Aeschen mit Pilzerkrankung?

Fragen und Antworten zum Thema: Der Fisch in seiner natürlichen Umgebung Verhalten, Habitat, Nahrung und Besatzmassnahmen/Bewirtschaftung.
Antworten
Benutzeravatar
Rolandus
Beiträge: 1203
Registriert: Mo 13. Sep 2010, 09:02
Meine Gewässer: Wohlensee, Aare, Schwarzwasser, Emme, Zihlkanal
Wohnort: Bern
Has thanked: 12 times
Been thanked: 26 times
Ecuador

Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Rolandus »

Liebe Fischer/-innen

Gestern in Bern auf dem Familienspaziergang - ohne Rute :-( sahen wir ziemlich viele Aeschen, angfangen bei Bärenpark, ja genau oberhalb der Nydeggbrücke. Da tummelte sich eine min 40er in einem tiefen GUmpen hinter einem grossen Stein rum, nicht weit davon noch eine. Dann am rechten Ufer oberhalb dem Rest. Schwellemätteli sahen wir noch drei Stück, zwei davon unter einem Pontonierboot. Auf der andern Seite beim Kanal (fischen vorboten!) ca. 10 dicke Barben und weitere 4-5 Aeschen. Alle gesichteten Aeschen hatten, bis auf eine, eine weisse Nase und gegen den Schwanz hinten weisse Flecken. Das sah aus wie ein Plizbelag, aber natürlich schwierig zu beurteilen durchs Wasser hindurch.

Kann mir jemand sagen, was das ist?
Haben die Aeschen tatsächlich Pilzbefall?
Wenn ja, werden die das überleben?

Hab hier einen Artikel gefunden, könnte es mit zu warem Wasser zusammenhängen?
Wasser hats ja eben da bei der Aareimmer genug.
http://www.petri-heil.ch/magazin/fische ... 01671.html

Danke Rolandus
ROLANDUS
________________
"So Long, and Thanks For All the Fish"
Schweizer Angler

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Schweizer Angler »

ja ist möglich.
es mehren sich - wenn auch noch vereinzelt - fälle von pilzerkrankungen bei fischen.
zumindest im vergleich zu ähnlichen fällen aus den vorjahren, könnte das klima/die aktuell wetterlage schuld sein. wir haben extreme trockenheit, (mit bächen die schon jetzt anders als üblicherweise ca. juli/august, kein wasser mehr führen). der knappe wasserstand mit für die jahreszeit auch höheren temperaturen aber vorallem viel sonneneinstrahlung, fördert überall das algenwachstum und auch die für pilzerkrankungen möglichen sporenbildungen

AUF JEDEN FALL SOLL MAN BEI VERDACHT AUF MASSEN-VERPILZUNG (mehrere Fische gleichzeitig) DAS FISCHEREIEINSPEKTORAT VERSTÄNDIGEN (GEHT AUCH PER EMAIL) info.fi(at)vol.be.ch. mit genauer Angabe über den Zeitpunkt und Ort der Beobachtung, wenn möglich auch mit Handy- oder Digicam-Foto

gruss

sa
Benutzeravatar
astacus
Fischerforum Moderator
Beiträge: 2074
Registriert: Mo 18. Feb 2008, 22:17
Meine Gewässer: Aare und Emme im Kt. SO, div. Pachtgewässer
Wohnort: Region Solothurn
Has thanked: 2 times
Been thanked: 81 times
Kontaktdaten:
Switzerland

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von astacus »

Rolandus hat geschrieben:Kann mir jemand sagen, was das ist?
Haben die Aeschen tatsächlich Pilzbefall?
eine ferndiagnose ist immer schwierig und nur mit vorbehalten möglich, erst recht ohne bilder. eine pilzerkrankung ist aber sicher möglich.

Rolandus hat geschrieben:Wenn ja, werden die das überleben?
das ist möglich, hängt aber von vielen faktoren ab. z.b. von der allgemeinen grundkondition der fische, der art des erregers, der umgebung, etc.. auch hier ist eine ferndiagnose schwierig.

Rolandus hat geschrieben:Hab hier einen Artikel gefunden, könnte es mit zu warem Wasser zusammenhängen?
wohl kaum. die wassertemperaturen der aare bei bern lagen in den letzten tagen immer so zwischen 8 und 11°C. das ist normal für diese jahreszeit und liegt - wenn überhaupt - nur ganz leicht über dem langjährigen mittel (man vergleiche dazu die wassertemperaturen mitte april der letzten jahre). dieser temperaturbereich ist für die äsche zudem keinesfalls problematisch, der optimumsbereich für die äsche liegt zwischen 4 und 18°C, erst darüber beginnt der kritische bereich.

zu dieser jahreszeit würde ich pilzbefall bei äschen v.a. auf die laichzeit zurück führen. die laichzeit sorgt für eine starke körperliche auszehrung der fische und für verletzungen (laichgruben schlagen und verteidigen). eine schlechtere kondition und verletzungen der schleimschicht begünstigen pilzerkrankungen.
FISCHEN hat von Natur aus etwas mit ESSEN zu tun Bild
Schweizer Angler

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Schweizer Angler »

mit macht der komemnde mai und dann sommer mehr sorgen - wird dieser auch so furztrocken wie es jetzt ist, respektive bleibts so, wirds für die fische schwierig (analog 2003). erste bäche sind im emmental schon trockengefallen oder stehen kurz davor. sogenannte not-abfischungen (umsetzen in die oberen quellgebiete wo es mehr wasser hat oder in benachbarte bäche wo es mehr wasser hat) können so schon bald nötig sein.
auch in deutschland hat es aufgrund der trockenheit unterdessen schon fischsterben gegeben, auch wenn vorwiegend in stehenden gewässern.

eine kartenübersicht über den doch langsam sorgen machenden wasserstand einiger ch-gewässer(vorwiegend im mittland) gibts hier;

http://www.hydrodaten.admin.ch/d/alkarte_inter.htm



gruss

sa
Benutzeravatar
astacus
Fischerforum Moderator
Beiträge: 2074
Registriert: Mo 18. Feb 2008, 22:17
Meine Gewässer: Aare und Emme im Kt. SO, div. Pachtgewässer
Wohnort: Region Solothurn
Has thanked: 2 times
Been thanked: 81 times
Kontaktdaten:
Switzerland

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von astacus »

ja, die trockenheit dürfte dieses jahr wieder einmal zu einem grossen problem werden. wie du sagst ist es bereits jetzt extrem trocken und die prognosen lassen darauf schliessen, dass der ganze sommer ebenfalls verhältnismässig trocken wird. zumindest die temperaturen sind wie gesagt bisher aber noch nicht problematisch, sondern noch im rahmen. klar, im sommer kanns aber anders werden.
FISCHEN hat von Natur aus etwas mit ESSEN zu tun Bild
Benutzeravatar
helix
Beiträge: 1245
Registriert: Di 28. Sep 2010, 18:15
Meine Gewässer: Berner Oberland
Been thanked: 2 times
Switzerland

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von helix »

Rolandus, deine Beobachtung ist in meinen Augen durchaus ernst zu nehmen und ich würde wie bereits von SA erwähnt, deine Beobachtungen unbedingt dem FI melden!

Pilzbefall bei Fischen ist immer eine Sekundärinfektion, d.h. die Sporen des Wasserschimmels können nur auf Verletzungen oder sonstigen beeinträchtigten Fischen wachsen. Wenn nach der Laichzeit das Abwehrsystem der Fische etwas geschwächt ist, können solche Pilze vermehrt auftreten und die Fischkörper besiedeln. Dass du allerdings gerade mehrere Äschen mit Pilzbefall beobachten konntest, erstaunt mich derweil schon und gibt Anlass zur Sorge. Nur wenige Fische können einen Pilzbefall überleben und dieser führt fast immer zum Tod der Tiere! Ist es bei diesen Äschen wirklich ein Pilz (muss nicht zwingend sein, könnte auch bakterieller Befall oder sonstige parasitäre Lebewesen), sind die Körper befallen, wuchert das Myzel im ganzen Fisch und nur Medikamente (wird v.a. in Fischzuchten gebraucht) könnten den Pilz abtöten. In der Natur ist dies wohl das Todesurteil, die Äschen würden kaum überleben und aufgrund deiner Erläuterung ist das Stadium (Befall) bereits fortgeschritten.

Evtl. könnte es aufgrund des dreijahrigen Moratoriums heuer besonders viele geschwächte und alte Tiere in der Aare haben, welche natürlich besonders leicht von Pilzen befallen werden können. Dennoch könnten auch abiotische Faktoren wie Wetter, erhöhte Temperaturen in Seen und Flüssen, verfrühte Vegetation etc., die Entwicklung der Wasserpilze fördern.

Gruss
helix
Bild
Gruess helix
Benutzeravatar
Rolandus
Beiträge: 1203
Registriert: Mo 13. Sep 2010, 09:02
Meine Gewässer: Wohlensee, Aare, Schwarzwasser, Emme, Zihlkanal
Wohnort: Bern
Has thanked: 12 times
Been thanked: 26 times
Ecuador

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Rolandus »

OK, danke allen.
Hab eben dem Fischereiinspektorat geschrieben.

Apropos Belastung von Fischen mit unserem Zivilisationsdreck - da gibt es ja schon etliche threads:
Ich fand in der Coop-Zeitung einen interessanten Artikel über Thomas Niederer, der zusammen mit 17 andern Tauchern, freiwillig und mit viel Engagement Seen von Müll befreit (zur Zeit vor allem 4-Waltstättersee und schon an die 10 Tonnen!!).

Wenn ich tauchen könnte, würde ich in unserem Kanton auch eine solche Gruppe ins Leben rufen.
Die Fische und auch wir danken dem Thomas und seinen Kollegen herzlich!

Man sollte sehr hohe Strafen für "Littering" einführen. Einfach so mit Absicht ein Velo, eine Autobatterie oder Müllsäcke oder auch industriellen Müll in Gewässer schmeissen, sollte man mit mindestens 10'000.- berappen müssen !!!

Rolandus :doc:
ROLANDUS
________________
"So Long, and Thanks For All the Fish"
ventris

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von ventris »

Man sollte sehr hohe Strafen für "Littering" einführen. Einfach so mit Absicht ein Velo, eine Autobatterie oder Müllsäcke oder auch industriellen Müll in Gewässer schmeissen, sollte man mit mindestens 10'000.- berappen müssen !!!
Dito! War gestern in der Emme (Kirchberg-Burgdorf) unterwegs und habe 5 Velos, z.T neue Mountainbikes aus dem Bachbett "geborgen".
Benutzeravatar
astacus
Fischerforum Moderator
Beiträge: 2074
Registriert: Mo 18. Feb 2008, 22:17
Meine Gewässer: Aare und Emme im Kt. SO, div. Pachtgewässer
Wohnort: Region Solothurn
Has thanked: 2 times
Been thanked: 81 times
Kontaktdaten:
Switzerland

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von astacus »

aus interesse und weil man ja über die mittagspause sonst nichts zu tun hat ( :roll: ), war ich heute über den mittag an der berner aare unterwegs und habe mir die situation mal selbst angeschaut. ich war allerdings etwas weiter unten (bremgarten bis worblaufen). ich habe insgesamt einige dutzend äschen gezählt (dazu noch einige barben und alet), sowohl junge wie auch ältere exemplare. bei einem teil davon (deutlich weniger als die hälfte) waren weisse flecken auszumachen, die ich aus der distanz als pilz ansprechen würde. befallen waren primär extremitäten, konkret der maulbereich und teilweise einzelne flossen (fett- und afterflossen). die befallenen fische machten einen ebenso vitalen eindruck wie die nicht befallenen. verhaltensauffälligkeiten waren nicht festzustellen.

ventris hat geschrieben:Dito! War gestern in der Emme (Kirchberg-Burgdorf) unterwegs und habe 5 Velos, z.T neue Mountainbikes aus dem Bachbett "geborgen".
so besorge ich mir jedes jahr ein neues bahnhofs-velo :mrgreen:
FISCHEN hat von Natur aus etwas mit ESSEN zu tun Bild
Zueli

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Zueli »

war heute Abend an der Emme bei Hasle-Rüegsau etwas oberhalb der Brücke Richtung Rüegsauschachen.

ich watete dort dem Ufer entlang u auf einmal schwamm eine ca. 30er BaFo direkt neben mir. Sie war am Kopf starkt von Pilz befallen (weisse Wucherungen). Sie machte auch gar keinen gesunden Eindruck. Bewegte sich kaum weg von mir auch wenn ich einen Schritt in ihre Richtung machte. Hätte sie wahrscheinlich fast keschern können.

Ich weis nicht ob es sich hierbei lediglich um einen Einzelfall handelt? Wer hat schon ähnliches an der Emme beobachtet und wäre eine Meldung an das FI ebenfalls sinnvoll?

Merci u Petri an alle
Soturi

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Soturi »

Samstag hatte ich beim Campagna eine BaFo mit weisser Nase dran. Etwa einen Meter vor dem Kescher machte sie einen eleganten Luftsprung und war weg. Heute Montag war ich beim Tierpark und habe aus kürzester Entfernung eine ca. 35 cm grosse Aesche beobachten können, welche vor der Schwanzflosse auch pilzbefallen war.

lg
Dänu
Schweizer Angler

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Schweizer Angler »

hallo zueli

ein "einzelfall" ist i.d.r keine meldung "wert", da ich aber im einzugsgebiet der emme in einem privatgeässer ebenfalls und ne menge verpilzte bafos gesichtet (und mit fotos gemeldet habe), würde ich dein fall wohl auch melden. vielleicht trägts für die experten zu einem "gesamtbild" bei.

gruss

sa
Zueli

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Zueli »

Schweizer Angler hat geschrieben:hallo zueli

ein "einzelfall" ist i.d.r keine meldung "wert", da ich aber im einzugsgebiet der emme in einem privatgeässer ebenfalls und ne menge verpilzte bafos gesichtet (und mit fotos gemeldet habe), würde ich dein fall wohl auch melden. vielleicht trägts für die experten zu einem "gesamtbild" bei.

gruss

sa
hoi sa

danke für dein feedback. werde meine beobachtungen dem fi mitteilen.

greez
Benutzeravatar
Rolandus
Beiträge: 1203
Registriert: Mo 13. Sep 2010, 09:02
Meine Gewässer: Wohlensee, Aare, Schwarzwasser, Emme, Zihlkanal
Wohnort: Bern
Has thanked: 12 times
Been thanked: 26 times
Ecuador

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Rolandus »

Hoi zäme

Habe Antwort vom FI erhalten.
Das tönt so. Hab den Input da verdankt.

"Wir befinden uns in der Zeit des auslaufenden Laichgeschäftes der Äschen im Aaresystem. Die vergangenen Wochen waren witterungs- und abflussbedingt ausserordentlich. Tiefe Wasserstände, lange und ausgeprägte Sonnentage mit äusserst klaren Sichtbedingungen sowie bereits relativ hohe Wassertemperaturen prägten diese Frühlingszeit ohne Regen- oder Schmelzwasser. Für die beobachteten Verpilzungen zeichnet sich voraussichtlich ein Erreger verantwortlich, der fast in jedem Wasser (belastet oder unbelastet) vorhanden ist (Saprolegnia sp.). Bei steigenden Wassertemperaturen steigert sich hingegen auch die Pilzentwicklung. Diese ist in jedem Fall eine sog. Sekundärerkrankung und kommt bei Salmoniden hauptsächlich nach dem Laichgeschäft vor (Milchner mehr betroffen als Rogner). Meistens geht der Infektion eine Schädigung der Schleimhaut voraus. Bei Kieslaichnern befinden sich die hauptsächlich betroffenen Körperstellen in der Kopf- sowie Schwanzregion. Da sich, wie Sie richtig beobachtet haben, zurzeit als Folge des Moratoriums, auffällig grosse Äschenbestände entwickeln konnten, darf davon ausgegangen werden, dass auch die Zahl der konditionsgeschwächten und verpilzten Laichäschen zugenommen hat. Die befallenen Tiere suchen Schutz in strömungsarmen Stellen, driften im Extremfall ab und/oder sterben. Ebenfalls ist verständlich, dass kranke und geschwächte Fische leichter Beute von Raubtieren oder Vögeln werden."

Gruess
Rolandus
ROLANDUS
________________
"So Long, and Thanks For All the Fish"
Schweizer Angler

Re: Aeschen mit Pilzerkrankung?

Beitrag von Schweizer Angler »

danke für die info rolandus

gruss

sa
Antworten

Zurück zu „Fischbiologie“