefährdet. Jegliches Leben auf unserem Planeten beginnt mit der chemischen Zusammensetzung der Umgebung. Daraus resultiet die ganze Artenvielfalt eines Lebensraums. Wird an diesen abiotischen Faktoren rumgeschräubelt, hat dies immer Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung. Auch wenn durch eine Anreicherung an pflanzenverfügbarem Phosphor (Düngung) und der damit verbundenen neuen Ausgangslage (je nach Intensität) nicht sofort mit einem grossen Artensterben gerechnet werden muss, könnte dies längerfristig zum Verschwinden einzelner Fischarten führen. Ich fände es schlimm, wenn unsere Generation es zustande bringen würde, Tier- und Pflanzenarten, welche sich während Zehntausenden von Jahren in unseren Seen anpassten, einfach aufgrund kurzfristigem Profitdenken zu elimieren und unsere Kinder und Kindeskinder nur noch in alten Tierbüchern von heute noch existierenden Tierarten erfahren würden.

Auch wenn Phosphatbefürworter immer wieder beschwichtigen, nur ganz, ganz wenig Phospaht einbringen zu wollen (was dann mE eh nur der Anfang wäre), beherbergt dies ein grosses Risiko, welches wir trotz vieler Theorien nicht richtig abschätzen können. Wenn zuerst nur einige winzige, unscheinbare Lebewesen die veränderten Wasserwerte nicht vertragen würden, so gehören halt auch diese zum ganzen Kreislauf, was unweigerlich zu kaum berechenbaren Auswirkungen für weitere Arten führend würde. Die Erhaltung dieser wertvollen Artenvielfalt hat deshalb für mich höchste Priorität.
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Gruess helix
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Garrick »

Hallo zäme

hab zwar einen halben Roman geschrieben, der ist nun aber weg. :cry:

Dann schreib ich eben nur den wichtigen Rest!
Was sich die meisten Fischer sicher nicht wünschen ist ein Gewässer welches befreit von dem dort heimischen Getier ist,
egal in welcher Form, egal ob ein Nutzen für die Fischerei.

Doch antworte bitte doch einmal auf mein ewiges Geplänkel, wegen den natürlichen Nährstoffen die nicht mehr da sind! :?
Wäre auch schön wenn die mitlesenden Herrschaften aus Kastanienbaum, auch mal was zu dieser nirgends beschriebenen Tatsache,
schreiben würden. Bin mir aber auch Bewusst, dass wenn der Sunk und Schwall weg ist, auch so im Rhein das Paradies entstehen würde.

Turbinenwasser aus hoch- und höchstgelegenen Stausee, sowie die flächendecken genutzten Seitengewässer,
donnern nährstofflos zu Tale und am Ende fliesst der Alpenrhein ohne die Möglichkeit Nährstoffe aufzunehmen Richtung Bodensee!

Ich bezweifle in aller Form dass die uralten Daten über den Phosphorgehalt stimmen!

Unten ein Überblick über alle Bündner Hauptgewässer die sich in den Alpenrhein ergiessen.
Mehr oder weniger ausschliesslich Turbinenwasser bis in die untersten Täler.
Ob turbiniert wird oder nicht spielt da kaum mehr eine Rolle.

Hinterrhein
Bild

Vorderrhein
Bild

Albula
Bild

Plessur bei Chur
Bild

und dies ist der Alpenrhein der bei high und down null nährstoffreiche Sedimente (natürlich gelöste Phosphorverbindungen),
Einträge aus Wäldern und Wiesen und auch keine abdriftenden Insekten mitführt.

Bild
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Rainbowwarrier »

Garrick hat geschrieben:Hi Chris

noch was zu deiner Signatur "Schützt und schont die Laichgebiete der Bodensee-Steelhead!"
Hier zu lesen: http://www.fv-chur.ch/index.php?page=170
Danke für den Link Garrick!
Schön so was zu lesen und zu sehen, wenn auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung!!! :v:

Dann lese ich auf der Homepage des FV-Chur folgendes zum Thema Phosphat:

"Den Gewässern gehen die Nährstoffe aus

Schweizer Gewässern gehen die Nährstoffe aus!
Zu wenig Phosphor in den Seen - Parlamentarische Vorstösse fordern vom Bundesrat Massnahmen.


Auch Graubündens Gewässerlebewesen leiden unter Nährstoffmangel!

Wo liegt das Problem?
Unsere Alpengewässer erhalten durch die rücksichtslose Stromproduktion und damit keinem natürlichen und daher freien Lauf
der Gewässer kaum mehr natürliche Nährstoffe für ihre Nahrungskette.
Entgegen einiger Mittellandseen die durch die intensive Landwirtschaft unter einer Phosphorbelastung leiden,
gehen unseren Gebirgsbächen und Seen die Nährstoffe aus, die für eine ausreichendes Wachstum der aquatischen Kleinstlebewesen
unabdingbar ist.
Mit dem Verbot von Phosphat in Waschmitteln vor rund 20 Jahren wurde auch die Phosphatfällung im grossen Stiele vorangetrieben
und viele Verbesserungen bei der Wasserqualität erreicht.
Nun aber ist man weit über das angepeilte Ziel hinaus geschossen und könnte mit finanziellem Minderaufwand den Gewässern
ein Teil der zurückgehaltenen Nährstoffe wieder zuführen und das Fischwachstum beschleunigen und somit den Ertrag
ohne finanziellen Mehraufwand massiv erhöhen.
Viel wichtiger als die ausufernde Phosphoreliminierung wäre die Ausscheidung der vielen chemischen Verbindungen
aus Haushalt und Industrie die auch heutzutage noch ungehindert in unsere Gewässer gelangen.

Die Phosphatfällung de.wikipedia.org/wiki/Phosphorelimination
In unseren modernen Abwasserkläranlagen wird mit hohem finanzielle Aufwand mittels speziellen und nicht restlos
unbedenklichen Salze (siehe Fischsterben Arosa Winter 2012) der natürliche und ungiftige Nährstoff Phosphor weitgehend
ausgefällt (ausgefiltert) und steht somit den Lebewesen in den untenliegenden Gewässern nicht mehr zur Verfügung.
Viele Beispiele bei uns im Kanton deuten darauf hin wie aus sehr produktiven Bündner *Gewässern in Verbindung
Wasserkraftnutzung und Nährstoffentzug eine Wasserwüste wurde wie sie auch in der Urzeit kaum vorgekommen ist.
Viele Kilometer Fliessgewässer die ausschliesslich mit annähernd nährstofffreiem und eiskaltem Wasser
mittels Druckstollen aus den Hochgebirgsstauseen gespeist sind. Ehemalige Zubringerbäche der Talflüsse sind von Kraftwerken
im Gebirge gefasst. Diese Seitengewässer nahmen früher auf ihrer Reise durch Wälder und Weiden Nährstoffe auf,
welche weiter unten für die Nahrungskette unentbehrlich sind.
Eine Absurdität ist die Tatsache dass ungiftige Nährstoffe ausgeschieden werden, aber hoch aktive und teils sogar hormonaktive
Substanzen die Reinigungsanlagen ungehindert passieren können.

* Einige Beispiele

- Der Hinterrhein Andeer - Thusis mit der ehemaligen Paradestrecke bei Zillis. Ein Jahr Phosphatfällung und der Bestand war
bis auf ein Restbestand geschrumpft. Eine typische Restwasserstrecke mit obliegenden Stauseen die vom Phosphat
menschlicher Herkunft profitierte und trotz Wasserkraftnutzung einen akzeptablen Fischbestand beherbergte.

- Die Engadiner Seen mit ihrem ehemaligen grossen Saiblingsbestand sprechen Bände!

- Die Moesa war der letze Fluss der so eindrucksvoll auf ein tiefes Ertragsniveau gesunken ist.
Nach der Inbetriebnahme der modernen Kläranlage verschwand in Kürze ein Grossteil der Nährtiere. In den ersten Jahren
danach fing man wohl noch Fische die ein gutes Längenmass hatten, aber *mager waren und einen sogenannten
Messerrücken ausbildeten.
Den Rest gab im Jahr 2008 ein künstliches Schlagwasser des obliegenden Kraftwerkes San Bernardino
welches ganze Arbeit leistete und den Fischbestand fast zum Verschwinden brachte. Dazu ein verheerender Schutteintrag
vom Seitenbach bei Soazza im Juli 2006. Unzählige verendete Forellen die teils halb zugedeckt im Sand steckten waren das Resultat.
*In der Restwasserstrecke oberhalb Soazza die kein künstlichen Sunk und Schwall hat, viel die Nahrungsknappheit weniger stark
ins Gewicht, während unten im vom Sunk und Schwall extrem beeinflussten Teil der Moesa die restlichen Wassernährtiere täglich
ausgeräumt werden.

Ein weiteres Problem welches auch bei uns zum Fischschwund beiträgt packt nun der Schweizer Verband an.

Die Schweizer Fischereivereinigung SFV möchte erreichen dass der ungiftige und natürliche Nährstoff Phosphor
in den Kläranlagen nicht mehr zu beinahe 100% mit hohem finanziellem Aufwand ausgefiltert wird."

Das entspricht genau meiner Meinung zu diesem Thema, ist auch schon alles gesagt!

Wenn man mit einem Mindestmaß an Sensibilität der Natur gegenüber, offenen Augen und einem bischen Lebenserfahrung durch die Welt schreitet, kann man es überall sehen!
"Jeder Tag ist Angeltag, aber nicht jeder Angeltag ist Fangtag" in Memoriam Auwa Thiemann
berufsfischer

Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von berufsfischer »

garrick und rainbowwarrier
danke für eure beiträge und ausführungen.
sie zeigen sehr anschaulich, dass die zusammenhänge eben wesentlich weitreichender und die faktoren welche mitwirken zahlreicher sind, als den meisten bewusst ist.

und da eigentlich schon so viel von " beiden seiten" gesagt worden, bedarf es meinen senf dazu gar nicht mehr.

helix
auch dir danke.
denn auch ich
helix hat geschrieben: finde ich es grundsätzlich schön, dass trotz unterschiedlichen Haltungen auf diese Art und Weise miteinander diskutiert werden kann
:up:

im gegensatz zu dir jedoch, glaube ich nicht, dass sich unsere meinung zu diesem thema sehr unterscheidet und wir grundsätzlich verschiedener ansicht sind.
teile von dem was du sagst, würde ich uneingeschränkt bestätigen.
und manchmal tust du mir sogar richtig leid. denn es muss sehr schwer sein, zu wissen das man umzingelt ist von bösen menschen, die für ihre rein eigennützigen machenschaften ohne rücksicht auf nachhaltigkeit und die natur alles tun würden, während du dir, als moralisch weiterentwickelter homo sapiens und erklärter besorgter beschützer unserer natur, nur deinen frieden auf dem thuner und breinzersee wünschst. da hab ich vollstes verständniss dafür :)
berufsfischer

Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von berufsfischer »

helix
offen gesagt, dikutiere ich gerne sachlich und fachlich mit dir öffentlich im ff über dieses thema.
wenn du mich aber nur in die pfanne hauen möchtest und als unverantwortlichen profitorientierten typen darstellen kannst, muss ich dir doch nicht noch danke dafür sagen...

wie du selber bemerkt hast, gab ich mir mühe beim schreiben der beiträge, und war nicht zuletzt darauf bedacht, sachlich und fachlich zu argumentieren, ohne dabei dich oder sonst jemanden aufgrund seiner haltung persönlich anzugreifen. sicher gelingt mir das nicht immer vollumfänglich. aber ich bin bemüht, beim rhetorischen wettsreiten anständig und respektvoll zu bleiben.

wenn ich aber deinen letzten beitrag in diesem thread lese, kriege ganz schön mein fett weg.
du unterstellst mir eine meinung, welche überhaupt nicht der meinen entspricht und ich so wie du es darstellst, auch nie vertreten habe und werde, weder hier im ff noch sonst wo.
zur erinnerung :arrow:
helix hat geschrieben: Das meinst du - Genau in diesem Punkt unterscheiden sich unsere Ansichten! Für dich und andere steht primär eine maximale Nutzung durch den Menschen im Vordergrund. Ein Gewässer sollte demnach auf möglichst grosse, einheitliche (ergiebige Felchenarten) Erträge forciert werden, um den Menschen ausreichlich mit frischem "Wildfisch" versorgen und ernähren zu können.
diese schlussfolgerungen von dir sind doch komplett an den haaren herbei gezogen.
es entspricht anscheinend dem, was du von mir denkst, aber sicher nicht dem was ich dazu denke.
nebenbei verlässt du damit die sachliche diskussionsebene und platzierst gezielt einen unnötigen und persönlichen angriff. gerade du selber bist ja einer, der hier im ff regelmässig mangelnder anstand feststellt und auch anprangert. ironischerweise nur immer bei den anderen...
sorry helix, aber damit hast du selber den bereich des fachlichen und respektvollen umgangs verlassen und in meinen augen die diskussionsgrundlage auf eine persönliche ebene gehoben.
ich schrieb meine beiträge, mit dem ziel, dass thema aus verschiedenen blickwinkeln aufzuzeigen. dabei bedarf ich jedoch keine polemik, und muss anderen auch keine falsche meinung in den mund legen, sondern bleibe fair.
ich hatte also nicht grundlos so reagiert. sicher war meine reaktion nicht nötig und geschweige denn schmeichelnd, jedoch sarkastisch und nicht verletzend gemeint.

und zum ot:
meine persönliche meinung kommt deiner übrigens sehr nahe :arrow:
helix hat geschrieben:Für mich sind aber unsere Seen grundsätzlich Lebensräume, deren natürlichen Verhältnisse wie Wasserwerte und die daraus resultierende Artenvielfalt zu schützen und zu bewahren sind, soweit dies möglich ist. Das heisst in meinen Augen, dass diese natürliche Ressource vom Menschen genutzt werden darf, dass eine massvolle Anzahl Berufsfischer auch in Zukunft von der Fischbewirtschaftung leben soll. Eine Nutzung gab es schon immer und daran haben sich die Populationen auch gewöhnt. Wird der Mensch jedoch gierig, kann es für die Natur schwer sein, solche Veränderungen zu verkraften, was in jüngster Zeit immer wieder bewiesen wurde.
das würde ich genau so sagen.
ein grundlegender unterschied von meiner zu deiner meinung ist jedoch, dass ich finde, dass wenn durch die gewässersanierung ein gewässer wieder die ursprüngliche trophiestufe erreicht hat, es unter allen zu berücksichtigenden umständen eventuell besser sein könnte, den nährstoffgehalt auf dieser trophiestufe "einzufrieren" als weiter so fortzufahren wie bisher.
abgesehen davon, dass es technisch machbar und nicht teurer wäre als die heutigen massnahmen es sind, entspräche ein stabilerer phosphatwert eher einem naturnahen bodensees als das stete schwanken, welches das natürliche diesbezügliche gleichgewicht seit nun über 70 jahren destabilisiert.

es besteht ein sanierungspaket das an vielen gewässern funktioniert, so dass die zielsetzung vielerorts erreicht werden kann, oder besser gesagt, erreicht wird oder schon erreicht worden ist.
wie es aber weitergeht, wenn an einem gewässer die phosphatwerte wieder der ursprünglichen trophiestufe entsprechen und damit die zielsetzung erreicht wurde, daran scheint wie niemand gedacht zu haben zu wollen.
und so wird, wie am bodensee, einfach munter weiter gefällt.

wohl verstanden, ich betrachte die gewässersanierung in bezug auf die anthropogenen eutrophierung am beispiel des des bodensees als vollen erfolg.
doch wie schon gesagt, jetzt wo die ürsprüngliche trophiestufe wieder erreicht wurde, drängt sich die frage, ob eine stabilisierung der phosphatwerte auf einem dem trophiezustand des sees entsprechendem niveau in bertracht gezogen werden kann, nun mal zwangsläufig auf. und zwar aus verschiedenen gründen, so auch bezüglich artenschutz und möglichst naturnaher zustand, förderung des lebens ect.
wenn der mensch den phosphateintrag schon künstlich steuert, es ist es auch legitim zu fragen, ob dieses regulative system den gewässern, dort wo das sanierungsziel erreicht ist, künftig nicht auch eine chance bieten könnte, wieder eine balance zu finden, so dass sich dadurch endlich wieder ein einigermassen stabiles gleichgewicht einstellen könnte.

doch das sind ja im grunde heute noch nichts anderes als visionen.
weil solche änderungen ohnehin noch so viele hürden zu bezwingen hätten, bis änderungen überhaupt gesetzlich zulässig und möglich wären, dass noch jahrelange gestritten und lamentiert werden wird, bevor, wo auch immer, erste versuche bewilligt werden könnten.
wenn es irgend ein mal tatsächlich so weit kommen wird, dass an einem bestimmten ort nicht mehr so gut wie gänzlich gefällt wird, werden mit 1000% sicherheit mehr als ausreichend regalationsmechanismen und -instanzen jeglichen missbrauch oder allfälliges instrumentalisieren zu verhindern wissen.
dass ein phosphatmanagement somit nur der anfang einer ära der ertragsmaximierung durch phosphatdüngung sein soll und der mensch in seiner masslosen gier immer mehr düngen wird, halte ich nur schon daher für im höchsten grade unwahrscheinlich.
der begriff düngung finde ich in diesem zusammenhang übrigens irreführend und täuschend. denn niemand hat je gefordert, den bodensee über seine natürliche produktionskapazität hinweg zu verändern. was eine düngung nach definition, bis zu einem gewissen grad zwangsläufig verursachen würde, bevor es ins negative kippen würde wenn zuviel gedüngt würde.

dass die wissenschaft im zusammenhang mit der biodiversität und einer erhöhung der phosphatwerte gefahren aufweist, ist kein geheimniss.
seit der zeit phosphorhaltigen waschmitteln in verbindung zu nicht existierender phosphatfällung geschweige denn klärwerken, und der phosphathaltigen hochleistungspflanzendünger, die erst die böden um ein vielfaches überbelasteten und damit prächtig mithalfen zur eutrophierung der gewässer, ist dies eines der grossen themen in der limnoökologie.
was sich letztlich auch darin auszahlt, dass eine unmenge an vergleichsdaten und -werten vorhanden sind, und die verschiedenen auswirkungen und wechselwirkungen der eutrophie sowie der reoligotrophie dadurch sehr detailliert und gewässerspezifisch erforscht und dokumentiert sind.

und da die seen unterschiede aufweisen, und je nach see und angestamter flora und fauna, teils mehr und teils weniger phosphate benötigt werden, um die nahrungsgrundlage für die jeweiligen arten aufrecht zu erhalten, brauchen die einen mehr und die anderen weniger.
so kann neben zuviel phosphat, auch zu wenig phosphat (neben zahlreichen anderen negativpunkten) ebenfalls zu negativauswirkungen und letztlich zu biodiversitätsverlust führen.
deshalb ist es einfach nicht richtig, phosphat, welches ein grundbaustein des lebens ist, generell als unnatürliches düngemittel oder gar als in jedem fall gefährlich oder schädlich zu bezeichnen.
fact ist, jeder trophiegrad und somit jedes einzelne gewässer braucht mehr oder weniger phosphat um den zustand halten zu können. so können am einen gewässer ein oder zwei mg/kubik viel sein, und zu veränderungen führen, und dagegen an einem anderen kaum spürbar sein.

um wieder auf den bodensee zu kommen, ist es meiner ansicht nach aus einer vielzahl an gründen zu einfach, die aktuellen forderungen nur als verantwortungslos zu verklären, und nur gefahren in solchen vorhaben zu sehen.
denn daneben bietet sich durch die mögliche stabilität auch potenzial. und so zu sagen eine chance auf eine art neuanfang.

ich finde ganz allgemein, in der herausforderung, ein ohnehin bestehendes system umweltgerecht weiter zu entwickeln, steckt zu viel potential, als dass der mensch es sich leisten kann, dieses potential künftig nicht auszuschöpfen.
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von thymallus »

ich habe mich lange gescheut in dieser diskussion mitzumachen; zu viele teils gehässige voten kommen von allen (interesse-)seiten. doch berufsfischer hat meiner meinung nach die kernpunkte der diskussion, welche viele verkennen, auf den punkt gebracht:
berufsfischer hat geschrieben: wenn der mensch den phosphateintrag schon künstlich steuert, es ist es auch legitim zu fragen, ob dieses regulative system den gewässern, dort wo das sanierungsziel erreicht ist, künftig nicht auch eine chance bieten könnte, wieder eine balance zu finden, so dass sich dadurch endlich wieder ein einigermassen stabiles gleichgewicht einstellen könnte.
berufsfischer hat geschrieben: der begriff düngung finde ich in diesem zusammenhang übrigens irreführend und täuschend. denn niemand hat je gefordert, den bodensee über seine natürliche produktionskapazität hinweg zu verändern. was eine düngung nach definition, bis zu einem gewissen grad zwangsläufig verursachen würde, bevor es ins negative kippen würde wenn zuviel gedüngt würde.
es geht in der ganzen diskussion überhaupt nicht um eine tatsächliche düngung sondern darum, nach der erreichung der qualitätsziele der gewässerschutzverordnung (= top trinkwasserzustand!) nicht auf teufel komm raus munter weiter den nährstoffgehalt eines sees zu senken. denn man darf nicht verkennen: wir sind weit von einem natürlichen seeregime entfernt, mit der phosphatfällung wird sowieso munter reguliert und gemanagt. es geht lediglich darum, wie weit man den schalter umlegt bzw. reguliert... und diese diskussion finde ich völlig legitim, egal ob man nun dafür oder dagegen ist. die diskussion von wegen bedrohter artendiversität ist augenwischerei, denn die diskussion dreht sich um nährstoffgehalte von etwa 7-15 mikrogramm/l (welche nebenbei deutlich höhere fischbiomassen bewirken, als werte von unter 7 mg/l), bei welchen die diversität in der regel keine probleme hat (ist seespezifisch, wie bf das richtig erwähnt hat). das qualitätsziel der gschv liegt übrigens bei 25 mg/l. die diversität litt in der wirklich eutrophen phase vieler seen und die wünscht sich auch keiner mehr zurück.
ich habe fertig.
God made one third of the earth land and two thirds water which clearly shows that he intended man to spend one third of his time plowing an two thirds fishing!
Olle

Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Olle »

@berufsfischer: :up:
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