Hallo Zusammen,
nachdem das Fischen letzte Saison auf dem Thunersee, mehr einem Weiterbildungsseminar, zur Förderung der Frustrationstoleranz, als einer befriedigenden Freizeitbeschäftigung, ähnelte (es war mir nicht eine einzige massige Seefo vergönnt), frage ich diesen Frühling, auf gut Glück und ohne grosse Hoffnung, beim Schifffahrtsamt in Bern an, ob zufällig ein Bootsplatz am Bielersee frei wäre. Zu meiner grossen Freude, war dies tatsächlich der Fall. Der Platz liegt zwar nicht direkt am See, sondern unterhalb von Port, das war mir aber herzlich egal.
Mitte April, war es dann so weit und ich transportierte mein Boot vom Thuner- an den Bielersee, nachdem ich den Anhänger zurückbrachte, ging es Abends gleich noch auf den Kanal. Ich liess mich von der Schleuse jeweils bis auf Brügg treiben und bereits beim 2. Run, war es soweit und ich konnte diese dicke Seefo von 54 cm fangen.
Am 1. Mai ging es dann endlich zum ersten mal auf den Bielersee. Da es so viele Ecken gibt, die förmlich nach Fisch riechen, fiel die Wahl des Angelplatzes garnicht so leicht, die vielzitierte Wahl der Qual eben Schlussendlich entschied ich mich für die Auele vor der Petersinsel. Den Auftakt machte ein schönes 36er Egli, welches sich den Wobbler schnappte, der knapp über der Bordwand im Wasser taumelte, als ich mit ein paar Ruderschlägen die Position verändern wollte.
Es war mein bisher grösster Egli, den ich mehr oder weniger zufällig fangen konnte. Die beiden nachfolgenden, knapp massigen Hechte, wurden dann aber alles andere als unbeabsichtigt gefangen, Köder war jeweils die genialen D-Contact Wobbler von Smith/Japan.
Bereits beim nächsten Ausflug, konnte ich dann ein weiteres 36er Egli, "regulär" auf einen Pointer fangen, sowie 3 weitere Hechte. Bei jedem nachfolgenden Angeltrip auf den Bielersee, konnte ich jeweils minimum 2 Hechte, sowie div. dicke Egli und vor dem Einlauf des Hagneck-Kanals auch noch Alets fangen. Der vorläufige Höhepunkte erfolgte dann am 12.6. mit 5 Hechten, davon der grösste mit 65 cm bei 2kg, gefangen auf einen Staysee vom LC.
Da es auch mein grosses Ziel ist, meine ersten Zander zu fangen, beschäftigte ich mich erstmals, ernsthaft auch mit dem fischen mit Gummiködern. Da meine bisherigen Versuche nur halbherzig erfolgten, blieb ich mit Gummis dementsprechend erfolglos. doch angespornt durch die Infos von Markus Brawand, aus dem Bernhard-Fishing Teams, versuche ich es jetzt gewissenhafter und geduldiger und konnte die ersten beiden Hechte bereits mit den One Up-Shads von Sawamura fangen.
Der Samstag 14.6. sollte jedoch alles bisherige, gnadenlos toppen. Wieder machte ich vor der Petersinsel in 8 mtr. Wassertiefe, halt. Aufgrund der sehr starken Bise waren die Aktivitäten der Eglis zwar nicht zu beobachten aber das war egal, da riesige Egli-Schwärmen unaufhörlich vorbeizogen. Zwar hauptsächlich kleine Eglis aber mit etwas tiefer laufenden Wobblern konnten die grösseren Eglis, gezielt und erfolgreich befischt werden. Zwischendurch versuchte ich es auch immer mal wieder, auf Hecht, doch blieb den ganzen Vormittag erfolglos. Ich dachte schon, das wird wohl der 1. Tag werden, an dem ich keinen Hecht fangen werde. Obwohl ich wusste, das mein schwerster Bleikopf mit 15 gr. bei dem starken Wind viel zu leicht war, um Bisse vernünftig erkennen zu können, griff ich gegen 13 Uhr wieder zur Rute mit dem Gummiköder. Quer zur Windrichtung ausgeworfen, bildete sich an der dünnen Geflochtenen, gleich wieder ein Schnurbogen, doch der Biss beim absinken, war trotzdem deutlich zu spüren. Obwohl ich die Bremse der Daiwa Luvias relativ straff eingestellt habe und trotzdem kaum Schnur einziehen konnte, wusste ich gleich, das etwas grösseres angebissen haben musste, was mir auch durch mächtige Schläge in der Schnur bestätigt wurde. Gedanken und Fragen rasten unaufhörlich durch meinen Kopf: "Bitte, bitte, lass mich den Fisch wenigstens einmal sehen, der da angebissen hat. Wird der Verbindungsknoten mit dem Fluorocarbonvorfach auch halten? Hoffentlich hat der Fisch nicht zu tief geschluckt, so dass das Vorfach nicht beschädigt wird." Die Bremse wurde vorsichtig angezogen und es gelang mir der erste Schnurgewinn, welcher jedoch durch mehrere Fluchten, wieder zu nichte gemacht wurde. Schliesslich gelang es mir jedoch den Fisch wenigstens in Bootsnähe halten zu können, ohne ihn jedoch auch nur einmal zu Gesicht zu bekommen. Obwohl meine Jigrute, die Collector SE 792m von Hearty Rise, relativ leicht ist, konnte ich genügend Druck erzeugen, um den Fisch davon abzuhalten, in das Ankerseil zu schwimmen. Dann wieder gepumpt und schliesslich tauchte der Fisch aus der Tiefe auf und ich konnte erkennen, das es zweifelsohne, mein bisher grösster Hecht sein würde, sollte mir der Fang gelingen. Es beruhigte mich merklich, das ich sehen konnte, das der Haken sauber im Mundwinkel gefasst hatte und das Vorfach nicht gefährdet war. Nachdem anschliessend der Hecht noch ein paar Mal in die Tiefe flüchtete, war es schliesslich Zeit, zum feumern. Mir kamen die Worte des Verkäufers in den Sinn, der da meinte, Fische bis zu 1 Meter könnten damit noch, mit etwas Geschick gefeumert werden. Als ich den Hecht zum ersten Mal dann über den Feumer zog, war mir klar, ich werde sehr viel Geschick und noch mehr Glück benötigen. Nach dem gescheiterten 1. Versuch, zog der Hecht noch mal ab, wieder herangeholt, wieder quer über den Feumer gezogen, doch keine Chance den Hecht so zu feumern, er war einfach zu gross um mittig durch zu sacken. Also wusste ich, entgegen allen Lehrbüchern, musste ich den Hecht Kopf vorraus, in den Feumer ziehen. Nächster Versuch, dabei den Feumer etwas steiler ins Wasser gehalten und den Hecht hinein gezogen, als er ein gutes Stück bereits hin gegleitet war, hob ich schnell den Feumer an und war über das plötzliche Gewicht nicht gerade erschrocken aber doch erstaunt. Rolle geöffnet und den Feumer endgültig ins Boot gehoben. Ich muss gestehen der Anblick, erfüllte mich neben all der Freude, auch mit etwas Ehrfurcht und Respekt vor der Kreatur. Nach dem vorsichtigen wiegen und messen, hielt ich den Hecht kurze Zeit wieder ins Wasser und er nahm die wieder gewonnene Freiheit freudig an und schoss auf und davon in die Tiefe. Die Masse meines bisher grössten Hechtes, betrugen 6.7 kg bei 98 cm.
Ob meine wackligen Knie nun von dem starken Wellengang herrührten oder von dem schönen Hecht, mag ich zurück blickend, nicht eindeutig zu beurteilen
Verwendetes Gerät: Collector 792m,Daiwa Luvias 2506, Super Trout Advance MAX PE 0.8,Varivas TROUT Vordach Fluorocarbon 10 LB, Köder: One up shad 4" #069 am 15 Gr.DECOY BACHI HEAD SV-67. Der Verbindungsknoten wurde bei starkem Wind mit dem Sokkou gebunden und hat seine Bewährungsprobe, mit Bravour bestanden.
Die Eglis waren immer noch in Beisslaune und als ich die Rute wieder in die Hand nehmen wollte, sah ich noch kurz eine Flanke aufblitzen und schon ruckelte es in der Rutenspitze, als sich ein 30er Egli den selben Gummiköder schnappte, der höchtens 10 cm tief im Wasser baumelte.
Neben all den schönen Fängen, konnte ich jetzt schon, einige schöne Jagden der Eglis an der Wasseroberfläche beobachten und auch einige Hechte, die widerrum in die Egli-Schwärme rein stiessen. Somit kann ich abschliessend nur betonen, dass der Bielersee, sämtliche Erwartungen und Wünsche meinerseits, bei weitem übertroffen hat, incl. 2 persönlicher Bestmarken...es fehlt nur noch der Zander