Phosphat, Umfrage

Hier kommen die Votings / Abstimmungen rein!
Antworten

Soll in Zukunft zur Steigerung der Felchenerträge Phosphat aus den ARAs in die Seen geleitet werden?

Ja, diese Massnahme sollte in unseren Seen ergriffen werden.
27
27%
Ich bin unentschlossen, die Pro- und Kontraargumente sind für mich etwa ausgeglichen.
21
21%
Nein, ich bin gegen eine künstliche Phophatzufuhr in unseren Seen.
52
52%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 100

Arts

Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von Arts »

Hallo,

Ich habe da noch etwas zum Nachdenken...

Thema Ökologie, Biodiversität...

"Gibt es eine moralische Pflicht, bedrohte Arten zu erhalten? Ist es erlaubt, Krankheitserreger auszurotten - oder im Gegenteil sogar Pflicht? Rechtfertigt der Schutz der Natur Einschränkungen individueler Freiheiten und wenn ja welcher?"*


*Uta Eser

Zur ersten Frage der Biodiversität eine kleine Präsi...

http://www.boku.ac.at/biocultural/Material/Eser.pdf

(Leider nur in Englisch)

Für die nicht englisch sprechenden versuch ich die letzte Folie zu übersetzen:

Was haben wir der nächsten Generationen zu überlassen?

- Erkenntnis: Ist das einzige Gut das sich verdoppelt wenn man es teilt
- Kommunikation: Ist der einzige Weg zu verstehen was für andere wichtig ist und um gerechte Lösungen für schwerwiegende allgemein gütige Probleme zu finden
- Verständnis: Ist der wichtigste moralisch relevante weg in Bezug auf das menschliche sein
- Gerechtigkeit: Ist das fundament einer funktionierenden gesellschaft, einer nachhaltigen Wirtschaft und zur Verwirklichung der menschichen Würde..

Hoffe habe es in etwa getroffen ;)

Nur so als Themennebenpfeiler.. Hab gedacht es passt dazu.....Der Gedanke ist "überlegenswert"

Die zweite Frage finde ich auch sehr spannend..
Lass das mal so im Raum stehen....

Gruss
Tom
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helix
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Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von helix »

Moin zäme!

Seit einigen Tagen bleibt die Abstimmung unverändert und die Diskussion ist abgeflacht. Deshalb versuche ich ein Fazit zu ziehen und die Abstimmung auszuwerten.

Schon vor dieser Umfrage war ich mir im Klaren, dass es äusserst schwierig sein wird, die Thematik mit ihrer Komplexität überhaupt einzuordnen und zu einen klaren Standpunkt zu kommen. Hier und in den dazugehörigen Threads wurde eifrig diskutiert und von beiden Seiten gute und nachvollziehbare Argumente und Überlegungen geschildert, das half wohl dem einen oder anderen, für sich die Meinung zu bilden.

Nachdem sich unsere grossen Verbände, allen voran der SFV, ganz klar für dieses Phosphatprojekt ausgesprochen hatten und auch die grösste Schweizer Angelzeitschrift "Petri Heil" schon vor einigen Monaten ganz eindeutig ein Phosphatmanagement forderte, ging ich davon aus, dass sich wohl auch hier im FF, wo verschiedenste Fischer aus der ganzen Schweiz versammelt sind, eine Mehrheit dafür entscheiden würde. Im jetztgen Zeitpunkt, als vehementer Gegner dieses Pilotprojektes am Brienzersee, wäre es für mich schon erfreulich gewesen, wenn in dieser Abstimmung die Befürworter und die Gegner einigermassen ausgeglichen gewesen wäre.

Ihr könnt euch deshalb vorstellen, wie erfreut und auch überrascht ich über dieses Abstimmungsergebnis bin! Ich finde es ganz grossartig, dass sich die Abstimmenden hier, und dies mit einer grossen Mehrheit, gegen dieses "Gekünstel" und damit für eine möglichst naturnahe Entwicklung unserer Gewässer ausgesprochen hat!

Im Weiteren interpretiere ich dieses Resultat dahingehend, dass die meisten Hobbyfischer zufrieden sind mit der jetztigen Situation an unseren Gewässern und deshalb im Moment keinen Handlungsbedarf sehen, und schon gar nicht mit einer Massnahme, die Risiken bergt und wo man nicht mit Sicherheit sagen kann, dass da evtl. sogar einige Tier- und Pflanzenarten gefährdet würden. Es ist demnach heute auch überhaupt nicht mehr das Ziel der Hobbyfischer, möglichst viele und möglichst grosse Felchen zu fangen. Das sind "Tempi passati", wo dieses einseitige Denken an die Nahrungsbeschaffung noch die Hauptmotivation für das Fischerhobby waren. Die jetztige und künftige Hobbyfischerei besteht nicht mehr primär aus Profitgier und aus dem Ziel eines prall gefüllten Sackes voller Felchen, sondern aus einem gesamtheitlichen Erlebnis in einer intakten Natur, wo man aber stets auch mit Fischkontakt rechnen darf. Unsere grossen Seen zu einer maximale Produktivität zu forcieren, wird von der Mehrheit nicht begrüsst. Eine im Sinne der Natur zusammengesetzte Artenvielfalt mit natürlichen und funktionsfähigen Beständen, wo nicht nur eine einzige Fischart evtl. zu Lasten anderer gefördert wird, ist ein wichtiges Anliegen.

Für mich ist diese Abstimmung von grosser Bedeutung! Auch wenn rechtlich nicht ganz repräsentativ, zeigt es überdeutlich, dass zumindest in dieser Frage ein Grossteil der Fischer nicht einverstanden ist mit der Haltung der zum Phosphatprojekt zustimmenden Verbände und mit den politischen und parteiergreifenden Berichten im "Petri Heil"-Magazin. Es wäre nicht verkehrt, wenn sich damit angesprochene Personen dieses Resultat mal zu Gemüte führen würden.

Die Zukunft wirds weisen, in welche Richtung es mit dem Phosphat geht, ob die Lebewesen und das Ökosystem Brienzersee als Versuchslabor hinhalten muss. Ganz bestimmt wird diese Thematik in den nächsten Jahren noch oft zur Diskussion stehen, denn bereits wurden ja auch andere Seen genannt, wo ein Phosphatmanagemt in Betracht gezogen wird.

In diesem Sinne bleibt mir noch ein kräftiges :thanks: an alle, welche sich mit diesem Thema auseinandersetzten und an der Abstimmung teilnahmen, herzlichen Dank!!
Bild
Gruess helix
Arts

Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von Arts »

Danke Helix für die Worte.

Wie du auch sagst handelt es sich um eine nich repräsentative Umfrage, die vorallem das Bild der Forumsmitglieder zeigt.

Schade finde ich aus deinem Plädoyer, das du dies vorallem nit der Hobbyfischer Brille tust.
Ich bin auch nicht der Fischer welche groose und viele Felchen fangen will... Und auch der Fischer welcher eine intakte Natur liebt..

Aber wie ich mich schon geäussert habe ist die Problematik tragweitender als das wir diese nur mit einer Hobbyfischer oder proNatura Brille betrachten dürfen.

Am Schluss wird es auf einen Volksentscheid herauslaufen....

Mich würde einmal interessieren wie sich andre Verbände darüber äussern, Beruffischerverband, Tourismus und Wirtschaft.

Einen Hobbyfischer beigeschmack hat das Ganze natürlich weils vom SFV initiiert wurde.. Als Hobbyfischer freut mich das ergebnis sicher auch... Aber ich bin halt nicht nur als Hobbyfischer teil dieser Welt

Gruss
Thomas
ChristianK.

Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von ChristianK. »

N'abend

Wie waren denn die Phosphatwerte(PO4) vor 200 Jahren, weiß das jemand? Kaum!

Bevor der Mensch so massiv in die Natur eingriff wie er es tat ...
Nur als denkansatz, als die Flüße noch unbegradigt waren, Hochwasser noch Erde, Totholz und jede Menge Nährstoffe in unsere Seen einbrachte, könnte ich mir gut Vorstellen das die Seen Nährstoffreicher waren als sie es jetzt sind.
Nun sind sie nahezu steril sauber, kein oder kaum verottendes Totholz auf und in dem Nährtierchen leben, die Nährstoffe des zerfalls den Algen und somit dem Plankton und den Fischen zu gute kam. Kaum Laub das den selben Effekt hätte und mit Steinen "gesicherte" Uferzonen schwemmen auch nichts mehr ein.
Keine toten Tiere die ein Hochwasser mitbrachte usw usf

Man will mit diesem Versuch keine Eutrophierten und mit Algen verseuchten Gewässer, sondern lediglich zu saubere Gewässer etwas aufwerten was den ertrag und vielleicht sogar natürlichkeit angeht.
Davon sind weder andere Tiere noch die Menschen betroffen, es wird keiner krank da man durch die ARA's lediglich etwas Phosphat durchlassen will.
Durch die kosten die man sparen würde, könnte man mehr Geld in Mikrobielle "Filterung" investieren, diese würde dann schon eher dem Menschen nützen, da sie Keime, Viren und Bakterien abtöten die jetzt noch durchschlüpfen.

So ein Versuch würde sowieso Jahre in anspruch nehmen bevor man sagen kann was sich wirklich verändert.
Wenn es weder der Natur noch dem Menschen schadet sondern nur dazu beiträgt das es mehr Plankton und somit mehr Fischfutter gibt...why not?!
Dies kann man allerdings nur theoretisch sagen, daher wäre ich für einen Test - See der aber sehr gut überwacht werden müsste!
Erzielt man nicht die erwünschten Ergebnisse, lässt man den Phosphatgehalt langsam wieder absinken und alles ist wie vorher.
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Garrick
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Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von Garrick »

Bravo Christian!

wo früher unzählige Wald- und Wiesenbäche die Talgewässer mit Sedimenten und einer Vielzahl weiterer wichtiger Nährstoffe versorgt haben,
donnert Heute das Wasser nun aus 2000 Metern eiskahlt und nährstoffarm in Röhren gezwängt zu Tale.

Niemand hier im Forum, auch nicht die paar Allwissenden die hier dauernd hinter der Kiste ihre Zeit verbingen, können beurteilen wie es vor einigen hundert Jahren bei uns war.
Und wieso eigentlich darf der Mensch mit seinen Einflüssen nicht auch ein Teil davon sein.
Es es denn so tragisch wenn als Versuch ein paar wenige Milligramm des absolut ungiftigen Nährstoffes Phosphor in einige schon fast klinisch saubere Seen gelangt.
Sowieso in Anbetracht der heutigen übermächtigen negativen Einflüssen auf unsere Gewässer und deren Lebewesen find ich es ein Hohn um dieses Thema ein Theater zu machen.

Bild
Ein Fluss in Lappland der in seinem gesamten Einzugsgebiet von gut 200 Km keine einzige Phosphor Quelle aus Menschenhand besitzt.
Natürliche Nährstoffe, die auch aus Phosphor bestehen können sorgen in der kurzen Wachstumsperiode für Überfluss.
Algenzotten wie in den 70er Jahre im Alpenrhein.
Bild

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ChristianK.

Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von ChristianK. »

Es ist ein absolut natürlicher Vorgang das im Sommer auch mal Algen wachsen!
Algen sind nichts schlechtes, im Gegenteil, sie bieten Nahrung für diverse Fischnährtierchen, bieten Schutz für selbige um sich vermehren und aufwachsen zu können, Algen bilden Nahrung für Fischen.
Es gibt verschiedene Algenarten, soviel weiß wohl noch jeder von uns, aber das es auch unter den Algen Arten gibt die reinwasserformen bilden, also wirklich sauberes Wasser brauchen um überhaupt gedeihen zu können, werden wohl wiederum weniger unter euch wissen.
Es gibt Algen die eigentlich keine richtigen Algen sind, zum Beispiel diverse von uns Schmieralgen genannte Arten, es sind Bakterienrasen, es gibt Mischformen und allerlei andere niedere und höhere Algen.
Kieselalgen zB. "ernähren" sich von Kieselsäure, also von Silikat, dass ist das Zeug was euren Duschen und Badewannen die dekorativen beigen bis braunen Streifen verpasst ;)
Würden diese Algen nicht die Kieselsäure "auffressen" würde es sich ablagern, also sind Kieselalgen gut. Sie sind in Massen nur ein Indikator dafür das ein zuviel davon im Wasser vorliegt. Dann werden sie auch schädlich weil sie alles unter sich ersticken.
Die Natur weiß sich zu helfen und zu wehren, wenn auch leise und oft langsam, aber bisher hat sie es noch immer geschafft verseuchte tote Flüße(Rhein in D)wieder zu beleben.

Schlimmer sind eher die Invasiven Arten wie die Wasserpest, sie ersticken alles leben unter sich.
Ich war entsetzt als ich die Massen der Egeria sp. - Wasserpest im Vierwaldstätter sah!
(dagegen sollte eher etwas unternommen werden!)

BtT

Phosphat ist Lebenswichtig für fast alle Lebewesen.
Die minimale erhöhung des Phosphat Wertes hat keine großen Auswirkungen.
Es wird ein wenig mehr Phytoplankton geben und im gefolge mehr Zooplankton. (aber noch lange kein trübes Wasser!!!)
Daraus resultieren dann besser genährte und konditionierte Fische, was eine bessere Reproduktion zur folge hat, sprich mehr Nachwuchs.
Dieser Nachwuchs findet bessere aufwuchs und Lebensbedingungen vor, was zur folge hat das sie ein klein wenig schneller wachsen und mehr
überleben als es vorher der Fall war.
Es wird also ein klein wenig mehr Fische geben die größer bzw. etwas schwerer sind.
Aber bitte! Wir reden hier nicht von Kilogramm sondern von Gramm pro Fisch!
Zur folge haben die zahlenmäßig mehr gewordenen Felchen und Weissfische das es auch mehr Räuber schaffen ohne zu verhungern(Jungfische).
Also dürfen sich diejenigen die am Test-See fischen über Qualitativ und Quantitativ bessere Fische freuen.

Ich bin kein Freund von eingriffen in die Natur, ich sage immer, lass die Natur machen und es wird gut, aber das funktioniert nur wenn die Ausgangssituationen auch passen, aber dafür haben wir Menschen schon zuviel herumgebaggert im Namen des Hochwasserschutzes(meist mit dem Gegenteiligen erfolg), zuviel begradigt und zuviel an Querverbauungen und Uferbefestigungen installiert.
Was kann die Natur also selber noch machen? Nicht mehr viel. Der Mensch muss nachhelfen. Aber mit bedacht und Verstand, vielleicht sogar mit jemandem der sich draussen in der Natur auskennt, nicht nur studiert hat und sich im stillen Kämmerlein solche aktionen ausdenkt ... (nichts gegen Akademiker! Hoffe ihr versteht wie ich es meine)

Just my two Cents ... :)

@Garrick, geniales Foto! :-o :)
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helix
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Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von helix »

In der Phosphatfrage muss man jedes Gewässer für sich betrachten!

Es bringt rein nichts, den Brienzersee mit Flüssen in Lappland, Phytoplankton mit irgendwelchen pflanzenartigen Algen, Trübung verursacht durch mineralische Feinstteilchen und Trübung durch Algenblüte etc. zu vergleichen... :roll: Das verwirrt nur und dient sicherlich nicht der eigentlichen Fragestellung. Wenn man dann als Gipfel noch behauptet, die Qualität der Fische aus "sauberem" Wasser sei minderwertig, dann muss ich gleich zwei "rolling Eyes" machen, hier: :roll: :roll:...

Ausserdem kann das Thema hier weiter diskutiert werden: viewtopic.php?f=73&t=13964 und nicht in der Umfrage.
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Gruess helix
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astacus
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Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von astacus »

wohn eigentlich jemand von denen, die sagen der brienzersee sei viel zu sauber und klinisch tot, selber an diesem see und kennt den fischbestand aus eigener erfahrung? oder verlasst ihr euch nur auf die aussagen gewisser fischerkreise und berufsfischer?
FISCHEN hat von Natur aus etwas mit ESSEN zu tun Bild
gonefishing

Re: Phosphat, Umfrage

Beitrag von gonefishing »

Hier mal ein paar Bilder vom Brienzersee aus dem letzten Jahr:
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Der Brienzersee hat noch relativ viele naturnahe bewaldete Ufer, der direkte Eintrag aus angrenzender Landwirtschaft ist dadurch verhältnismässig gering, was aber nie anders war.
Seit einigen Jahren sieht man grosse Fischschwärme, die mir früher bestimmt auch aufgefallen wären, wenn sie denn da gewesen wären.
Ich bleibe dabei dass der Brienzer sich gerade in einem Wandel befindet, und wir keinen Endzustand vor uns haben, der ein Eingreifen rechtfertigt. Ich vermute dass der Fischbestand im Moment eher zu gross ist, was zu erhöhter Konkurrenz und Kleinwüchsigkeit führt.
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