Der Herbst mit seiner klaren Luft, den wunderschönen Landschaftsfarben und fast greifbar scheinenden Bergen ist für mich die schönste Zeit zum Fischen am Bergsee. Die Wetterprognose war eigentlich gut und umso grösser war die Enttäuschung, als wir frühmorgens den dicken Nebel sahen, der sich über Nacht über das Rhonetal gelegt hatte.
Während der Autofahrt ins Val d’Anniviers diskutierten wir lange, ob wir wie geplant zum Illsee laufen oder doch lieber die sicherere Variante wählen und zum Lac de Moiry fahren sollten. Schliesslich siegte die Lust auf Stille, Abgeschiedenheit, etwas Abenteuer und mehr wildgewachsene als besetzte Forellen. Auf etwa 2000 m.ü.M. lichtete sich plötzlich der Nebel und strahlender Sonnenschein erleuchtete die frisch gepuderten Gipfel und das darunterliegende Nebelmeer. Ein herrlicher Anblick und Bestätigung dafür, dass wir uns für die richtige Variante entschieden hatten.
Blick auf das nebelbedeckte Val d’Anniviers
Die Strasse hinauf zum Illsee endet auf fast 2500 m.ü.M. Von dort sind es etwa 20 Minuten Fussmarsch hinunter zum Stausee, der sich auf 2360 m.ü.M. befindet. Bei der Steilheit des Hanges, dem mit Reif bedeckten Boden und der mitgeschleppten Kochausrüstung und Verpflegung unseres Grillmeisters war der kurze Abstieg allerdings kein leichtes Unterfangen.
Abstieg zum Ilssee
Am See angekommen, sahen wir viele Ringe von frisch besetzten Regenbodenforellen-Sömmerlingen die an der Oberfläche nach Insekten stiegen.
Steiles Ufergelände
Viele kleine Fische an der Oberfläche
Also galt es, diese zu schonen und tief unten und weit draussen mit grossen Ködern nach Cristivomer zu fischen.
Gegen Mittag hatten wir einige massige Fische, knapp über 30 Zentimeter Länge, gefangen. Relativ klein zwar und schwierig zu überlisten, dafür aber wildgewachsen mit einem wunderschönen Kleid und perfekten Flossen.
Wunderschöne Regenbogenforelle
Schreiberling mit Cristivomer
Der feine Duft, den unser Grillmeister über den Talkessel verbreitete, lockte keine Fische, dafür aber umso mehr uns zwei hungrige Fischer an. Zwei Kotellets, ein Lammfilet und eine Schweinsbratwurst – wohlgemerkt pro Person - und dazu griechischer Salat waren auf dieser Höhe ein paradiesisches Vergnügen und Stärkung genug um auch den Nachmittag mit intensivem Fischen bei relativ kühlen Temperaturen unbeschadet zu überstehen.
Tolle Feldküche gefällig?
Sogar der italienische Rotwein mit «Zapfen» war in dieser Abgeschiedenheit buchstäblich ein besonderer Genuss.
Am Nachmittag fischten wir mit neuen Kräften weiter und fingen noch einige knapp massige Fische. Auch wenn der steile Aufstieg vom See immer ziemlich anstrengend ist, werden wir den Illsee auch nächstes Jahr wieder besuchen. Wir sind sicher, dass er aus seinen dunkelblauen Tiefen noch einige Überraschungen preisgeben wird.