Seit Tagen warte ich schon darauf, gestern schien es dann soweit zu sein. Die Forellensaison neigt sich schon sehr schnell dem Ende entgegen. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger und abends fühlt man die kühle Luft sehr schnell nach Sonnenuntergang. Flüsse, die viel Wasser führen im Sommer werden nun viel ruhiger und viele Stellen, die im Sommer mit einer Fliegenrute nicht zu Befischen waren, laden nun gerade dazu ein.
Es ist kurz vor Mittag und ich steh am Fluss und schwinge meine Fliegenrute. Wie so oft ist meine Fliege "Kuchelmeister's Aeschenmagnet", eine ideale Suchfliege, wenn die Fische noch nicht steigen. Aber heute geschieht zuerst einmal gar nichts. An allen erfolgversprechenden Stellen wird die Fliege ignoriert. Bin ich noch zu früh? Die Sonne steigt höher und es wird wärmer. Nun beginnen die Insekten rege zu schlüpfen, aber noch immer zeigen sich keine Ringe auf der Wasseroberfläche. Es sind vor allem weisse und gelbe Eintagsfliegen, die schlüpfen. Ein Blick in die Fliegenboxen und mir sticht eine Sedge Puppa in die Augen, grauer Körper, weisse Hechel.
Ich bin mittlerweile weiter stromab an einer Stelle angelangt, wo ich weiss, dass die Aeschen hier in der Strömung stehen. Da ist allerdings schon ein anderer Fliegenfischer und präsentiert seine Fliege im Lauf. Aber es hat sicher Platz für uns beide. So fische ich in gebührendem Abstand etwas stromauf und lasse meine Fliege in der Strömung spielen und siehe da, die erste Aesche kann nicht widerstehen und packt sie. Sie ist allerdings zu klein, also möglichst schnell Handlandung, abhaken und zurück ins kühle Nass.
In kurzen Abständen folgen nun mehrere Aeschen, sie sind alle zu klein und gehen schnell zurück ins klare Wasser.
Ich hoffe darauf, dass der Fliegenfischer unterhalb von mir seinen Platz wechselt, sieht doch der Lauf weiter unten sehr verdächtig nach schönen Aeschen aus. Aber dieser gehört offensichtlich zur Fraktion der UHU-Fischer
Aber es gibt ja noch weitere schöne Stellen und so marschiere ich 10 Minuten weiter stromab zum nächsten Lauf. Hier geht eine schöne Rieselstrecke in einen tieferen Lauf über, hier muss es doch auch Fische haben. Am Ufer entlang ist ein schöner Lauf von vielleicht 60cm Tiefe, hier will ich beginnen und dann dem Fluss weiter stromab folgen. Beim zweiten Wurf driftet die Fliege wunderschön vor dem Vorfach stromab und siehe da, eine schöne Aesche steigt nach der Fliege. Kurze Verzögerung und dann die Rute hochgehalten. Der Anhieb sitzt. Die Aesche macht ganz schön Dampf an der 2er Rute, sie stellt sich mich hoch erhobener Fahne in die Strömung, doch schon bald gelingt es mir, sie ans Ufer und über den Kescher zu dirigieren. Und da liegt sie vor mir, 40cm, in bester Kondition.
Ich freue mich riesig über diese schöne Aesche und fische den Lauf zu Ende, allerdings ohne, dass eine weitere Aesche Interesse für meine Fliege zeigt.
Ich bin schon auf dem Heimweg und mache noch einmal Halt beim UHU-Fischer. Dieser ist nun mittlerweile doch weitergezogen und ich habe diesen Lauf ganz für mich. Immer wieder präsentiere ich meine Fliege in den Lauf. Nach drei oder vier Würfen verlängere ich die Schnur um ein paar Centimeter und lasse die Fliege in der schon recht starken Strömung abdriften. Schon landet meine Fliege an der Kante zur starken Strömung und ganz unverhofft steigt aus der Tiefe eine schöne Aesche auf meine Fliege. Etwas überrascht hebe ich die Rute an und siehe da, auch diese Aesche bleibt hängen. Dem Zug und dem Klopfen entsprechend muss dies wieder eine bessere Aesche sein. Auch hier entpuppt sich meine 2er Rute als eine wahre Künstlerin. Sie pariert alle Fluchten ohne Probleme und schon bald liegt die Aesche im Kescher, diesmal 39cm lang.
Ein perfekter Fischertag geht damit zu Ende und mit einen breiten Grinsen mache ich mich auf den Heimweg.
Dieser wunderbare Tag endet mit einem feinen Nachtessen: Aesche mit Butter und Kräutern aus der Folie, begleitet von einem Dole Blanche
Gruss
Gaudenz
Zuletzt geändert von gmischol am So 28. Sep 2014, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
Jeder Mann braucht etwas Verrücktheit oder er wagt es nie, das Seil zu durchtrennen und frei zu sein. Alexis Sorbas
Petri zu den Aeschen, schöner Bericht, schöne Fotos!
Ich will es dieses Jahr auch noch ein paar Mal versuchen mit der Fliegenrute.
Doch vorerst will ich noch ein paar Egli fangen und einen schönen Hecht drillen.
ROLANDUS
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"So Long, and Thanks For All the Fish"