Neue Fischarten im Thunersee entdeckt

[helix]

Moin zäme, zur Info:

Letzte Woche wurden im Thunersee im Zusammenhang mit dem "Projet lac" Untersuchungen durchgeführt, wo mit Netzen an verschiedenen Stellen bis auf über 200 Meter Tiefe gefischt wurde. Dabei hat man auf 200 Metern Tiefe eine bisher nicht beschriebene, "neue" Groppenart (mit viel kleineren Augen) entdeckt. Ausserdem hatten die Forscher mindestens vier verschiedene Saiblingsarten in den Netzen. Sowas hat bisher nur in einem See in Island entdeckt. Die gefundenen Fische werden nun genetisch untersucht und dann werden die "neuen" Arten klassifiziert.



Höchst interessant und erfreulich, zu sehen, wie schnell die Evolution funktionieren kann und wie gross die Artendiversität im Thunersee ist, denn diesen See gibt es erst seit 12000 Jahren und bereits haben sich neben den bekannten Felchenarten weitere andere Arten entwickelt.

Auch im oftmals als "fischleer" bezeichneten Brienzersee gibt es eine grosse Artenvielfalt und gemäss den Wissenschaftern (O. Seehausen) ist der Brienzersee der felchenreichste See der Schweiz:

... es gibt in keinem See der Schweiz so viele Felchen wie im Brienzersee.

Edit, soeben ist der Bericht online: http://www.bernerzeitung.ch/region/thun ... y/12220981 , lesenswert!

Der Bericht ist topaktuell und ich habe noch nirgens einen Online-Beitrag dazu gefunden. Sobald dieser verfügbar ist, werde ich den ganzen Bericht hier einstellen.

[ChristianK.]

Merci für den sehr interessanten Bericht!

[gonefishing]

Sehr interessanter Bericht!

Ich habe mich schon oft gefragt was da unten wohl alles rumschwimmt wenn ich die grossen Fischschwärme in über 150m Tiefe auf dem Echolot gesehen habe.

[ChristianK.]

Ich finde es faszinierend das nicht nur in den Riffen und Urwäldern dieser Erde neue Arten entdeckt werden, sondern auch vor unserer eigenen, vermeintlich, gut erforschten Haustüre!!!

[helix]

Vor allem über das Leben in den grossen Tiefen unserer Seen (200m+) weiss man noch sehr wenig Bescheid und ich bin mir sicher, dass da unten noch wesentlich mehr abgeht! Wenn da Groppen, Zwergfelchen, Saiblinge etc. vorkommen, werden auch grössere Räuber nicht weit weg sein und folglich auch kleinere Lebewesen, welche ohne Licht auskommen, müssen vorhanden sein. Von einem Berufsfischer, welcher seine Netze auch schon in solchen Tiefen setzte, weiss ich schon länger, dass es da unten nicht leblos ist

[gstar]

Danke fürs reinstellen!
Echt interessant, dass es immer noch Arten gibt von denen wir nichts wissen. Noch dazu direkt vor der Haustür!

Das ganze würde mich mal für den Genfer See gerne wissen, der ist ja noch mal 100m tiefer und 3.000 Jahre älter

[thymallus]

spannende sache diese funde aus dem thunersee! da bin ich aber mal gespannt, ob die verschiedenen saiblingsformen auch tatsächlich genetische unterschiede zeigen...
danke für's teilen, petsch!

[Rolandus]

Vielen Dank für die Infos.
Ist ja spannend. Da sagt der eine Wissenschafter, dass es nirgends so viele Flechen gibt, wie im Brienzersee. Und die Fischer wie auch gewissen Politiker fordern den Einlass von salopp gesagt Dünger, weil's scheinbar zu wenig Fisch hat.....

Warten wir mal ab, bis man Nachkommen vom Beatus-Drachen findet. Das gäbe noch ein paar Touristen mehr am Thun(d)ersee

[helix]

Fischer wie auch gewissen Politiker fordern den Einlass von salopp gesagt Dünger,

Diese Vorstösse wurden vom Parlament und BR in aller Deutlichkeit abgeschmettert (zweimal). Somit dürfte diese Thematik zumindest für den Brienzersee endgültig vom Tisch sein. Vielleicht wird es aber ein solches Projekt irgendeinmal an einem andern Schweizer See geben...

[Loup]

Mich erstaunen die kleinen Augen. Ist es nicht so, dass zb Felchen aus der Tiefe eher grössere Augen haben?

[astacus]

Mich erstaunen die kleinen Augen. Ist es nicht so, dass zb Felchen aus der Tiefe eher grössere Augen haben?

Ja, wenn die Fische sie brauchen. Einige Lebewesen der Tiefenzonen benützen den Sehsinn aber kaum mehr, weshalb er sich auch zurückbilden kann. Dies könnte hier möglicherweise der Fall sein.

Zur Phosphat-Düngungs-Diskussion: Jeder Ökologe ist sich eigentlich der Tatsache bewusst, dass auf un- oder nur wenig gedüngten Trocken- und Magerwiesen und -weiden eine weit grössere Artenvielfalt vorherrscht als auf überdüngten Fettwiesen. Nährstoffarmut begünstigt die Spezialisierung und damit die Artenvielfalt. Das ist bei Seen offensichtlich nicht anders.

[helix]

@Loup, das mit den grossen Augen bei Zwergfelchen aus der Tiefe stimmt und hat möglicherweise mit dem geringen Wachstum zu tun. Bei vielen Fischen, die sehr langsam wachsen, entwickelt sich die Grösse der Augen überproportional, d.h. sie wachsen schneller als der Körper. Dies sieht man auch oft in der Aquaristik, bei Fischen, die schlecht abgewachsen sind, dass die Augen im Vergleich zum übrigen Körper zu gross sind.

Die andere These (die wahrscheinlichere) für die grossen Augen ist aber, dass der Sehsinn für die Nahrungsaufnahme bei Felchen eben sehr wichtig ist (kleine Planktonnahrumg), da sie keine Barteln oder sonst ausgeprägte "Riechsinne" haben (wie z.B. Wels, Groppe, Trüsche etc.). Da die Lichtverhältnisse da unten beschränkt sind, haben sich im Laufe der Evolution und der Besiedelung dieser Tiefen, die Augen stärker entwickelt, was sich in Form von grösseren Augen (mehr lichtempfindliche Zellen) zeigt.

Evtl. finde ich noch Pics, die den Grössenvergleich der Augen von Zwergfelchen (meistens in der Tiefe lebend) gegenüber anderen Felchenformen/-arten aufzeigen.

[helix]

Hier noch der (Augengrösse-)Vergleich zwischen versch. Felchenarten aus dem selben See:


Tiefenfelchen mit markant grossen Augen!


Eine andere Felchenart mit im Verhältnis zur Körpergrösse wesentlich kleineren Augen


Und hier nochmals eine Kleinfelchenart (aus dem Schlund einer Sefo aus der Tiefe) mit grossen Augen.

[Rolf]

Viele tolle Infos und gute Bilder, super!

Danke Pesche - von Fischer für Fischer.

[Loup]

astacus und helix
Danke für eure Inputs. Interessante Sache, das ganze.
helix, dein letztes Bild lässt mein Herz höher schlagen.