An dieser Stelle will ich euch zwei hochsensible Zapfenmontagen zum feinen Friedfischfang mit der Matchrute vorstellen: Die Waggler - und die Liftmontage.
Im Grunde funktionieren beide Montagen nach dem gleichen Prinzip:
Die in beiden Fällen sehr langen Zapfen / Posen (manche bis zu 40cm) werden zu ihrer vollen Tragkraft ausgebleit und dann mit einem Ankerschrot überbleit, das auf dem Grund aufliegt. So ragt von der langen Antenne nur das oberste Teil über die Wasseroberfläche. Ein genaues Ausloten der Angeltiefe vor dem Angeln ist darum unerlässlich.
Auch sollte der Fischer in der Lage sein, die ausgelotete Angelstelle genauestens wieder anzuwerfen - was aber dadurch erleichtert wird, dass selten in größeren Entfernungen als max. 10m vom Ufer gefischt wird .
Hebt ein anbeißender Fisch mit dem Köder auch das Ankerschrot auf, so steigt der Zapfen aus dem Wasser und signalisiert so frühzeitig den Biss.
Gerade bei den Zielfischen, für die diese Montagen gedacht sind - die vorsichtige Schleie vor allem, aber auch Brachse, Rotauge und Rotfeder - ermöglicht dies einen schnellen Anhieb, noch bevor der Fisch richtig Schnur abzieht und den Zapfen zum Sinken bringt.
Auf jeden Fall sind beide Montagen etwas für wahre Filigrantechniker - nicht nur, weil mit Mono - Schnüren in Stärken von 0,14 bis allerhöchstens 0,20mm gefischt wird.
Warum ist von zwei verschiedenen Montagen die Rede?
Nun, während die Wagglermontage "very British" ist, wurde die Liftmontage auf dem Kontinent entwickelt. Die Unterschiede liegen, wie wir noch sehen werden, im Detail.
Die Zapfen / Posen:
Auf nachsehendem Foto seht ihr eine kleine Auswahl von Wagglern und Liftposen:
Die linken fünf Zapfen sind Waggler, die rechten drei Liftposen.
In der Mitte zwei sogenannte "unloaded" Waggler, also Waggler ohne jede Vorbebleiung unterhalb des Posenkörpers.
Links drei sogenannte "preloaded Waggler" der Crystal-Serie aus dem renommierten englischen Hause Drennan.
Gute preloaded Waggler gibt es auch von anderen Herstellern, z.B. den italienischen Firmen Millo, Tubertini und Trabucco. Was die Drennan preloaded Crysrtal Waggler allerdings unschlagbar macht, ist, dass die Vorbebleiung jeweils ganz präzise so gewählt wurde, dass alle Waggler dieser Serie mit exakt derselben Restbleimenge auf Hauptschnur und Vorfach auskommen. So können zwei Waggler mit unterschiedlicher Tragkraft im Handumdrehen gegeneinander ausgewechselt werden, ohne dass der Angler neu bebleien muss.
Vor allem, wenn für die Montage des Wagglers ein spezieller, von Peter Drennan entwickelter, "Waggler-Adapter" verwendet wird, der aus einem gebogenen Stück Leichtmetalldraht und zwei dünnen Gummischlauchstücken besteht (an dem mittleren der Drennan-Waggler auf dem oberen Bild ist noch ein solcher befestigt):
Sowohl Waggler als auch Liftpose werden fast immer als Feststellposen gefischt. Es ist allerdings durchaus möglich, Angeltiefen, die größer sind als die Rutenlänge, mit einer Laufmontage zu befischen.
Wagglermontage
Unloaded Waggler (rechte Abbildung) werden bei Festmontagen mit zwei Bleischroten, die 2/3 der Posentragkraft ausmachen, auf der Hauptschnur fixiert. Um zum Variieren der Angeltiefe ein Verschieben des Wagglers zu erleichtern, können zwei dünne Stücke Gummischlauch in die Kerbe der Bleischrote geklemmt werden, durch die dann die Schnur gezogen wird. Werden nun die Schrote zusammengeklemmt, bleiben sie weiterhin auf der Schnur verschiebbar. Bei Laufmontagen werden die Schrote dicht unterhalb des Waggleröhrs angeklemmt.
Wesentlich leichter tut man sich mit den preloaded Wagglern. Weil sie zu mindestens 2/3 der Tragkraft bereits an ihrem Fuß ausgebleit sind, können sie relativ einfach mit einem Waggler-Adapter montiert und auf der Schnur beliebig verschoben werden. Und die Drennan-Predloaded Crystal Waggler machen - wie schon erwähnt, auch noch das Auswechseln very easy.
Der Rest der Bleimenge bis zur Posentragkraft kommt nach der Shirt-button-Methode (mehrere, nach unten hin immer leichtere, Bleischrote in kleinen Abständen untereinander) auf die Hauptschnur und den oberen Teil des Vorfachs.
Das Vorfach wird mit einer loop to loop - Verbindung eingeschlauft. Ein Wirbel würde durch sein Eigengewicht die feine Ausbleiung unmöglich machen.
Das unterste Schrot - das für die sensible Bissanzeige verantwortliche Ankerschrot, mit dem die Montage leicht überbleit wird - wird 5-10cm oberhalb des Hakens auf das Vorfach geklemmt. Da es immer auf dem Grund aufliegt, wird die Pose nicht zum Abtauchen gebracht, sondern nur so weit unter die Wasseroberfläche gezogen, dass ihre oberste Spitze noch herausragt.
Ganz genauso funktioniert auch die Anfertigung und die Arbeitsweise der
Liftmontage
Bei den Liftposen sind an der langen Antenne mehrere, farblich hervorgehobene Verdickungen angebracht, die ihr Absinken bei 2/3 der Tragkraft, bei voller Ausbleiung und bei Überbleiung, sowie ihr Steigen bei einem Biss markieren.
Nun endlich zu den Unterschieden zwischen beiden Montagen
Die Tragkräfte von Wagglern - auch von solchen, die von namhaften Herstellern auf dem Kontinent angeboten werden - folgen immer dem englischen Bleigewichtscode, das die Posentragkräfte nicht in Gramm oder Unzen, sondern nach einem traditionellen Buchstaben- und Zahlencode angibt.
Letzterer rührt daher, dass früher in Ermangelung anderer Bleischrote auf dem Markt, die Bleikügelchen der Schrotladungen von Flintenpatronen mit dem Messer aufgespalten und dann auf die Angelschnur geklemmt wurden. An manchen Codes merkt man das: Der Code "SSG" bedeutet
"Swan Shot Grain" - also zu deutsch "Schwanenschrot".
Hier die Umrechnungszahlen der englischen Codes in Gramm:
LG 3g
SSG 1,6g
SG 1,2g
AAA 0,8g
AB 0,6g
BB 0,4g
A 0,3g
N° 4 0,2g
N° 6 0,1g
N° 8 0,06g
N° 10 0,04g
Da die Schrote ihrerseits nach Unzen gewogen wurden und der gewogene Wert dann in Gramm umgerechnet wurde, sind diese Angaben stark gerundet. Man sollte also einen Waggler mit englischen Traggewichtsangaben gar nicht erst mit kontinentalen, in Gramm gemessenen Breischroten ausbleien wollen. Das Ergebnis wäre immer ungenau.
Lieber sollte man hochwertige englische Schrote verwenden. Die Schrotbleie von Dinsmore etwa stimmen ganz präzise und sind die ideale Ergänzung zu hochwertigen Wagglern - nicht nur von Drennan. Dabei sind sie noch nicht mal teurer als andere Bleischrotsortimente.
Im Team unschlagbar: Waggler von Drennan und Bleie von Dinsmore:
Ist zum Beispiel auf einem vorbebleiten Waggler die Angabe zu lesen:
"LG+2BB", dann heißt das: der Waggler ist mit ca. 3g vorbebleit und hat eine Gesamttragkraft von 3g + 0,4g + 0,4g, also insgesamt 3,8g.
Man kann sich die Umrechnerei ganz sparen, wenn man einfach 2 BB-Schrote (oder vier Schrote N° 4) zusätzlich bebleit. Hinzu kommt dann noch ein Ankerschrot - N°4 oder N°6
Bei der Liftmontage bebleit man mit Schroten in Gramm.
Es hat allerdings seinen Grund, dass die britischen Wagglermontagen gegenüber den kontinentalen Liftmontagen bei Friedfischanglern immer beliebter werden. Kein Bleischrot, dessen Gewicht, und keine Pose, deren Tragkraft in Gramm angegeben ist, stimmen so präzise zueinander wie das englische Gerät.
Ob das wohl der Grund dafür ist, dass inzwischen renomierte Matchausstatter wie Millo, Tubertini und Trabucco lieber Waggler produzieren als Liftposen?
Und wenn ein Fisch beißt?
Jedem Matchangler stockt jedesmal aufs Neue der Atem, wenn die Spitze seines Wagglers oder seiner Liftpose wie ein Spargel aus dem Wasser wächst. Nun wird er einen schnellen, aber sehr sachten, am besten zur Seite hin ausgführten Anhieb setzen (das beugt sowohl einem Ausschlitzen des Fisches, als auch einem Bruch der feinen Schnur vor) - und kann sich auf einen spannenden Drill am feinen Gerät freuen.
Viel Spaß beim Ausprobieren wünscht euer angelnder Pfarrer!