Leichtbau-Laufrolle

Die Geräteecke für den Gambe/Hegenefischer.
Antworten
hansi_f

Leichtbau-Laufrolle

Beitrag von hansi_f »

Leichtbau-Laufrolle



Nachdem meine ersten Laufrollen optisch und technisch voll meinen Geschmack getroffen habe, aber leider gewichtsmäßig (225g) nicht optimal waren, wollte ich mir eine „besondere“ Rolle bauen. Als absolutes Maximalgewicht nahm ich mir 140g (Stucki) vor, als eigenes Ziel setzte ich mir 110g. Alles was darunter liegt, war für mich schwer vorstellbar und irgendwie unerreichbar.

Nach einigen Zeichnungsversuchen und Diskussionen mit einem Leichtbaufreak (Mountainbike) waren endlich die Zeichnungen fertig. Ob meine Zeichnungen „baubar“ sind wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nicht jedes Teil überlebte die Fertigung so wie ich es wollte, irgendwann wird jedes Material zu dünn und gibt nach.



Bild



Für die Rolle besorgte ich mir extra Duraluminium, eine spezielle Alulegierung die die selbe Festigkeit wie Stahl hat. Die auf ein Minimum an Material (max. Wandstärke 1,8mm) reduzierte Rolle wiegt nur noch 51g. Die Rolle war bei der Fertigung auch ein bisschen kritisch, da wirklich fast nix mehr übrig geblieben ist.



Bild



Die Achsen fertigte ich aus VA-Stahl (nichtrostend). Dass ich aber auch hier gewichtsmäßig nicht aus dem Rahmen falle, bohrte ich die Achse hohl, sie hat jetzt 5mm Außendurchmesser und ist mit 3mm hohlgebohrt und wiegt 2g. Der Sterngriff, die Bremsschraube und die Griffe sind wieder aus Alu gefertigt. Sie wiegen zusammen „nur“ 6g.



Bild



Die Schrauben und Muttern bestellte ich aus Alu, sodass ich hier auch nur mit einem Gewicht von 2g leben muss. Als Lager besorgte ich mir ein kleines Nadellager mit 6g Gewicht.

Der Rollenhalter machte mir am meisten Kopfzerbrechen, nach einigen Versuchen aus Alublech bin ich wieder bei VA-Blech angelangt. Aluminium fehlt einfach die Stabilität. Hab ihn zwar so weit es geht freigefräst und gebohrt, aber er ist mir mit 21g noch zu schwer. Als optimale Lösung kommt hier nur Titanblech in Frage, damit könnte man so um die 10g sparen. Falls wer irgendwie günstig an Titanblechreste kommt, ich wäre ein dankender Abnehmer.



Bild



Ansonsten könnte man an der Rolle noch das ein oder andere Gramm sparen z.B. durch ausfräsen der Schnurauflage, aber ob des meine Rolle überleben würde bezweifle ich sehr, da ich jetzt die Grenze zwischen sehr leicht aber doch noch stabil gefunden habe.



Hab bisher mit meiner „neuen“ Rolle leider no ned gefischt, bin aber mehr als zufrieden mit dem für mich sensationellen Ergebnis von nur 88g.

Das einzig schlimme daran ist:

Ich bin jetzt mit dem Leichtbaufieber infiziert, deshalb bin ich laufend auf der Suche wo ich noch Gewicht einsparen könnte.



Bild



So nun noch mal die einzelnen Teile mit Gewicht:



Rolle 51g

Rollenhalter 20g

Sterngriff 2g

Bremsschraube 2g

Griffe 2g

Klemmung 1g

Schrauben und Muttern 2g

Lager 6g

Achse 2g



Macht ein Gesamtgewicht von 88g (gewogen mit einer Briefwaage).





Wer zum Forumstreffen am Bielersee kommt, kann meine Laufrolle in Aktion sehen.



Bild



Bild



Aufbau und Technik der Laufrolle sind die gleichen wie bei der von Stucki:



Mit der kleinen Rändelschraube kann man die Rolle bei erreichen der gewünschten Tiefe arretieren (feststellen). Nimmt man nun mit der Rolle Schnur auf löst sich die Bremse von alleine. In der Rolle befindet sich ein Kugellager, das fest mit der Achse verpresst ist. Mit der Klemmschraube wird die Rolle auf dem Rollenfuss geklemmt. Sollte mal die Schnur nach hinten runterfallen, was gerade am Anfang öfter mal vorkommen kann, reicht eine halbe Umdrehung und man kann die Rolle einfach von der Achse ziehen.Die Löcher im äusseren Rand dienen der besseren Optik und zum halten der Tiefe, das funktioniert sehr gut z.B. mit einem Bleistift den man einfach durch die Löcher steckt und somit immer wieder in der genauen Tiefe fischt.



Die Vorteile einer Laufrolle:



Das relativ geringe Gewicht, kein Schnurdrall, sowie ein sehr leichter und runder Lauf.



Warum sollte man mit einer Laufrolle fischen?



Weil eine Laufrolle die besten Bremse der Welt hat, den Finger. Wer einmal ein paar wilde Fluchten von Felchen/Renken mit dem Finger ausgebremst hat, wird von dieser Fischerei begeistert sein. Da gibt es dann gleich noch mal einen zusätzlichen Adrenalinschub.

Technische Daten der Rolle:



Gewicht 88g

Außendurchmesser 148mm

Durchmesser der Schnurauflage 123mm

Schnuraufnahme pro Umdrehung 40cm

Ein Kugellager

Alle Teile aus Alu sind eloxiert

Alle anderen Teile aus VA-Stahl und nichtrostend



Gruß



Hansi
Börni

Re: Leichtbau-Laufrolle

Beitrag von Börni »

Respect!!!!!!

Die sieht echt Toll aus!!!! Sie sieht sehr schön aus mit dieser Schwarz-Mattalu-Design und die Schliessschraube verleiht ihr irgendwie beinahe etwas futuristisches!!!!!



Ein echt tolles Stück! (könntest ja einmal versuchen, es als Wendelaufrolle herzustellen!!! :D )






hansi_f hat geschrieben:Warum sollte man mit einer Laufrolle fischen?



Weil eine Laufrolle die besten Bremse der Welt hat, den Finger. Wer einmal ein paar wilde Fluchten von Felchen/Renken mit dem Finger ausgebremst hat, wird von dieser Fischerei begeistert sein. Da gibt es dann gleich noch mal einen zusätzlichen Adrenalinschub.


Also ich fische auch leidenschaftlich mit einer Wendelaufrolle in der Aare und muss sagen, es ist einfach das tollste!!!!! Ich habe jetzt zwär noch nie auf Renken gefischt, aber so eine 45er Forelle mit dem Finger zu drillen, das macht Spass! :D
fishcatcha85

Beitrag von fishcatcha85 »

voll respekt!



hast du toll hingekriegt ;)
Rivermaster Fredu

Beitrag von Rivermaster Fredu »

Hoppla :shock:

Das hast du aber sauber hingekriegt.

Tolle Leistung.

Sieht gut aus das Ding :!:
Helmut

Beitrag von Helmut »

Meinen allerhöchsten Respekt Hansi :!:

Sieht absolut geil aus das Teil :up:
pius

Beitrag von pius »

sowas tolles selber zu bauen ist einfach cool!



wan gest in serie?
Schweizer Angler

Beitrag von Schweizer Angler »

@hansi



Tolle Leitung diese Rolle - herzliche Gratulation!!!



Wenn Du einen Testbericht und Vorstellung dieser Rolle im Schweizer-Angler über die Rolle möchtes, bitte anschreiben.





Mal was anderes;



Nun aber mal allgemein etwas ketzerisches - wieso sucht man immer nach den leichtesten rollen? was soll das bringen?



wenn ich mir heute beim fliegenfischen und auch zapfenfischen anschaue wie unausgewogen das gerät zunehmend wird, so habe ich vioele fragen.



die ruten werden durch zu leichte rollen extrem kopflastig, oder durch zuleichte rollen (eher der fall) extrem schwanzlastig. gerade fliegenfischer sind zunehmends ein paradebeispiel für soche exzesse.

extrem leichte kohlefaserrute, noch leichtere rolle drauf, dann braucht es enorm kraft um die rute überhaupt zum schwingen zu bringen. bei besser ausgewogenem gerät würde nämich die rute die hauptarbeit übernehmen, was sie eigentlich auch sollte. in der vergangenheit war das fischen viel bequemer weil das gerät ausgewogener war.

ruten- und rollenhzrsteller liefern sich wahre gefechte in wer baut was am leichtesten, und die wurfphysik wird zunehmends negiert (die qualität und haltbarkeit leider auch öfter).



88gramm rutengewicht tönt toll, nur keiner weiss wie schwer 88 gramm sind. spätestens nach 5 minuten kann er dieselbe rute wieder in den händen halten und er merkt nicht mal wenn sie unterdessen 20 gramm schwerer wurde. solche tests hat man mit manipulierten ruten gemacht und war (oder eigentlich nicht mehr) erstaunt, wie der menschliche geist einem solche streiche spielen kann.



Gruss



Schweizer Angler
Börni

Beitrag von Börni »

Ich persönlich habe die Einstellung, dass wenn ich etwas herstelle, dann muss es möglichst "perfekt" sein, heisst das optimum herausholen. Das muss bei dieser Arbeit ja nicht unbedingt das gesparte Gewicht sein, kann aber. Wie unser Schweizer Angler ja bereits geschrieben hat, kommt es auf die Kombination mit der Rute an und nicht bloss auf die Rolle.



Aber ich glaube, dass diese Rolle hier mehr eine Eigenherausforderung war und wer weiss, vielleicht passt sie ja besser zur Rute als die alte!!! (beim Felchenzupfen muss die Rute ja auch nicht so ausgelastet sein wie bei der Fliegenrute!?)



Ich finde es jedenfalls eine super Arbeit!!!!
fliafi

Beitrag von fliafi »

Hallo Schweizer Angler,


Schweizer Angler hat geschrieben:Nun aber mal allgemein etwas ketzerisches - wieso sucht man immer nach den leichtesten rollen? was soll das bringen?



wenn ich mir heute beim fliegenfischen und auch zapfenfischen anschaue wie unausgewogen das gerät zunehmend wird, so habe ich vioele fragen.



die ruten werden durch zu leichte rollen extrem kopflastig, oder durch zuleichte rollen (eher der fall) extrem schwanzlastig. gerade fliegenfischer sind zunehmends ein paradebeispiel für soche exzesse.

extrem leichte kohlefaserrute, noch leichtere rolle drauf, dann braucht es enorm kraft um die rute überhaupt zum schwingen zu bringen. bei besser ausgewogenem gerät würde nämich die rute die hauptarbeit übernehmen, was sie eigentlich auch sollte. in der vergangenheit war das fischen viel bequemer weil das gerät ausgewogener war.

ruten- und rollenhzrsteller liefern sich wahre gefechte in wer baut was am leichtesten, und die wurfphysik wird zunehmends negiert (die qualität und haltbarkeit leider auch öfter).


Dem kann ich so nicht ganz zustimmen!



Ich fische am liebsten mit meiner 3-er Vision Midge und einer Sage 3100 in einem Bach. Die ganze Ausrüstung (Rute, Rolle, Schnur) wiegt 140 g und ist voll ausgewogen. Das Ziel, solch leichtes und doch sehr hochwertiges Gerät herzustellen find ich schon erstrebenswert weil ich mich eher als Fischer und Genießer sehe als als Gewichtheber. :wink:



Ich werd mit diesem Gerät bestimmt keine Waller aus dem Wasser holen aber für Äschen, Forellen und Saiblinge ist es ein Traum. Diese Leichtigkeit des Fischens macht enorm Spaß weil Du einen sehr guten Kontakt zum Fisch hast, kannst den ganzen Tag (auch weit entfernt vom Auto) fischen ohne daß Dir die Arme weh tun (vom Tragen oder Werfen) und man kann auch dünnere Schnüre verwenden dadurch daß die Aktion auch noch voll parabolisch ist.



Das ist aber jetzt nur meine Meinung aus Fliegenfischer Sicht kann mir aber Vorstellen daß es beim Renken- oder Saiblingsfischen ähnlich ist.



Ich geb Dir lieber Schweizer Angler insofern Recht, daß wenn man sich für so leichtes Gerät entscheidet, dann muß wirklich alles gut zusammen passen (Rute, Rolle, Schnur, Fliege . . ) und dann sollten die einzelnen Elemente schon hochwertig sein.



Hab noch vergessen: Meinen allerhöchsten Respekt Hansi zu der Rolle!
Zuletzt geändert von fliafi am Fr 23. Mär 2007, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
Helmut

Beitrag von Helmut »

Schweizer Angler hat geschrieben:
Mal was anderes;



1.Nun aber mal allgemein etwas ketzerisches - wieso sucht man immer nach den leichtesten rollen? was soll das bringen?

..............

2. die ruten werden durch zu leichte rollen extrem kopflastig, oder durch zuleichte rollen (eher der fall) extrem schwanzlastig
Wie wär´s mit folgendem Argument:

zu 1.Weil man beim Zupffischen mit leichten Gerät auf die Dauer ermüdungsfreier Fischen kann :!:

zu 2. Bei einer guten Felchen Zupfrute lässt sich das durch Schieberinge verhindern :!:
Benutzeravatar
Martin
Fischerforum Cheffe
Beiträge: 1772
Registriert: Sa 26. Aug 2006, 13:12
Meine Gewässer: Birs (BE/SO), Lüssel, Lützel, Chastelbach, etc.
Wohnort: Zullwil
Has thanked: 8 times
Been thanked: 56 times
Kontaktdaten:
Switzerland

Beitrag von Martin »

@Helmut

Das sind genau meine Gedanken ;-)
Gruss Martin

Es ist mir egal wie dein Vater heisst, solange ich hier angle geht niemand übers Wasser
hansi_f

Beitrag von hansi_f »

Zuerst mal Danke für das Lob.


wan gest in serie?


Des werd leida vorerst nix, habe zurzeit keine geeigneten Möglichkeiten weitere Rolle zu fertigen.

Die einzige Möglichkeit wäre noch die Fertigung zu vergeben, da wirds dann aber mitm Preis glaub i ned so ganz funktionieren. Da müsste man schon in größeren Stückzahlen produzieren.


Ich persönlich habe die Einstellung, dass wenn ich etwas herstelle, dann muss es möglichst "perfekt" sein, heisst das optimum herausholen. Das muss bei dieser Arbeit ja nicht unbedingt das gesparte Gewicht sein, kann aber.


Die selbe Einstellung habe ich auch, entweder ich mache was ganz oder garnicht. Und bei dieser Rolle war mein Ziel, das mir möglichste an Gewicht herrauszuholen. Was mir hier gelungen ist.



die ruten werden durch zu leichte rollen extrem kopflastig, oder durch zuleichte rollen (eher der fall) extrem schwanzlastig.


Da gebe ich dir schon recht. Aber meine Renkenrute (Shimano Beastmaster Coregone) hat ein verschiebaren Rollenhalter und somit kann man die Rolle in die optimale Position bringen. Meine Kombi ist fast perfekt ausbalanciert. Sie ist leicht kopflastig, aber das habe ich gerne so.

Zum anderen ist gerade beim Renkenfischen, wenn man die Rute den ganzen Tag in der Hand hat, jedes Gramm Ersparniss (bei mir von 225g auf 88g) eine Erleichterung. Auch wenn man vll das eine Gramm hin oder her (ob jetz die Rolle 80g oder 100g hat) nicht merkt, ist es für mich einfach ein gutes Gefühl mit so einer leichten Rolle zu fischen.



Gruß



Hansi
GsusFreaK

Beitrag von GsusFreaK »

Gratulation zu der super Rolle!
Benutzeravatar
walterone
Beiträge: 599
Registriert: Di 24. Okt 2006, 21:08
Meine Gewässer: südosten des neuenburgersees
Wohnort: dreiseenland cudrefin
Has thanked: 1 time
Switzerland

Beitrag von walterone »

ein wahres schmuckstück hast du dir da gebaut. kompliment die sieht spitzenmässig aus.
ein petri vom neuenburgersee
Benutzeravatar
Uwe
Fischerforum Ehrenmitglied
Beiträge: 1506
Registriert: Mi 13. Sep 2006, 19:10
Meine Gewässer: Neuenburgersee /Bielersee - eigentlich überall
Wohnort: Erlach
Has thanked: 60 times
Been thanked: 12 times
Kontaktdaten:
Germany

Beitrag von Uwe »

Hansi,



Respekt



Gratuliere Dir zu Deiner neuen, vor allen Dingen selbst hergestellten Rolle :!: :!: :!:



Da kannst Du mächtig stolz drauf sein :up: :up:



Werde sie beim Treffen sicher mal genau unter die Lupe nehmen :wink:
Gruss Uwe
Eine Seeforelle zu fangen ist wie ein wunderschöner Sonnenuntergang. Man kann es nicht beschreiben, man muss es erlebt haben.
Antworten

Zurück zu „Ruten, Rollen und Zubehör zum Gambe/Hegenefischen“