Der Gletschersee

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alpfish

Re: Der Gletschersee

Beitrag von alpfish »

Danke euch allen für das Interesse
Raubfisch234 hat geschrieben: Würde einmal optimistisch sagen, dass sich die Fische noch vermehren werden oder dies bereits getan haben. So schlecht können die Lebensbedingungen ja nicht sein - sonst wären nicht mehrere Fische von nur 200 Sömmerlingen über 40cm angewachsen. Ob sie sich vermehrt haben, wirst du dann in den nächsten 1-5 Jahren sehen, denke bis dann solltest du mal einen kleinen Fisch gefangen haben, falls sie sich wirklich einmal vermehrt haben.
Die Hoffnung stirbt zuletzt... Der jetzige Bestand hat sicherlich genug Futter zum leben. Die Fische laichen nach beurteilung der Fänge recht früh im Herbst. Der Grund besteht aus dem Schlick der Sedimente. Ob unter diesen Bedingungen aus den Eier rechtzeitig die Brut schlüpfen kann, bevor die Eier durch frische Sedimente zugrunde gehen ist für mich eine offene Frage.
Doubs-hunter hat geschrieben: Die nachweislich älteste gefangene Seeforelle im Yukon Territorry Canada stammte aus dem Kluane Lake (ebenfalls ein trüber, eiskalter Gletschersee). Es war ein männlicher Fisch, 47 Jahre alt und nur 68 cm lang mit 3,6 kg. Gefangen 2009.
... davon würde ich gerne Kiemendeckel und Schuppen sehen.
Garrick hat geschrieben: deine Namaycush dürfte im 11. (+-1Jahr) Altersjahr gewesen sein...

Schuppenanalysen sind bei Namaycush relativ einfach. Müssen aber 30 - 40 Schuppen untersucht werden,
da ansonsten infolge Neuaufbau bei Verlust der Schuppe ein Fehlresultat entsteht. In manchen Seen im Bündnerland
ernähren sich die Namaycush während des Winters sehr intensiv. So dass sie während der Eisschmelze
schon Fett eingelagert haben. Also kaum Wachstumspause.
Beim zählen der Jahresringe finde ich auch eher weniger Abstufungen als es sein müssten. Allgemein nimmt die Unsicherheit der Bestimmung bei alten Fischen zu. Die Wachstumskurve im Gletschersee wird ziemlich sicher deutlich abweichen im Vergleich zu einem See mit Futterfischen. Je älter/grösser der Fisch, umso weniger kann er noch zulegen. Die Wachstumsringe liegen dann sehr nahe aneinander. Wenn deine Altersangabe stimmt, hätten sich die Fische recht früh erfolgreich verlaicht. Bisher vermisse ich einfach deutliche Grössenunterschiede im Bestand.

Hier noch ein par Zusatzdaten:

zweiter Kiemendeckel der Namaycush von 2013:
Bild

Schuppe derselben:
Bild

Schuppe von einem der Besatzfische:
Bild

Der zweite Besatzfisch hat sich vor der Probenahme verabschiedet... :mrgreen: . Der Unterschied in der Schuppengrösser erklärt sich wohl wegen abweichender Probestelle; wobei ich in beiden Fällen die Schuppen im vorderen Teil oberhalb der Seitenlinie entnahm. Es wurden jeweils zwei Schuppen untersucht, welche praktisch identisch aussahen.
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Garrick
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von Garrick »

Hallo Alpfish

Hat du eigentlich irgend wo mal erwähnt um welchen See es sich handelt?

Die Schuppe vom Besatzfisch hat aber eine schön regelmässige Zeichnung! :wink: Könnte auf "Durchfüttern" hindeuten. Also kaum Ruhephase nach Jahreszeit.
Für die Schuppenanalyse braucht man 30-40 Schuppen. Dann kann ein Fachmann relativ gut das Alter bestimmen.
Aber genau wird's definitiv nur mit den Otolithen.

Hier siehst du schön was mit dem Schuppenmuster passiert wenn der Hecht plötzlich nach Jahren schwieriger Futtersuche
Massfische in Form von Regenbognern als Nahrung bekommt.
Eine massive Beschleunigung des Wachstums in den letzten zwei Jahren seines Lebens.
Bild
forellenfreak

Re: Der Gletschersee

Beitrag von forellenfreak »

Der spannendste Tread hier im Forum.
Lese immer begeistert mit und bin einfach nur beeindruckt......Kompliment alpfish, Garrick :v:
alpfish

Re: Der Gletschersee

Beitrag von alpfish »

Garrick hat geschrieben:Hallo Alpfish

Hat du eigentlich irgend wo mal erwähnt um welchen See es sich handelt?
ja, im Freundeskreis ist das bekannt. Auf dem weltweitNezt genügt es zu wissen, dass es viele ähnliche Seen in den Alpen gibt, bei denen man nicht wirklich an ein Fischvorkommen denkt.
Mit dem Gletscherschwund werden es jetzt sogar immer mehr.
Garrick hat geschrieben:Die Schuppe vom Besatzfisch hat aber eine schön regelmässige Zeichnung! :wink: Könnte auf "Durchfüttern" hindeuten. Also kaum Ruhephase nach Jahreszeit.
Für die Schuppenanalyse braucht man 30-40 Schuppen. Dann kann ein Fachmann relativ gut das Alter bestimmen.
Aber genau wird's definitiv nur mit den Otolithen.
Bei allen Schuppen von Salmoniden habe ich bisher immer so gleichmässige Ringe vorgefunden. Ohne Referenz dünkt es mich sehr schwierig hier eine Bestimmung zu machen.
Der Grund der Schuppenprobe war die Überlegung, dass ich dann den entnommenen Fisch mit den freigelassenen direkt vergleichen kann.
Ich interpretiere das Resultat so, dass beide Schuppen demselben Jahrgang entsprechen können. Mehr als zwei drei Schuppen möchte ich einem lebenden Fisch nicht entnehmen.
Ehrlich gesagt sehe ich den Mehrwert von dieser hohen Schuppenanzahl nicht wirklich, weil jene die ich bisher angeschaut habe sich immer sehr ähnlich sahen.
Garrick hat geschrieben:Hier siehst du schön was mit dem Schuppenmuster passiert wenn der Hecht plötzlich nach Jahren schwieriger Futtersuche
Massfische in Form von Regenbognern als Nahrung bekommt.
Eine massive Beschleunigung des Wachstums in den letzten zwei Jahren seines Lebens.
Hier noch meine aktuelle Interpretation der Jahresringe:

Bild

Falls ich in so fünf Jahren eine der zwei ausgesetzten Namaycush wiederfange, werde ich das Bild vom Kiemendeckel hier reinstellen :mrgreen:.
- das könnte dann ähnlich werden wie deine Hechtschuppe, aber vorher sollen die sich dort mal tüchtig vermehren.
The Beastmaster

Re: Der Gletschersee

Beitrag von The Beastmaster »

@Garrick
Tolle infos über die Altersbestimmung die du da hast.
Weisst du wer bei uns in GR solch eine Analyse durchführen könnte? Kann man das selbst oder ist der Aufwand zu gross?
Habe mich schon oft gefragt, wie Alt denn die gefanfenen Kapitalen so sind. Wäre interessant solche fische zu untersuchen und die Informationen zusammenzutragen. Macht das bei uns jemand, oder ev. das AJF oder gibts da sonst irgendwelche Untersuchungen über die entwicklung der Fische un unseren Gewässern?
alpfish

Der Gletschersee IV

Beitrag von alpfish »

Wieder einmal konnte ich mir die Zeit nehmen, meine geliebten Bergseen aufzusuchen. Der Bach im Tal war verdächtig weniger trüb als erwartet.
Mit ein Grund bei diesem Ausflug auch beim Gletschersee vorbei zu gehen.

Der Gletschersee ist tatsächlich weniger trüb als sonst im Hochsommer. Vielleicht wegen dem wärmeren Klima? - der Gletscher weicht stetig zurück und verursacht wohl weniger Geschiebe. Auch ist der Ausfluss klein genug, um auf die andere Seite vom See wechseln zu können. Die meisten Fischbeobachtungen und Fänge haben im hinteren Teil auf dieser Seite stattgefunden. Tatsächlich kann ich schon bald beobachten, wie ein Fisch ab und zu Anflugnahrung aufnimmt. Im Uferbereich bildete seine Nahrungssuche dann sogar die Kette, welche ein gezieltes Anwerfen ermöglicht...

Die Namaycush ist gut 40 cm lang und wartet nun im Packsack mit viel Wasser auf die Umsiedlung in den anderen See ;-).

Da wo der Fang stattgefunden hat, sieht man vereinzelt angetriebene Anflugnahrung. Hier ist es fast Windstill. Vom Ausfluss her weht ein sanfter Wind vom Tal den Berg hinauf. Die Wellen vom vordereren Seeteil laufen allmählich aus und das Wasser wird ruhig. Manchmal, wenn der Wind etwas stärker wird,erreichen die Wellen auch das Ufer unter dem Berghang. Ich gehe weiter zu dem Kaskadenfall, von wo das abstürzende Gletscherwasser in einem kleinen Delta dem See zufliesst. Bald erkenne ich im Bereich der abklingenden Strömung angesammelte Anflugnahrung die einen regelrechten Teppich bildet. Genau dort sieht man regelmässig Fische, erst das Maul, dann manchmal auch noch die Rückenflosse im sich sanft ausbreitenden, feinen Ring. Die Fische haben offensichtlich keine Eile beim Futtern. Ich bin begeistert, noch nie habe ich die Fische im Gletschersee so häufig steigen sehen wie hier!
Weiter balanciere ich mich über die Steine der verästelten Zuflüsse vom Delta bis zum Felsriegel vor, das den direkten Zugang von der anderen Seite her versperrt. Hier nun kann ich den Fliegenteppich von ganz nah am Ufer beobachten. Erst erwarte ich frisch geschlüpfte Zuckmücken, doch die sind rar. Ein Potpurri aus allerlei, die Hauptmenge besteht jedoch aus tausenden von winzig kleinen, schwarzen Zweiflüglern, einzelne, aber sehr oft auch in kleinen oder grösseren Flocken zusammengebündelt. Sind das geflügelte Ameisen? Nein, die sehen aus wie: schwarze, geflügelte Blattläuse! Und tatsächlich kann ich nun eine erste Namaycush von nah beobachten, die direkt am Ufer genüsslich einzelne der Viecher einschlürft. Sie nimmt selektiv die kleinen Läuse auf!
Es hätte auch Wespen, Hummeln, Bienen, Schnaken und vereinzelt recht muntere Eintagsfliegen auf dem Wasser. Kein Interesse. Manchmal sehe ich zwei Fische nebeneinander ohne Futterneid dem Ufer entlang dicht unter der Wasseroberfläche. Sobald sie etwas tiefer stehen verschwinden sie im Trüben. Aber Hallo - die da war maximal 30 cm lang! Und die da hinten ist noch kleiner!

Kein Zweifel, es hat Nachwuchs im See, wohl schon seit langer Zeit. Die Hoffnung hat sich nun also - nach 22 Jahren - erfüllt.

Die Fische könnten problemlos auf jeder Handlänge eine Laus pflücken - oder auf die Schnelle ein ganzes Bündel einsaugen; stattdessen patroullieren sie ewig herum, um dann genau die eine Laus zu nehmen - keine Ahnung wiso gerade diese. Ich vermute das bei diesem riesigen Futterangebot der Flaschenhals der Nahrungsaufnahme das kalte Wasser ist. Die Verdauung braucht Zeit. Die geflügelte Blattlausgeneration war wohl auf dem Weg, neue Futterquellen zu erschliessen. Nun hat sie der Wind selbst als Nahrung abgelegt - Schicksal der Natur.

An dieser Stelle gibt es nun ganz neue Schwierigkeiten einen Fisch zu fangen. Fliegen in Blattlausgrösse habe ich nicht, und selbst wenn, wiso sollte gerade diese genommen werden? Ich versuche es mit derselben Fliege von vorher, eine Schnakenimitation - kein Fisch zeigt Interesse.
Auf dem Rückweg zur Fangstelle von vorher wird es besser, hier hat es weniger Nahrung mit weniger Fisch. Hier klappt es eine Portionsgrösse zu fangen.

Zurück beim Camp wird der eine Fisch ausgesetzt und der andere zubereitet. Das Auswaiden bestätigt die Erwartung; ein prall gefüllter Magen mit blatten Läusen :mrgreen: .

Der Fisch schmeckte vorzüglich und nun weiss ich: es wird noch viele geben.
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thymallus
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von thymallus »

Einfach immer ein Genuss, Deine stimmungsvollen, gut beschreibenden und qualitativ hochstehenden Berichte! Vielen Dank für's Teilen! :thanks:

Auch wenn ich grundsätzlich Deiner Meinung bin und auch glaube, dass es Nachwuchs gibt im Gletschersee: Man muss immer auch daran denken, dass Saiblinge (auch Namaycush) extrem "auseinanderwachsen" können und es nicht hundertprozentig sicher ist, dass der Nachwuchs nicht einfach kleinwüchsige Besatzfische sind (es sei denn Du hast wirklich kleine Fische um die 10-15 cm gesehen). Kenne das von den Seesaiblingen her, wo 2jährige Fische aus derselben Streifung nach 2 Jahren zwischen 8 und 40 cm Länge streuten... Bei dem langsamen Wachstum der Kanadier in solchen Seen ist das ja nicht ganz auszuschliessen. Kiemendeckelanalysen oder Otholitenproben könnten da wohl mehr Aufschluss geben.
God made one third of the earth land and two thirds water which clearly shows that he intended man to spend one third of his time plowing an two thirds fishing!
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von Loup »

Ein stimmiger, hochstehender Bericht, der echt Freude macht zu lesen. Danke fürs einstellen.
Gruss vom Murtensee
Loup
alpfish

Re: Der Gletschersee

Beitrag von alpfish »

Danke euch für den Feedback!

@thymallus: ich schätze den kleinsten Fisch den ich gesehen habe auf etwa 25 cm. Möglich ist natürlich vieles. Ich sehe aber noch einen ganz anderen Aspekt. Die intensive Suche nach Fischen am Anfang war auch nach mehreren Jahren immer negativ. Natürlich haben sich danach meine Beobachtungsgänge reduziert. In den letzten Jahren nun war es aber doch wesentlich häufiger möglich einen Fisch zu entdecken. Meine Theorie dazu ist, dass nach dem Besatz ein beträchtlicher Verlust eingetreten ist. Auch von anderen Seen weiss ich, dass frisch besetzte Fische oft abwandern. Bei Seen mit einem kleinen, eher konstanten Ausfluss kann mit einer Steinbarriere das etwas gebremst werden. Beim Gletschersee war das absolut nicht möglich. Wenn die Nullgradgrenze der Nacht im Sommer sehr hoch liegt, rauscht ein Riesenbach aus dem See. Die Fische die da abwandern sind verloren. Desweitern vermute ich, dass nur ein Teil vom verbleibenden Besatz an einer Stelle gelaicht haben wird, die einen erfolgreichen Nachwuchs bilden kann. Die nächste Generation hat dann wahrscheinlich einen Heimvorteil. Diese Theorie kann auch bedeuten, dass der Bestand aufgrund weniger Elterntiere wegen Inzucht längerfristig aussterben könnte. Vom Zeithorizont her ist es gut möglich dass praktisch alle Fische die gefangen wurden Nachwuchstiere sind. Die Altersbestimmungen die hier dargestellt wurden, wiedersprechen dem nicht- sie zeigen einfach auf das die Tiere etliche Jahre auf dem Buckel haben und langsam wachsen. Allgemein haben die Fische eine gute Kondition. Es hat für den Bestand genug Futter, aber das kalte Wasser lässt kein grösseres Wachstum zu.
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Flümi
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Re: Der Gletschersee

Beitrag von Flümi »

Immer wieder interessant, von dir zu lesen. Merci :)
Gruss, Stefan
Schlitzohr, Spassvogel, durchschnittlicher Allrounder und Märchentante Bild

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