Die Felche / Renke

Interessantes und wissenswertes zum Thema Fisch.
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Helmut

Die Felche / Renke

Beitrag von Helmut »

Die Felche / Renke


Die Felchen / Renken gehören zu den Coregonen.Die bekanntesten Arten sind: Kleine Maräne, kleine Bodenrenke, große Bodenrenke , große Schwebrenke, kleine Schwebrenke und die Peledmaräne. Bei den Felchen gibt es viele örtliche Unterarten und um bei dieser Vielfalt nicht den Überblick zu verlieren unterscheiden wir in zwei Gruppen.


Die Schwebefelchen und die Bodenfelchen.

Da sich die Schwebfelchen von kleinsten Organismen (Plankton) ernährt und die Bodenfelchen größere Nahrung zu sich nehmen (Nymphen, Würmer und Fischlaich/Brut) unterscheidet man sie am einfachsten an den Kiemen. Der Fischer kann an der Anzahl und Länge der Kiemenreusendornen Schwebfelchen oder Bodenfelchen unterscheiden. Die Kiemenreusendornen bei den Planktonfressern (Schwebfelchen) sind länger und dichter um das Plankton herauszufiltern. Mit den drei übereinander liegenden Kiemenbögen filtrieren die Felchen das Wasser, tierisches Plankton bleibt in den Reusendornen hängen und wird durch die Kehle in den Magen befördert. Mit Sicherheit bleiben auch Zuckmückenpuppen in diesen Dornen hängen und es ist wissenschaftlich belegt, dass Felchen gezielt Nymphen aus dem Plankton herauslesen.


Die Kiemenreusenapparate der Schweb- und Bodenfelchen

Schwebfelchen (Planktonfresser)

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Bodenfelchen (Raubfelche)

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Die Körpermerkmale der Felchen sind ein Silberglänzender, Langgestreckter, seitlich abgeflachter Körper. Sie haben einen spitzigen, kegelförmigen Kopf und eine tief eingekerbte Schwanzflosse. Ihre Seitenlinie ist vollständig. Zwischen Rücken- und Schwanzflosse besitzen sie eine Fettflosse. Die Mundöffnung ist klein und reicht höchstens bis zum vorderen Augenrand. Die Felchen haben kleine Zähne, bei einigen Arten sind diese jedoch völlig zurückgebildet. Durch die große Artenvielfalt der verschiedenen Populationen, ist es schwer die einzelnen Fische genau zu bestimmen. Dieses gelingt nur nach eingehenden Untersuchung im Labor.

In Mitteleuropa sind Felchen die "Brotfische" der Berufsfischer. Im Zuge der gestiegenen Nährstoffkonzentrationen in den Seen verbesserte sich die Ernährungssituation der Felchen. Gleichzeitig verschlechterten sich jedoch ihre Fortpflanzungsbedingungen, weil die sich auf dem Seegrund entwickelnden Eier aufgrund der niedrigen Sauerstoff-Konzentrationen abstarben. Deshalb werden heute Felchen in Brutanstalten künstlich ausgebrütet und mit frisch geschlüpften Larven oder mit Plankton gefüttert. Nach erfolgreicher Aufzucht werden die Jungfische in die Seen zurückgesetzt.

Die Felchen halten sich in mittleren und größeren Seen des Alpen und Voralpengebietes auf, wo sie sich im freien Wasser aufhält. Im Durchschnitt erreichen die Felchen eine Größe von 25-50 cm. In sehr nahrungsreichen Seen sind auch größere Fische möglich, jedoch kommt es auch auf die Art an die sich in diesem Gewässer befindet. Aber egal was für eine Größe der Fisch hat, Felchen gehören zu den hochwertigsten Speisefische im Süßwasser.


Ihr Lebensraum

Die Felchen waren einst nordische Fische. Sie sind mit der Grossen Schmelze Ende der letzten Eiszeit vom Norden her bis zu den Alpen gelangt. Gegen Süden stellten sich ihnen die Alpen als unüberwindliches Hindernis entgegen. Beim Zurückgehen des Eises blieben große Seenbecken übrig. Diese mit Süßwasser gefüllten Seenbecken bildeten den ursprünglichen Lebensraum unserer Felchen. Typische Felchenseen haben eine Größe von 200 ha bis hin zu riesigen Seenbecken wie dem Neuenburgersee 218 km2. Die Tiefe ist meist 30 m und mehr. Die Temperatur in diesen Tiefen bewegt sich meist um 2-6°C. Die großen Seen haben einen hohen Sauerstoffgehalt. Da durch künstlichen Besatz auch in kleineren Seen Felchen eingesetzt werden, kann man fast in jedem See auf diese Arten fischen.

Schweiz, Süddeutschland, Österreich und Skandinavien sind die Hauptfanggebiete der Felchen. Aber auch bis in den Sibirischen Seen sind Felchen zuhause. Ihre Verbreitung umfasst ca. zwei Drittel von Europa.


Ihre Nahrung

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Lange Zeit, hielt man den Fang von Felchen für nicht möglich. Man war der Meinung, sie seien reine Planktonfresser. Nach und nach stellte man durch Magenuntersuchungen fest, dass die Felchen auch gröbere Nahrung zu sich nahmen. Dieses war dann auch die Geburtsstunde der Gambe / Hegene, so das auch die Felchen für den Fischer zur fangbaren Beute wurden. Je nach Jahreszeit, stellen sich die Felchen auf die Nahrungsquelle der in Massen vorkommenden Mückenlarven ein. Grosse Bodenfelchen zeigen räuberische Aktivitäten und vergreifen sich am Laich und der Fischbrut. Die Felchen essen in der Regel Mückenlarven und deren Puppen und wenn es wärmer wird, stellen sie auf Plankton um. Da aber Plankton Lichtempfindlich ist, sinkt es am Tage zum Gewässergrund ab und so steigen unsere Chancen wieder mit der Gambe erfolgreich auf Felchen fischen zu können. Bei trüben Wetter und/ oder Wasser kann sich der Rückzug des Planktons aber auch verzögern. In sehr hellen Vollmondnächten ist aber dafür im Gegenzug auch in der Nacht noch eine erfolgreiche Felchenjagd möglich. In den Frühjahrs/Sommermonaten kommt es vor, dass die Felchen an der Wasseroberfläche Flugnahrung zu sich nehmen. An vielen Seen konnte man dieses Verhalten schon viele male beobachten. Die Felchen passen sich hervorragend ihrer Umgebung an, tritt vermehrt Plankton auf, ernähren sich die Felchen auch hauptsächlich davon. Mückenlarven, Puppen und Wasserasseln nehmen sie nur noch zu deren Schlupfzeiten.

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Das Verhalten der Felchen kann man aber nur als Richtlinie sehen und jeder Fischer muss seine eigenen Erfahrungen an seinem Gewässer machen. Hierbei spielen der Wind, Luftdruck und der Mond sehr oft einen entscheidenden Faktor. Die wichtigste Nahrung der Felchen sind Zuckmücken. Jeder Felchenfischer der einen Blick für die Natur und ihrer natürlichen Vorgänge hat, kennt das Bild. Die Mücken tanzen über den See und schwimmen nach ihrer Hochzeit erschöpft auf dem Wasser. Die Mücken (Zweiflügler) sind mit ca. 2800 Spezies, die artenreichsten geflügelten Insekten. Ihre Larven und Puppen sind zu gewissen Jahreszeiten die Hauptnahrung der Felchen und werden durch unsere Nymphen imitiert. Die Zuckmücken Arten zu bestimmen ist für einen Laien unmöglich und für uns Fischer auch nicht nötig. Der Stellenwert dieser Insekten als Fischnährtiere ist sehr hoch. Durch ihre Vielfalt und Menge sind sie aus dem Nahrungsangebot der Felchen und der Fische im Allgemeinen nicht wegzudenken. In den planktonarmen Jahreszeiten, sind sie die Hauptnahrung der Felchen. Die großen Bodenfelchen fressen gerne deren Larven.

Wenn es wärmer wird, ziehen die Felchen zur Nahrungsaufnahme in die flacheren Uferzonen. Der erfahrene Felchenfischer sucht speziell solche Stellen oder kennt die Zeiten wenn die Nymphen am häufigsten steigen. Auch Krautbänke wo vermehrt Wasserasseln und anderes kleines Wassergetier vorkommen sind dann sehr beliebte Standplätze.


Laichzeit

Ab Oktober wenn die Wassertemperatur unter 7 Grad gefallen ist beginnt die Laichzeit der Felchen. Da sie „Freilaicher“ sind werden die Eier einfach nur über kiesigen oder sandigen Grund abgegeben, von da an sind sie sich selbst überlassen.


Tipps zum finden und fangen von Felchen / Renken

Der bevorzugte Lebensraum der Renken befindet sich zwischen 4 und 18 Grad Wassertemperatur, weil hier der Sauerstoffgehalt des Wassers ziemlich hoch ist. Und wenn dazu noch Wasserbedingungen herrschen die keine oder nur wenig Trübung hervorrufen hat man eine solche Stelle gefunden wo sich die Renken gerne aufhalten. So ist es auch nicht überraschend wenn Renken im zeitigen Frühjahr zu Beginn der Saison in Wassertiefen unter 10 Meter anzutreffen sind, in höher gelegenen Seen wo die Wassertemperatur nicht oder nur selten die 18 Grad übersteigt lassen sich die Felchen fast das ganze Jahr über auch in seichten Gewässerabschnitten fangen. Bereiche in Seen wo Wassertrübungen herrschen kann man getrost „links“ liegen lassen egal durch was diese Trübungen entstanden sind, hier fühlen sich die Felchen nicht wohl und so meiden sie diese Plätze wenn es möglich ist.

Die richtige Felchensaison beginnt meist ab März wenn der Schnee geschmolzen und sich das Wasser langsam ein wenig erwärmt, obwohl schon ab 1. Januar gleich nach der Schonzeit die ersten süchtigen auf dem Wasser zu beobachten sind. Die Nymphen beginnen einfach erst jetzt zu steigen und die Felchen bekommen nach dem Winter wenn das Wasser ein, zwei Grad wärmer wird wieder richtig Hunger. April, Mai bis Anfang Juni und dann wieder ab September sind die Aussichtsreichsten Monate zur Felchenjagd. Natürlich heißt es auch hier wieder Ausnahmen bestätigen die Regel so das es sicherlich auch Gewässer gibt in denen man über die Sommermonate gut fangen kann, aber wie gesagt solche Gewässer sind nicht die Regel. Ein perfekter Tag zum Felchenfischen ist für mich ein bewölkter Tag im Mai wo sich der Luftdruck seit Tagen auf höheren gleichbleibenden Niveau eingefunden hat. An einen solchen Tag kann man zu fast 100% von einem Fangerfolg ausgehen.

Mit dem Wissen um die Vorgänge in der Natur macht Felchenfischen noch mehr Freude und erweitert unsere Beobachtungen am Gewässer und der Natur.


Ein Bericht von Felchenfischer (Rolf) und Helmut
Achim

Beitrag von Achim »

Halli



Ein sehr schöner und informativer Bericht, es hat sehr viel Spaß gemacht ihn zu lesen. Echt Geil. :up:



Gruß Achim
Salmoniformes

Beitrag von Salmoniformes »

ich habe null erfahrungen mit diesen fischen.



aber das macht richdig "gluschdig" auf felchen. vorallem die zusammenhänge in der ernährung der fische zu imitieren reitzt mich aussergewöhnlich stark



vielen dank :!:



LG Dave
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