Der Aal

Interessantes und wissenswertes zum Thema Fisch.
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Sascha

Der Aal

Beitrag von Sascha »

Der Aal

lat. Anguilla anguilla

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Ich werde diesen Beitrag in vier Teile unterteilen. Im ersten Teil werde ich euch die Lebensweise des Fisches etwas näher bringen. In einem zweiten Teil wird die bevorzugte Nahrung der Fische angesprochen um dann im dritten Teil etwas über die Verbreitung in der Deutschschweiz zu sagen. Last but not least werde ich euch die Fischerei vorstellen.


Lebensweise

Das Leben des Aals hat seinen Ursprung in der Sargassosee. Nach der Geburt wandert er als Weidenblattlarve und mit Hilfe des Golfstromes an die europäische Küste. Dieser Wandervorgang dauert ca. zwei-drei Jahre. An der Küste angekommen, verwandeln sie sich mit 5-7cm zu sogenannten Glasaalen.

Glasaale gelten in europäischen, aber auch asiatischen Küchen als Delikatesse, weshalb sie von Netzfischern beispielsweise im Rhonedelta zu Tausenden gefangen werden. Meist im Frühjahr steigen die Fische dann in die Binnengewässer auf und verwandeln ihr Aussehen in die uns bekannte Form. Der Aal ist ein ausgesprochener dämmerungs- und nachtaktiver Fisch. Fänge während des Tages sind sehr selten, sofern das Gewässer nicht durch starke Regenfälle verfärbt ist.

Weibchen werden mit ca. 10 Jahren und einer Länge von 100cm +- geschlechtsreif. Männchen nach bereits 6 Jahren und ca. 60cm Länge. Danach verändert sich ihr Äusseres wiederum. Die Augen vergrössern sich, der Leib wird silbrig. Der Magen- Darmbereich bildet sich komplett zurück und die Fische stellen ihre Nahrungsaufnahme komplett ein. Danach wandern sie in die Sargassosee zurück, verrichten ihr Laichgeschäft und sterben dann.

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Nahrung

Der Aal ist ein ausgesprochener Allesfresser. Die Bezeichnung Raubaal, wenn auch in vielen Fischerkreisen gängig, finde ich persönlich verfehlt. Ich habe Aale schon mit Wurm, Käse, (Kirschen !), Fischen, Fischfetzen aber auch mit Schnecken und Teigwaren gefangen. Schon alleine dies lässt vermuten, dass der Aal alles aufnimmt was ihm vor die Fresse kommt. Natürlich gibt es Tiere, die sich auf Fische spezialisiert haben. Dies ist aber abhängig von dem jeweiligen Gewässer und deren Nahrungsaufkommen.

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Verbreitung

Heute finden leider die wenigsten Aale auf natürlichem Weg in unsere Gewässer. Zu viele Kraftwerke versperren den Weg. So konnte ich schon mehrfach unterhalb eines Wasserkraftwerks verstümmelte Aalstückchen finden, weil die Tiere versucht haben, durch die Turbinen weiter flussaufwärts zu gelangen. Der heutige Aalbestand in unseren Gewässern basiert vor allem auf Besatzmassnahmen der Deutschen, wo der Aal als Delikatesse gilt. Entsprechend verwundert es nicht, dass die Dichte an Aalen insbesondere im Rhein, der Aare und der Limmat am grössten ist. Durch befreundete Fischerkollegen und durch eigene Erfahrungen weiss ich, dass die Bestände abnehmen, je weiter das jeweilige Gewässer vom Rhein entfernt ist. Die Wasserkraftwerke sind sicherlich nicht unschuldig daran. So ist die Chance einen Aal beispielsweise in der rheinnahen Aare zu erwischen ungleich grösser, als im Bielersee.


Fischerei

Kommen wir nun zum eigentlichen Teil, nämlich wie man erfolgreich auf den Aal angelt.

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Wie bereits erwähnt ist der Aal nachtaktiv. Ich habe meine persönliche Fischereistatistik der letzten fünf Jahre zur Hand genommen und für euch ausgewertet. Dabei ist signifikant, dass die beste Beisszeit zwischen 20:30 Uhr und 22 Uhr ist, dies bei normalem Wasserstand und -trübung. Danach stellt sich tendenzielle eine Flaute ein, bis um ca. 24 Uhr nochmals eine Beisszeit kommt. Danach tat sich in den meistens Fällen nichts mehr bis in die frühen Morgenstunden. Als die Topmonate haben sich Juni, Juli und August herausgestellt. Zwischen Mitte Oktober und Mitte April konnte ich persönlich noch nie eine Schlange fangen.

Der Aal liebt Unterstände jeglicher Art. Seien dies Bäume, Steinaufbauten aber auch tiefe Löcher. Wichtig ist in jedem Falle, dass das Nahrungsangebot stimmt. Achtet beim Angeln also beispielsweise darauf, ob viele Kleinfische vorhanden sind, dann seid ihr am richtigen Ort. Ich konnte die Erfahrung machen, dass die Aale eher ruhige Strömung bevorzugen. Die Forellenregion ist also eher nicht für einen gezielten Aalansitz geeignet. Am besten versucht ihr es direkt oberhalb eines Stauwehrs, da sind die Chancen sehr gut!

Als Köder eignen sich vor allem Würmer. Ich habe über 90% meiner Fische mit Tauwürmer oder Schwarzköpfen gefangen. Etwas abgeschlagen mit 8% sind lebende und tote Köderfische oder Fischfetzen. 2% in meiner Statistik sind ‚Anderes’, sprich mit was man halt so fischt und der Fang entsprechend wohl eher ein Zufallsprodukt. Künstliche Köder fallen ebenfalls darunter.

Ich habe die Beste Erfahrung mit der gewöhnlichen Grundmontage gemacht. Hakengrösse 2-4 ist meiner Meinung nach ideal. Das Blei sollte den herrschenden Verhältnissen angepasst werden. In Seen oder ruhigen Gewässerabschnitten eignet sich auch das angeln mit der Pose. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass der Köder am Grund angeboten wird, denn da sucht der Aal seine Nahrung

Der Drill mit einem kapitalen Aal kann sich sehr aufregend gestallten. Sie sind ausgesprochen gute Kämpfer. Wichtig ist, dass die Vorfachstärke den Umständen angepasst wird. Unter Stärke 22 würde ich nicht gegen, denn der Aal hat die Tendenz, sich um das Vorfach zu schlängeln um den Haken loszuwerden. Ist das Gewässer hindernisreich, ist es wichtig, den Fisch so schnell wie möglich vom Bodengrund wegzudrillen. Denn kann er sich irgendwo festsetzen, kriegt man ihn nicht mehr los, da er sich wie eine Schlange im Würgegriff um ein Hindernis dreht. Verwendet keinesfalls einen grossmaschigen Kescher. Der Schleim ist äusserst hartnäckig und lässt sich kaum noch aus den Maschen entfernen.

Ich hoffe ich konnte euch die Fischerei auf diesen sehr interessanten Fisch etwas schmackhaft machen. Fragen, Diskussionen, Verbesserungen oder sonstige Anregung sind natürlich Willkommen!


Gruss Sascha


Bilderquelle: Benni und Bebbi
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Martin
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Beitrag von Martin »

Vielen Dank an Sascha für den wirklich auführlichen Bericht über den Aal.

Ebenfalls Danke an Benni und Bebbi für die gesponserten Bilder.



:up:
Gruss Martin

Es ist mir egal wie dein Vater heisst, solange ich hier angle geht niemand übers Wasser
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Rolf
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Beitrag von Rolf »

Hallo Sascha,



vielen Dank für diesen Hammerbericht :!:



Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Fischer derart angagieren und ihre Arbeit erst noch hier im Fischerforum veröffentlichen 8)



Von Fischer für Fischer!
Gruss Rolf

Rettet die Würmer, fischt mit der Nymphe!
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miKe
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Faroe Islands

Beitrag von miKe »

Besten Dank Sascha!



@ all: meine Aalfischerei habe ich dank Sascha entdeckt und erlernt! Das Angeln auf Aal macht nicht nur unheimlich Spass sondern ist auch sehr, sehr spannend!



Viel Spass allen die einen nächtlichen Aal-Ansitz wagen! (es gibt mehr Aale als man denkt! :wink: )



Gruss & Petri Heil

miKe
Zuletzt geändert von miKe am Do 23. Aug 2007, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
gonefishing

Beitrag von gonefishing »

Vielen Dank für den super Bericht!

Hier noch ein paar Ergänzungen aus meinen Erfahrungen.

Im Hochsommer bei sehr hohen Temperaturen ist der Aal nicht selten in der Mittagshitze aktiv (fragt mich nicht warum). An Seerosenfeldern habe ich aber soviele Aale zu dieser Zeit auf Wurm und Mais (!) gefangen, dass es kein Zufall sein kann. Auch andere Fischer haben mir diese Erfahrung bestätigt.

An Flüssen sind nicht nur die ruhigen Gumpen guten Plätze. Gerade bei hohen Wassertemperaturen sind schnellströmende Bereiche besser als man denkt.

Ich habe beim Aalfischen immer eine alte Zeitung dabei. Wickelt man den Aal in die Zeitung ist er fast bewegungsunfähig und lässt sich problemlos halten, und damit der Genickstich gezielt und schnell anbringen.

Seit einiger Zeit habe ich einen grossen Raubfischkescher mit feinen Maschen und einer Kunststoffbeschichtung ('No hook, no smell'), man sollte noch ergänzen 'no Schleim' ;-)

Mit diesem lassen sich auch Aale und kleiner Welse feumern, was vor allem bei stark bewachsenen steilen Ufern von Vorteil ist.

Gruss, Mattu
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Uwe
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Beitrag von Uwe »

Hoi Sascha,



merci für den tollen und sehr informativen Bericht. :thx: :thx:

Ja die Aalanglerei macht wirklich Spass und ist spannend. Wir sind früher immer an den Schluchsee von Freitag bis Sonntag auf Aal und Zander angesessen. Einfach nur toll,, 1- 2 Harassen Bier, Lagerfeuer und gute Kollegen.



Anglerherz, was willst Du mehr :lol: :!: :!:
Gruss Uwe
Eine Seeforelle zu fangen ist wie ein wunderschöner Sonnenuntergang. Man kann es nicht beschreiben, man muss es erlebt haben.
Nordmann

Beitrag von Nordmann »

In der Ostsee ist was die Aal-Angellei angeht, richtig tote Hose! Es ist kaum möglich hier zu fischen weil alles voll ist mit Kerbsen die einen teilweise auch den Haken abknipsen. Ätzend, zudem kommt die hohe Anzahl vorhandener Witlinge um 10-20cm die auch nur stören.



Gibt sicherlich auch gute Stellen wo man die kräftigen Ostseeaale fangen kann, doch diese muss man kennen und meist mit gutem Brandungsgeschirr fangen, was nicht unbedingt meine Welt ist. Schmackhafter ist er aber alle mal, für einen Aal der aus Salz bzw. Brackwasser staamt, lasse ich alles andere liegen. Toller Eigengeschmack und man muss ihn beim Räuchern kaum Salzen.



In manchen Auén, Flüssen usw. sieht es aber besser aus und man kann wenn der Aal "läuft" wie es hier so schön heißt, ohne weiteres 10-15 Stk fangen.



Besten Gruss Nordmann
Fischli-Frau

Beitrag von Fischli-Frau »

Aal, lachhh, ich kann auch einiges an Aal Fänge dieses Jahr verzeichnen. Warum weiss ich nicht wirklich, aber jeden zweiten Ansitz verbuche ich mit Aalen. So durfte ich die letzte Woche meine Aal Nr. 12 und 13 dieses Jahres verbuchen.

Gefangen habe ich diese jeweils am Rhein, relativ nahe am Ufer egal ob in der Steinigen Region oder beim Sand. Meist habe ich sie mit Mistwürmern gefangen. Komischerweise meinen meine Vereins Kollegen das wir in dieser Region wo wir Angeln fast keine Aale mehr seien?

Achje den ersten Aal konnte ich Anfang des Jahres fangen und so eigentlich nun jeden Monat.

Ein Aal habe ich sogar mit einem Toten Köfi gelandet.
Börni

Beitrag von Börni »

Vielen Dank für den tollen Bericht!



Hier noch ein kleiner Nachtrag, den ich durchaus erwähnenswert finde:



Der Geruchsinn



Aus "Das Fängt man mit der Angel" *:



"Man hat sehr lange darüber garätselt, wie Aale auf natürlich Weise- also ohne Besatzungsmassnahmen des Menschen- ihren Bestand in den Binnengewässern haben halten können. Man kann diese Frage reduzieren auf das Problem: Wie finden Glasaale die Stellen der Küste, an denen die Flüsse münden, und warum wandern sie in diese in den Mangen ein, die den Bestand in den jeweiligen Flusssystemen garantieren?

Hierbei scheint der Geruchssinn eine entscheidende Rolle zu spielen. Mit seiner Hilfe ist der Aal offensichtlich grundsätzlich imstande, Süsswasser zu erkennnen. Wie fein der Geruchsinn des Aales ist, klärte W. Teichmann.

Er konnte Aale auf verdünnte Duftstoffe dressieren. Der Grad der Verdünnung, bei dem die Tiere noch eindeutig reagierten, ist erstaunlich: Er entspräche dem, den man erhält, wenn man einen Fingerhut (1ccm) Duftstoff mit der 58fachen Menge des Bodenseewassers vermischt!

Ob man allerdings so weit gehen darf, anzunehmen, Glasaale hätten "erblich" eine Information über den "spezifischen Geruch" ihres Wohngewässers mitbekommen und schwämmen deshalb in etwa den relativen Mengen zu den Mündungsgebieten, in denen Elterntiere aus ihnen zu den Laichbegieten gelangt seien, ist mehr als zweifelhaft."



Quellennachweis: Das fängt man mit der Angel": 6. neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2002, Kosmos Verlag-GmbH, Stuttgard, ISBN: 3-440-09352-2
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