Wasserpest (Elodea)

Fragen und Antworten zum Thema: Der Fisch in seiner natürlichen Umgebung Verhalten, Habitat, Nahrung und Besatzmassnahmen/Bewirtschaftung.
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Rolf
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Wasserpest (Elodea)

Beitrag von Rolf »

Hallo Freunde,

wem ist es nicht auch schon aufgefallen, es hat Kraut im Wasser bis zum abwinken. In vielen Häfen wäre ohne den Einsatz vom Betreiber praktisch mit dem Motor kein Durchkommen mehr möglich. An vielen Stellen ist die Uferfischerei stark eingeschränkt und kann zum Teil schon gar nicht mehr betrieben werden. Mich hat das interessiert und ich habe mich erkundigt, was es damit auf sich hat. Im folgenden Bericht ist nachzulesen von was für einem Kraut wir hier sprechen, woher es kommt, wie es sich verbreitet, sowie die Vor- und Nachteile die damit verbunden sind.


Wasserpest (Elodea)

Die Wasserpflanzen Gattung Wasserpest (Elodea) gehört zur Familie der Froschbissgewächse und umfasst zwölf Arten. Verwandte Arten aus derselben Pflanzenfamilie sind unter anderem Krebsschere und Froschbiss. Ihre grünen, biegsamen Stängel, die im Abstand von wenigen Millimetern quirlig mit zumeist drei bis vier länglichen Blättern besetzt sind, können je nach Art bis zu drei Meter lang werden. Sie sind mit feinen dünnen Wurzeln im Boden verankert und verbreiten sich dort kriechend aus. Bei den Wasserpest Arten gibt es männliche und weibliche Pflanzen.

In Mitteleuropa kommen folgende weiteren Arten vor: die Argentinische Wasserpest, die Schmalblättrige Wasserpest, sowie die Kanadische Wasserpest. Alle diese Arten sind Neophyten in Europa. Sie stammen ursprünglich aus Nordamerika und Südamerika Ihre Ausbreitung und Ansiedlung in Europa wurde durch gezielte Aussetzungen (beispielsweise durch Aquarienhalter) begünstigt und unter anderem durch Verschleppung über die Schifffahrt und durch Wasservögel weiter gefördert. Die nordamerikanischen Arten, die in Europa vergleichbare klimatische Bedingungen vorfinden wie in ihrer Heimat, haben sich hier seit Mitte des 19. Jahrhunderts beziehungsweise in den letzten Jahrzehnten rasant ausgebreitet und zählen inzwischen zum gängigen Arteninventar vieler Teiche, Seen und Gewässer.

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Die Wasserpest Arten gedeihen besonders in sommerwarmen, nährstoffreichen, aber nicht übermässig belasteten, stehenden oder langsam fliessenden Gewässern mit sandig-schlammigem Grund besonders gut aus. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, indem sie schnell regelrechte Unterwasserwälder ausbildet. Während die Kanadische Wasserpest schon länger in der Schweiz und darüber hinaus verbreitet ist, wurde die Schmalblättrige Wasserpest gegen Ende der 1980er-Jahre erst regional bekannt, hat sich seitdem aber stark weiter ausgebreitet.

Die Pflanze vermehrt sich ausschliesslich durch das Abbrechen und Weiterwachsen der brüchigen Stängel. Jedes abgetrennte Fragment ist sofort unabhängig und selbständig und entwickelt sich in kurzer Zeit zu einer kompletten Pflanze. Im Herbst bildet die Wasserpest Winterknospen aus, die jeweils aus einem Paket dichter Blätter und Blattanlagen bestehen. Sie wachsen im nachfolgenden Frühling zu neuen Pflanzen.

Die starke und schnelle, fast explosionsartige Wachstums- und Ausbreitungsfähigkeit der Wasserpest ist in Europa also schon lange bekannt, auch im Bielersee und Zihlkanal. Inzwischen ist die Kanadische Wasserpest aber wieder zurückgegangen und bildet kaum noch Massenbestände. Dagegen verursacht die Schmalblättrige Wasserpest zunehmend Probleme. Sie behindert durch ihr Massenvorkommen Wasserwirtschaft (Verstopfen von Laufwasserkraftwerken und Schleusen), Schifffahrt, Wassersport und Fischerei. Das zuständige Amt (Stadt Biel) reduziert dort die Bestände mittlerweile regelmässig mit eigenen Mähbooten (genannt: Seekuh).

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Problematisch ist das herbstliche Absterben der Pflanzen, deren Übermenge an Biomasse zum Umkippen von Gewässern führen kann. Mittlerweile haben sich viele Bestände jedoch auf ein moderateres Mass eingependelt, weil u. a. heimische Fadenwürmer ihre Knospen fressen und sie dadurch im Wachstum begrenzen. Als positive Eigenschaft ist die starke photosynthetische Aktivität zu nennen, die bei Sonneneinstrahlung anhand perlschnurartig aufsteigender Luftbläschen gut sichtbar ist. Ihre vergleichsweise hohe Sauerstoff - Produktionsrate kann ein Gewässer deutlich beleben. Auch bieten die dichten Unterwasserwälder Fischen und anderen Wassertieren Unterschlupf und Eiablageplätze. Die Pflanze hat einen hohen Nährwert – die Trockensubstanz enthält 18 % Eiweiss, 42 % Stärke und 2,5 % Fett –, weshalb sie früher sogar als Viehfutter empfohlen wurde. Heutzutage werden sie vorwiegen kompostiert, wobei auch hier die Frage nach dem ökologischen Sinn dahinter gestellt werden muss, da z.B. schon von der Ernte hin bis zu den Transporten Energie (Treibstoffe) verbraucht werden. Die Pflanze ist nach neuesten Untersuchungen sogar geeignet, ein Gewässer zu entseuchen, da sie radioaktives Kobalt speichert. Durch eine gezielte Entfernung der Pflanze kann daher der Kobaltgehalt eines Gewässers deutlich reduziert werden.


„Das grüne Gespenst“ Der Dichter Hermann Löns schrieb bereits am 9. Oktober 1910 im Hannoverschen Tageblatt über die Kanadische Wasserpest:

„Es erhub sich überall ein schreckliches Heulen und Zähneklappern, denn der Tag schien nicht mehr fern, da alle Binnengewässer Europas bis zum Rande mit dem Kraute gefüllt waren, so dass kein Schiff mehr fahren, kein Mensch mehr baden, keine Ente mehr gründeln und kein Fisch mehr schwimmen konnte ....“

Nach dem Volksglauben soll die Pflanze alle sieben Jahre weiterziehen.

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Anhand der Datenerhebung der Stadt Biel in den vergangenen 5 Jahren kann man gut erkennen, dass kein Jahr dieselben Mengen der Wasserpest aufweist. Es sind wie immer in de Natur verschiedene Faktoren dafür verantwortlich: z.B. wie klar das Wasser ist, wie kalt oder warm es ist, sowie die Strömungsverhältnisse, die für die Verbreitung verantwortlich zeichnet.

Der angegebene Aufwand in Stunden definiert den Einsatz der Mähboote (Seekuh)

Der angegebene Aufwand in Kubikmeter der des entnommenen Materials

Gewässer: Bielersee / Zihlkanal


2003

270 Stunden – 270 Kubikmeter


2004

216 Stunden – 550 Kubikmeter


2005

275 Stunden – 1022 Kubikmeter


2006

217 Stunden – 1197 Kubikmeter


2007

99 Stunden – 300 Kubikmeter




Ich Danke Herr Pauli von der Stadt Biel für diese sehr interessanten Informationen!


Quellenangaben: Wikipedia / Wasserpest
Gruss Rolf

Rettet die Würmer, fischt mit der Nymphe!
Lahnfischer

Beitrag von Lahnfischer »

Danke für den aufschlußreichen Bericht,

diese Pest haben wir flächendeckend an einem unserer Vereinsteiche, dem Seeweiher und dadurch ist dieser nur wenig Wochen im Frühjahr und dann ab dem späten Herbst wirklich befischbar. Allerdings ist auch der Hechtbestand entsprechend hoch... :lol:
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