Hallo zusammen!
Fast schon ein Jahr ist es her, als wir uns hier viewtopic.php?f=30&t=11918 ausführlich über den Seesaibling im Thunersee unterhalten haben. Mittlerweile hat diese hochinteressante Art sogar einen neuen wissenschaftlichen Namen bekommen und heisst heute neu Salvelinus umbla. Früher nannte man die Saiblinge im Thunersee übrigens "Ämmel" und im Brienzersee "Hamel". Andernorts waren es gemäss älterer Fischereiliteratur "Ritter", "Rotförne", "Bissling" etc.
Auch wenn ich erst im letzten Monat gezielt auf die Saible fischte und diese im Thunersee richtigerweise bereits geschont sind, konnte ich doch einige News zu diesem spannenden Thema erhalten. Ganz besonders aufgefallen sind mir die unterschiedlichen Formen und Farben der Fische, nicht nur punkto "Fleisch". Ich möchte die Berufsfischerei nun ausblenden, obwohl es auch hierzu einiges zu berichten gäbe...
Während der Sefosaison konnte ich heuer lediglich 3-4 Saiblinge als Beifang in ganz unterschiedlichen Tiefen fangen. Im Magen einer grösseren Sefo fand ich allerdings einen etwa 35cm langen Seesaibel.
Beim Felchenfischen im Sommer konnten einige Saiblinge auf lediglich ca. 8-12 Metern Tiefe gefangen werden (waren voller Plankton), während diejenigen, die gezielt auf Saiblinge fischten, diese zur selben Zeit in 60 Metern Tiefe auf Blechlöffel fingen. Saiblinge nutzen also gleichzeitig ganz unterschiedliche Nahrungsnischen.
Gemäss Auskunft eines Fischereiexperten, gibt es in der Schweiz keine andere Fischart, die aufgrund des Besatzes durch den Menschen in den letzten Jahrzehnten sowohl morphologisch (äusserliches Erscheinungsbild) wie auch genetisch mehr beeinflusst wurde. Speziellerweise können sich Saiblingsformen aus völlig fremden Gewässern sehr gut auch in neuen Gewässern anpassen und fortpflanzen. Das führte dazu dass durch die Besatzpolitik und evtl. auch illegale Besätze fast in allen grossen Seen der Schweiz mehrere Seesaiblingsformen vorkommen, die z.T. die selben, z.T. aber auch völlig andere Nahrungsnischen bevorzugen. Offenbar können diese einige Jahrzehnte (oder auch länger) lang nebeneinander leben und pflanzen sich evtl. sogar untereinander fort.
Im Unterschied zu früher dürfen heute in den grösseren Seen (Ausnahme Bergseen) ausschliesslich mit Saiblingen des jeweiligen Sees besetzt werden.
Die Saiblingsfänge im September waren bei mir heuer gut und es gab, wenn auch selten, wieder grössere Exemplare. Bei einigen grösseren Saiblingen fiel mir sofort die unterschiedliche Gestalt und vor allem die unglaubliche Kondition (siehe Bild unten) auf. Die Fische waren enorm fett und das Fleisch sehr weich und vom Geschmack fast "ungeniessbar" tranig. Das sind also ganz klar andere Saiblingsformen. Auch gab es neben der "normalen" Thunerseesaiblingsform einige kleine, magere, kontrastreich und sehr dunkle gefärbte Exemplare, deren Rogen/Samen schon sehr viel weiter entwickelt waren. Sie sahen für mich fast aus, wie sie aus sehr grosser Tiefe fürs Laichen aufgestiegen wären.
Zwar optisch ein schöner Fisch, aber kulinarisch eher minderwertig. Neuenburgersaibel im Thunersee? Ist diese Saiblingsform wünschenswert im Thunersee? Was denkt ihr?
So das reicht erstmals mit Infos. Für mich ist der Saibling eine enorm interessante Art und es wird äusserst spannend sein, ihre Entwicklung im Thunersee in den nächsten Jahren zu verfolgen!