Winterliches Friedfischangeln I

Hier kommen die Fragen und Antworten zum Friedfisch/Weissfisch fangen und dem Gerät rein.
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Andal

Winterliches Friedfischangeln I

Beitrag von Andal »

Winterliches Friedfischangeln am Fluss



Spätestens wenn das letzte Laub von den Bäumen geweht ist, motten die meisten Angler ihre Friedfischausrüstung über die kalten Monate ein und widmen sich, wenn überhaupt, nur noch den Räubern und der Fischerei an der Küste. Eigentlich sehr schade, denn gerade in der Kälte haben unsere friedlichen Schuppenträger eine besonders schöne Zeichnung und die Eindrücke der winterlichen Landschaft üben einen ganz eigenen Reiz aus.



Nun ist es bestimmt nicht jedermanns Sache, sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt stundenlang an einen Platz zu setzen und Pose, oder Rutenspitze zu beobachten. Selbst mit der wärmsten Kleidung wird das schnell etwas unkomfortabel. Aber mit leichter Ausrüstung lässt sich ein wunderbares Wanderangeln erleben. Kein Wassersportler, der einen mehr stört und auch die urwaldähnliche Vegetation ist den Weg alles irdischen gegangen. Ein Grund mehr diesen Genuss voll auszukosten! Für dieses Erlebnis braucht es nicht viel.



Zuerst natürlich den passenden Fluss. Im Idealfall ist es ein kleines Fließgewässer mit einer reichen Struktur, möglichst Naturbelassen und mit häufig wechselnden Streckenabschnitten. Die Kleidung passt man selbstverständlich an die Gegebenheiten an. Funktion geht in jedem Fall über das Aussehen. Warm, robust und unempfindlich gegen Nässe wäre nicht schlecht und in gedeckten Farben. Zwei Teile des Körpers verdienen der ganz besonderen Aufmerksamkeit. Die Füße und der Kopf. Hier geht die meiste Wärme verloren. So eingepackt gewinnt zwar keiner mehr einen Schönheitspreis, aber darum geht es ja auch gar nicht.



Bei der Angelausrüstung darf dann aber an der Quantität gespart werden. Eine leichte Rute vom Avontyp ist genau richtig. Je nach Gewässer sind Längen von 300 bis 360 cm ideal. Die Testkurve sollte ungefähr 1 lbs. Betragen, was einen maximalen Wurfgewicht von knappen 30 gr. entspricht. Mit ihr kann man sowohl gut mit der Pose und auch auf Grund angeln. Mit einem leichten Feeder geht das aber auch recht schön. Dazu eine gute Stationär- oder Kapselrolle mit einer geschmeidigen 18er Schnur. Der Kescher sollte niemals fehlen und einen langen Stil haben. Wer will, der nimmt auch noch einen robusten Rutenhalter mit einer Feederauflage mit. Der ganze Kleinkram, wie Posen, Bleie und einige leichte Drahtfutterkörbchen, sowie Proviant und Köder finden am besten in einem Rucksackhocker Unterkunft. Dieses Utensil möchte ich beim Wanderangeln nicht mehr missen! Schließlich will man nicht den ganzen Angeltag lang stehen und spätestens bei der obligatorischen Teepause weiß man ihn zu schätzen.



Bei der Köderwahl orientiert man sich natürlich am Vorkommen der jeweiligen Flüsse. In der Regel werden es aber Döbel, Rotaugen, Nasen, Barben und vielleicht mal ein einzelner Karpfen, oder auch ein Barsch sein. Sieht man einmal vom Universalköder frisches Weißbrot ab, dann werden in der Kälte die herzhaften Happen bevorzugt. Rotwürmer, Maden, Hühnerleber, Frühstücksfleisch, Fleischwurst und die verschiedensten Teige. Alles was würzig ist und sich zu einem Teig verarbeiten lässt ist gefragt. Blauschimmelkäse, Leberwurst, Sardellenbutter, Tiernahrung aus der Dose, oder ganz fein durchgedrehtes Fleisch. In jedem Fall kann es nicht schaden, diese Teige auf der Basis von entrindetem Weißbrot mit flüssiger Maggiwürze, oder Knoblauch kräftig zu würzen. Die Dosen mit den Lebendködern trägt man besser nahe am Körper, um sie vor Frostschäden zu schützen. Die Kälte macht die wechselwarmen Fische natürlich etwas träger, wodurch der Stoffwechsel langsamer funktioniert. Aus dem Grund kann man sich auch die Futtereimer des Sommers schenken. Lediglich etwas gekochter Hanf kann an Flüssen mit gutem Rotaugenbestand nicht schaden.



Zum Angeln an kleinen Flüssen bevorzuge ich Tage mit bedecktem Himmel und wenn möglich leicht erhöhtem Wasserstand. Das deshalb, weil leichtes Hochwasser im Winter auch gleichzeitig gemäßigtere Temperaturen bedeutet, die den Hunger bei den Fischen wecken. Zu unchristlicher Zeit muss niemand aus dem Bett fallen. Es ist absolut ausreichend, wenn man nach dem Mittagessen am Wasser ist und bis zum Abendessen bleibt. Besonders die Dämmerung ist die beste Zeit für Döbel!

Am Wasser angekommen müssen wir nun erst die Fische finden, was aber bei weitem nicht so schwierig ist, wie in der warmen Jahreszeit. Döbel & Co. bevorzugen nun die ruhigeren Bereich mit tiefem Wasser. Gumpen hinter Wehren, Sohlstürtzen, tiefe Rinnen in Außenkurven und die Kehrwasser nach Hindernissen. Auch Einmündungen kleinerer Bäche sind viel versprechende Stellen. Sind die Temperaturen noch nicht so arg in den Keller gerutscht kann man noch sehr gut mit der verzögert treibenden Posenmontage fischen. So lassen sich die Einstände der Fische am einfachsten absuchen. Die Posen müssen nun mehr denn je ganz fein ausgebleit werden, um möglichst wenig Misstrauen bei den Fischen zu erwecken. Sind hier die Rotaugen noch relativ tolerant, können Döbel ohne Weiteres zu lang anhaltendem Schmollen gebracht werden!



Meistens gehe ich stromab mit der Posenrute die Strecke ab und verteile dabei an aussichtsreichen Stellen sehr sparsame Gaben meiner Köder. Am unteren Ende angekommen wechsele ich dann auf eine Grundmontage, die einfacher nicht sein kann. Ans Ende der Hauptschnur binde ich den Haken. Mein Favorit ist dabei der Wide Gape Spezialist von Kamasan in den Größen 8 und 10. Etwa 60 cm oberhalb klemme ich einige Bleischrote der Größe SSG (1,6 gr.) an die Schnur. Das hat den Vorteil, dass ich mich so sehr schnell den unterschiedlichen Bedingungen anpassen kann. Die zu beangelnden Stellen werfe ich grundsätzlich gegen die Strömung an. Das hat den Vorteil, dass ich mit deutlich weniger Blei auskomme, als bei Würfen quer zur Strömung, da mir das Wasser die Schnur zum Grund drückt, anstatt das Gewicht anzuheben. Die Leine spanne ich soweit, dass der Köder gerade so am Boden des Flusses liegen bleibt. Die Bissanzeige ist denkbar deutlich. Nimmt ein Fisch den Köder, so lupft er das ohnehin schon stark entlastete Blei und die Schnur „fällt zusammen“. Zeit den weit ausholenden, aber sanften Anschlag zu setzen. Aber nicht nach oben, sondern waagerecht zur Seite. So muss man nicht gegen den Wasserdruck arbeiten und der Kontakt zum Fisch wird ohne Umwege hergestellt.



Gelingt es, den gehakten Fisch zügig vom Platz zu führen, dann bestehen auch bei vorsichtigen Fischen die Chancen noch einen weiteren Kameraden an den Haken zu bringen.



Sind Barben vorhanden, sucht man nach unterspülten Ufern. Dort halten sie sich zu dieser Saison bevorzugt auf. Ist man beim Anschleichen vorsichtig genug, dann kann man direkt unter dem eigenen Standplatz auf sie versuchen. Der Köder wird so gegen die Strömung geschlenzt, dass er in den Unterstand treibt.



Massenfänge, wie im Sommer wird diese winterliche Fischerei bestimmt nicht bringen. Dafür aber besonders schöne Fische und ein unglaublich intensives Naturerlebnis. Hinter dem warmen Ofen hocken kann ich ja immer noch, wenn ich zu alt bin um eine Angelrute zu halten.
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