Im Westen was Neues - Tenkara

Hier kommen die Fragen und Antworten zum Fliegenfischen rein.
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Peter

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von Peter »

Hallo Leute

über einen aktuellen Fred bin ich auf dieses Thema gestossen, das mich im Grunde zeimlich fasziniert, insbesondere wegen der recht beschiedene Ausrüstung und dem wenigen "Gepäck" für unterwegs.

Hat denn jemand mit dieser Methode schon mal in den hiesigen Gewässern, insbesondere den Gebirgsbächen gefischt? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Freundliche Grüsse
Peter
gonefishing

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von gonefishing »

Hallo Peter,

nachdem du keine Antwort bekommst versuche ich es mal. Mit Tenkara habe ich zwar keine Erfahrung, aber als ich mit der Fliegenfischerei an Bergbächen anfing habe ich mit dem Gedanken gespielt und mir meine Gedanken dazu gemacht. Ich habe dann anfangs mit der normalen Fliegenrute auch ähnlich gefischt (kurze Distanz, kaum Flugschnur draussen), vor allem da ich Probleme hatte dass mir die Strömung die Flugschnur (und damit die Fliege) zu schnell weg gerissen hat. Das hat sich aber innerhalb weniger Monate grundlegend geändert und ich fische meist auf die maximale Distanz und die komplizierten Würfe reizen mich.

Aus meiner Sicht gibt es im Vergleich Tenkara - 'normales' Fliegenfischen am Bergbach folgende Vor- und Nachteile:

Vorteile Tenkara (das sind Überlegungen ohne eigene Erfahrung):
- Relativ schnell zu lernen, man kann als Anfänger gleich loslegen und erste Erfolge stellen sich auch am Bergbach schnell ein
- durch die leichtere Schnur und längere Rute lässt sich die Fliege (auf kurze Distanzen) besser präsentieren
- sehr kleinteilig strukturierte Strecken lassen sich mit Tenkara komplett befischen

Nachteile Tenkara (das sind Überlegungen ohne eigene Erfahrung):
- die Möglichkeiten zu variieren sind begrenzt, es könnte mit der Zeit etwas monoton werden
- an stark befischten Strecken mit sehr scheuen Fischen ist die geringe Reichweite teilweise problematisch
- bei Strecken mit längeren Pools und längeren ruhigen Fliessstrecken kann man nur den unteren Teil befischen (läuft man hoch schreckt man die Fische im unteren Teil auf, die flitzen nach oben und da geht nichts mehr)
- mit den langen Tenkara-Ruten wird’s an zugewachsenen bzw. engen Stellen schwierig
- Wechsel auf Streamer an grossen tiefen Pools stelle ich mir schwierig bis unmöglich vor

Vorteile 'normales' Fliegenfischen (kurze 3er Bachrute):
- es lassen sich sozusagen alle unterschiedlichen Bereiche / Stellen in einem Bergbach befischen
- es gibt fast unendliche Möglichkeiten dazu zu lernen und sich weiter zu entwickeln, verschiedene Wurftechniken (Parachute cast, Pocket cast...), die Flugschnur über Steine legen, Anwerfen über grössere Distanz
- mit besserer Präsentation und grösserer Distanz fängt man immer grössere Fische, so dass das ‚Lernen’ auch Spass macht. Vor allem grössere Distanz ist an unseren stark befischten Bächen sehr wichtig. Fast alle meine grösseren Forellen am Bergbach konnte ich aus mind. 8m Entfernung überlisten, nicht selten an Stellen die ich früher schon einmal erfolglos aus kürzerer Distanz angeworfen habe.
- in schwierigen Situationen ist das Werfen an sich ist schon so eine Herausforderung und Befriedigung wenn es klappt, dass gefangene Fische fast sekundär werden
- man kann problemlos auf Streamer wechseln

Nachteile ‚normales’ Fliegenfischen:
- man kann nicht sofort loslegen sondern muss zumindest die Grundwürfe erst mal lernen, optimal in einem Kurs
- die Erfolge stellen sich nur langsam ein, da die Präsentation am Anfang doch meist sehr bescheiden ist
- man bezahlt einiges ‚Lehrgeld’ für Fliegen und Vorfächer...

Tenkara sehe ich als tolle Möglichkeit für jemanden der ab und zu mal (eher selten) am Bergbach mit der Fliege fischen will. Jemanden der viel am Bergbach unterwegs ist würde ich das normale Fliegenfischen empfehlen. Es bietet in meinen Augen viel mehr Möglichkeiten im Bezug auf befischbare Spots, Weiterentwickeln und Neues lernen, und auch um die grösseren und scheueren Fische zu fangen.

Aber wie gesagt habe ich Tenkara nie versucht und meine Aussagen dazu entspringen nur meinen Überlegungen...

Geh' doch mal mit Kurt (zuma) an den Bach, der wird dir sicher zeigen welche Möglichkeiten das Fliegenfischen bietet.
Peter

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von Peter »

Hallo Matu

Vielen Dank für Deine Überlegungen!
gonefishing hat geschrieben:nachdem du keine Antwort bekommst
Ich habe bei einer solchen, eher selten genutzten Methode auch nicht sofort eine Antwort erwartet :wink:

Eine Überlegungen sind sehr interessant, besonders weil sie, wie ich vermute von einem Fliegenfischer stammen.
Ich würde diese Art zu Fischen als EINSTIEG in die Fliegenfischerei betrachten, und wenn dann die klassische Fliegenfischerei auch gelernt ist als Ergänzung.
Mal sehen, ob sich noch jemand meldet, der Tenkara aus eigener Erfahrung kennt.

Mit Kurt werde ich sicher mal auf die Pirsch gehen, wir sind in Kontakt!

Jedenfalls mal danke, dass Du Dich zu Wort gemeldet hast, ich denke es ist auf jedenfall etwas, was mich reizen würde. Aber mal abwarten.

Freundliche Grüsse
peter
fishinghook

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von fishinghook »

Hallo Peter und Matu,

@Matu:
Vielen Dank für deine Ausführungen, spannender Vergleich der beiden Arten der Fischerei. Ich werde mich nächstes Jahr intensiv mit der Fliegenfischerei befassen und konnte dieses Jahr erste Erfahrungen mit Tenkara am Bach machen.

Bis jetzt bin ich fasziniert von Tenkara, ich konnte dieses Jahr einige Forellen mit Fliege, Nymphe und Streamer überlisten. Zugegen habe ich auch die Sträucher und kleinen Tannli entlang der Bäche mit den Ködern geschmückt und einige Vorfächer gebraucht....

Anfänglich habe ich mit der traditionellen Schnur und einer eher kurzen Levelline gefischt, dies hat den Aktionsradius eingeschränkt und bestimmt die eine oder andere Forelle vertrieben. Wenn der Platz gegeben ist, habe ich mich an längere Schnüre gewagt und konnte Erfolge erzielen.
Ich habe einen Vormittagskurs besucht und konnte anschliessend loslegen, das fand ich schon toll. Auf jeden Fall bin ich gespannt auf den Vergleich mit dem Fliegenfischen und kann bestimmt den einen oder anderen Wurf bei Tenkara einsetzen.

Für mich ist Tenkara auch eine Art Einstieg und vielleicht auch eine Alternative zum traditionellen Fliegenfischen? Verblüffend finde ich auch das Minimum an Material, kann problemlos in den Rucksack gepackt werden.

Liebe Grüsse,
Thomas

@Matu
Mit meiner ganzen Unerfahrenheit würde mich interessieren, wo du die grossen Unterschiede der Streamerführung siehst.
gonefishing

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von gonefishing »

Ich habe Tenkara wie gesagt nie selbst probiert daher ist das eine Theoretische Überlegung.
Ich setze Streamer sehr selten ein, fische sozusagen nur trocken. Wenn dann an sehr grossen und tiefen Gumpen wo ich eine grössere Raubforelle vermute. Entsprechend kommt ein grösserer schwererer Streamer zum Einsatz den ich gerade so noch werfen kann, der hat natürlich auch einen grösseren dickeren Haken und eine grössere Forelle ein bezahnteres härteres Maul. Der Streamer wird ausgeworfen, die Rute zeigt in Richtung Streamer und die Schnur wird von Hand eingestrippt. Erfolgt ein Biss so geht er ziemlich direkt und hart über die Schnur auf die Hand, dann wird noch mit der Rute ein kräftiger Anhieb gesetzt.
Bei Tenkara ist die Schnur ja an der Rutenspitze angemacht, d.h. ich muss dem Streamer mit der Rute Leben einhauchen und der Biss erfolgt in die relativ weiche Rutenspitze. Die Bissverwertung stelle ich mir da alles andere als optimal vor.
Ähnlich wie wenn man mit einer Stipprute und Spinner fischt, geht zwar aber nicht gut...
Peter

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von Peter »

Hallo Leute

schon bald ist ein Jahr seit dem letzten Beitrag hier vergangen.
Mittlerweile habe ich mich - ein tolles Angebot für eine Komplett-Ausrüstung in der Bucht sei Dank - dazu hinreissen lassen, die Technik zu lernen und ausgiebig zu testen.

Vielleicht erst ein paar Grundgedanken, ich will jetzt auch nicht eine Diskussion über Pro und Kontra wie sie in anderne Foren sehr emotional geführt werden lostreten sondern einfach quasi Erfahrungen eines Einsteigers beschreiben.
Ich betrachte Tenkara absolut nicht als die einzige wahre Fischerei. Wie bei allen Hobbys gibt es unterschiedliche Methoden zum Ziel zu kommen, Tenkara ist eine davon.
Ganz klassisch wird Tenkara mit einer Bambusrute und einer Nassfliege gefischt, die eine handbreite unter der Wasseroberfläche geführt wird. Viele japanische Meister fischen ihr Leben lang nur mit einem einzigen Fliegen-Muster.
Modernes Tackle kann aber durchaus vielfältiger sein. Ich betracht mich nicht als klassischen Tenkara-Fischer, sondern als kreativer Tenkarafischer mit Experimentierfreude. Das heisst, ich fische auch mit der Trockenfleige oder der Nymphe, je nach Situation, möglich sind auch Streamer oder Käfer-Imitationen, es gibt sogar Leute die Mäuse-Imitationen binden und damit fischen.

Tenkara wurde für kleine Flüsse und Bergbäche entwickelt und sollte auch da angewendet werden. Dies nicht aus Traditionalismus, sondern wegen der Grösse der Fische, für die bei Tenkara zweifellos eine Begrenzung nach oben besteht. Je nach Rute liegt diese bei 40 bis 70cm vorsichtig geschätzt. (Extrem-Ruten nun mal nicht eingerechnet)
Auch wieder individuell kann die Länge der Schnur gehandhabt werden. Traditionell ist diese knapp so lange wie die Rute, dazu kommen noch ca. 1m Vorfach.
Bei entsprechender Übung kann die Länge aber durchaus bis auf das 1,5-Fache gewählt werden. Auch das ist im Vergleich zur klassischen Fliegenfischerei noch wenig. Deshalb ja auch die Einschränkung der Gewässer.
Ein immer wieder gelesenes Argument betreffend die kurze Reichweite ist, dass die Fische einem sehen. Das ist zwar richtig, aber gerade eine der spannenden Heruasforderungen, sich so heran zu pirschen, dass sie das eben nicht tun.

Nun zu meinen praktischen Erfahrungen:
Ich habe im Frühling damit angefangen und sofort Spass daran gefunden. Die Erfolge blieben zwar, entgenge allen Unkenrufen aus, aber ich hatte wieder richtig Spass am nichts fangen :lol:
Aus den spärlichen Informationen die im Netz zu finden sind (zumindest in deutsch) habe ich mir alles rausgesaugt, was möglich war und dieses versucht in die Praxis um zu setzten. Es dauerte sehr lange, bis ich überhaupt erste Bisse verzeichnen konnte. Auch schmückte ich tatsächlich einige Sträucher am nahegelegenen Ufer mit Fliegen. Zum Glück konnte ich alle zumindest so wieder runter holen, dass sie jetzt nicht da an den Bäumen hängen bis am
St. Nimmerleinstag.
http://www.tenkarausa.com/# hat einige sehr sehenswerte Videos im Netz, diese haben mir dann auch einiges aufgezeigt, obwohl mein Englisch nicht das beste ist.

Ein Ausflug mit einem hier bekannten passionierten Fliegenfischer brachte dann den Durchbruch und das "Aha-Erlebnis". Er zeigte mir doch so einiges, wo die Fische zu suchen und wie sie an zu werfen sind, etc. Gleich dreimal konnte ich an diesem Nachmittag den Kescher benutzen, der bis dahin mehr Verzierung war…
Nun folgten wieder Ausflüge alleine, aber mit mehr Wissen das es nun auch alleine um zu setzen galt.
Der Erfolg stellte sich sehr schnell ein, zumindest was Bisse anging. Leider waren es meist zu kleine oder/und Aussteiger.
Trotzdem konnte ich bald, zur grossen Freude meiner Kinder, die den Glauben schon fast verloren hatten, eine Vorspeise heim bringen.

Mittlerweile bin ich soweit, dass ich praktisch bei jedem Ausflug ans Wasser Erfolge verzeichnen, und ab und zu auch eine schöne gut massige heim nehmen kann.

Wie bereits eingangs erwähnt ist Tenkara für mich keine Religion, sondern eine tolle Technik, die mit wenig Equipment auskommt, dadurch kann ich auch mal mit dem Velo gehen. Der Reiz liegt für mich darin, die Technik aus zu reizen, und damit auch zu experimentieren.
Entgegen anderen Äusserungen ist fast jede Stelle am Bergbach befischbar. Es ist lediglich eine Frage der Wurftechnik, und die sind, behaupte ich jetzt mal ohne es wirklich zu wissen, genau so vielfältig wie beim klassischen Fliegenfischen.

Nach der Erfahrung die ich bisher sammeln konnte kann ich lediglich einen Nachteil den Matu genannt hatte vollumfänglich bstätigen, und das ist das Problem an langen Pools. Diese pflege ich grosszügig zu umgehen und den anderen zu überlassen. Ansonsten sehe ich gerade in unseren Bergbächen Tenkara als ideal an, wenn man denn Spass dabei hat. Aber ich möchte nochmals betonen, alle anderen Fischereiarten haben genauso ihre Berechtigung, gesetztenfall, man weiss sie korrekt und den Umständen angepasst aus zu üben. Ich selber bin aber mit Haut und haar dem Tenkara-Virus verfallen :twisted:

Soviel zu meinen gewonnenen Erfahrungen. Ich hoffe, dass diese jenen, die sich für die Technik interessieren ein bisschen weiter helfen, ansonsten kann man mich gerne fragen, ich gebe gerne Auskunft. Und falls mal jemand einfach dabei sein möchte um das mal zu sehen, PN genügt :D

Freundliche Grüsse
Peter
seebewohner

Re: Im Westen was Neues - Tenkara

Beitrag von seebewohner »

Danke Peter!
Ist zwar auch schon wieder eine Weile her seit deinem Beitrag, aber genau das richtige für mich. Habe mir jetzt auch eine Tenkara-Ausrüstung bestellt. Da wir oftmals mit wenig Gepäck und Spinruten an Bergbächen unterwegs sind, könnte die Tenkara-Rute eine ideale Ergänzung werden. Kaum Gepäck und trotzdem ein ganz anderer Stil als beim Spinfischen. Eine Fliegenrute ist bei uns ab und zu auch im Einsatz. Aber die ist nur so "zum dabei-haben" einfach unpraktisch und zu lang in unmontiertem Zustand.
Freue mich auf jeden Fall auf nächsten Frühling/Sommer, auch wenn ich dann wohl auch zuerst den einen oder andern Baum mit Fliegen schmücken werde :lol:
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