Beni hat geschrieben:
Ich verstehe nicht, warum einige Leute hier in diesem Forum gegen einen begrenzten Besatz von RGB-Forellen sind.
Die Regenbogenforelle und die Bachforelle sind miteinander verwandt. Das heisst, dass sie sich den Lebensraum nicht einander wegnehmen würden!
Sie stammen beide aus der lachsartigen Familie ab?! Na, also..
Hast du dich schon mal in irgendeiner Weise mit Ökologie und Evolution beschäftigt?
Durch räumliche Trennung entwickeln sich unterschiedliche Arten die ähnliche oder sogar identische ökologische Nischen / Lebensräume besetzen. Werden diese Arten zusammengebracht entsteht Konkurrenz um diesen Lebensraum. Wie nah diese Arten miteinander verwandt sind wird v.a. durch den Zeitpunkt der räumlichen Trennung bestimmt. Liegt dieser Zeitpunkt sehr weit zurück haben sich sehr unterschiedliche Arten entwickelt (z.B. Beuteltiere / Säugetiere), liegt er weniger weit zurück sind die Arten noch näher miteinander verwandt was aber keinen Einfluss darauf ob Konkurrenz entsteht, diese beruht alleine auf der Anpassung an ähnliche Lebensräume.
Liegt die räumliche Trennung noch nicht lange zurück und die Arten sind sehr nahe miteinander verwandt kann ein Zusammenbringen der Arten sogar die schlimmsten Folgen haben da sich die Arten evtl. paaren können, es zur Hybridisierung kommt und das ursprüngliche genetische Material einer Art vollständig verloren geht / verändert wird (z.B. Bachforelle / Marmorata Forelle)
Beni hat geschrieben:Mit der Zeit kommt Veränderung. Wenn es die Bedingungen zulassen, bin ich durchaus für einen Besatz von Regenbogenforellen in hiesigen Gewässern.
Die Regenbogenforelle kann auch als sogenanntes Gleichgewichtsmittel in einem Gewässer eingesetzt werden. So dass sich ein artenvielfätigeres Spektrum an Fischen in einem Gewässer anbietet.
Gleichgewichtsmittel? Hast du dir das selber ausgedacht oder wo hast du diesen Schwachsinn her?
Artenvielfalt / Biodiversität ist zwar durchaus ein Ziel das auch für die Gewässer gilt, bezieht sich aber grundsätzlich nur auf heimische Arten. Ökosysteme haben sich über hunderttausende Jahre entwickelt und es gibt ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Arten. Wird eine fremde Art in so ein Ökosystem eingebracht so führt dies fast immer zu mehr oder weniger grossen Problemen. Durch direkte Konkurrenz (Nahrung, Habitat, Laichgründe etc.) kann eine heimische Art zurückgedrängt werden, aufgrund der fehlenden gegenseitigen Anpassung können Arten die in’s Nahrungsspektrum der neuen Art fallen dieser schutzlos ausgeliefert sein und stark dezimiert werden, über die neuen Arten können Krankheiten und Parasiten eingeschleppt werden die für heimische Arten eine grosse Bedrohung darstellen können da sie sich im Laufe der Evolution nicht auf diese einstellen konnten, die neue Art kann keine natürlichen Feinde haben und sich explosionsartig vermehren etc. etc.
Die Zusammenhänge sind sehr komplex und die mittel- bis langfristigen Folgen beim Einbringen fremder Arten nicht absehbar. Und selbst wenn es tatsächlich keinerlei negative Folgen haben sollte, was sehr unwahrscheinlich ist, so sind positive Effekte für das Ökosystem noch unwahrscheinlicher.
Wird ein Lebensraum durch den Menschen stark verändert, so erfolgt doch fast immer eine Besiedlung mit heimischen Arten und es bildet sich relativ schnell eine halbwegs funktionierende Artengesellschaft aus, da die verschiedenen Arten schon vorher in Kontakt waren auch wenn der 'neue' Lebensraum von Arten aus unterschiedlichen natürlichen Lebensräumen besiedelt wird.
Wird zusätzlich eine fremde Art, noch dazu eine die an der Spitze der Nahrungskette steht, eingebracht so kann dies überhaupt keinen positiven Effekt im Hinblick auf eine funktionierende Artengesellschaft haben.
Beni hat geschrieben:IN DIESEM FORUM HABEN EINIGE LEUTE IRGENDWIE DAS GEFÜHL,DASS REGENBOGEN-BESATZ= REGENBOGEN-FORELLENPUFF HEISST! DAS IST FALSCH!!!!
In verschiedenen Posts wurde ja bereits gesagt dass der Vorteil der Refo in der kostengünstigeren Zucht liegt, die Refo aber mit den Lebensbedingungen in total verbeuten Gewässern auch nicht besser zurechtkommt. Dieser Kostenvorteil kommt aber fast nur beim Besatz mit fangfähigen Fischen zum Tragen. Wird mit geäugten Eiern, Brut oder Sömmerlingen besetzt dürfte kaum ein kostenmässiger Unterschied zwischen Bach- und Regenbogenforellen bestehen, und auch der ‚Ertrag’ an fangfähigen Fischen dürfte in den allermeisten Gewässern bei dieser Art von Besatz bei Refos kaum höher liegen als bei Bafos. Und der Besatz mit fangfähigen Fischen heisst für mich nun mal ‚Puff’.
Beni hat geschrieben:Das Beispiel des Bodensees beweist es. Seeforelle und Regenbogenforelle leben friedlich nebeneinander und kommen gut miteinander klar. Der Bestand beider Arten ist auf einem stabilen Niveau.
Wenn die Rgenbogenforelle wie in diesem Beispiel als Ergänzung des Artenspektrums benutzt wird, ist das vollkommen, ok, angemessen und korrekt!
Nur weil die Arten im Moment nebeneinander vorkommen und nicht aggressiv aufeinander losgehen heisst das nicht dass keine Konkurrenz besteht. Beide Arten stehen in der aquatischen Fauna an der Spitze der Nahrungskette. Bei ansonsten optimalen Bedingungen wird der Bestand also vor allem durch das Nahrungsangebot geregelt und beim Nahrungsspektrum besteht bei beiden Arten im Bodensee zumindest eine grosse Überschneidung. Nun sind im Moment bei der Seeforelle aber eher die fehlenden Laichmöglichkeiten der regulierende Faktor, wodurch tatsächlich durch die Regenbogenforelle ein grösserer Gesamtbestand an Forellen vorhanden ist.
Nun muss es aber das Ziel sein die Laichmöglichkeiten für Seeforellen und damit natürliche Reproduktion und Bestand zu fördern. Da könnte dann aber die Konkurrenz durch die Refo zu einem begrenzenden Faktor werden, d.h. trotz verbesserten Laichmöglichkeiten und erhöhter Reproduktion bildet sich kein grösserer Bestand aufgrund der Konkurrenz.
Dies könnte dann wiederum dazu führen dass Renaturierungsmassnahmen, Fischaufstiegshilfen u.ä. an Laichgewässern der Seeforelle hinterfragt und gestrichen werden, da sich ja keine positiven Auswirkungen auf die Bestandesentwicklung feststellen lassen.
Man weiss es einfach nicht genau wie es sich entwickelt, aber es gibt unzählige Beispiele die zeigen welche negativen Auswirkungen das Einbringen fremder Arten haben kann und wie irreversibel es ist wenn sich die Art einmal etabliert hat.
Mittel- bis langfristig muss es das Ziel sein heimische Arten durch geeignete Massnahmen (z.B. Renaturierungen) zu fördern und nicht irgendwelche naturfernen Gewässer durch Besatz mit fremden Arten zu 'schönen' und dadurch (angrenzende) intakte Ökosysteme oder auch zukünftige Aufwertungen des Gewässers zu gefährden.